Kurz-Kommentar zum Film: Gwangis Rache ∗ The Valley Of Gwangi (1969)
Der wohl bedeutendste Vorläufer der Jurassic Parc- bzw. Jurassic-World-Filmreihe ist Gwangis Rache. Bereits hier geht es um einen prähistorischen, fleischfressenden Dinosaurier, der freilich noch nicht im Rahmen einer High-Tech-mäßig ausgestatteten Eventshow seinen Auftritt erhält. Hier ist es vielmehr ein eher drittklassiger, zudem vor der drohenden Pleite stehender Provinz-Zirkus, wo der Dino die alles zum Besseren Wendende, außergewöhnliche Attraktion werden soll. Die Vorlage geht auf Ray Harryhausens Mentor, den US-Stop-Motion-Pionier Willis O’Brien zurück. O’Brien machte durch seine immer noch überaus ansehnliche, brilliant-meisterhafte Gestaltung King Kong und die weiße Frau (1933) letztlich zu dem Klassiker als der er gilt. Auch in Gwangi verläuft es händlungsmäßig ähnlich wie bei King Kong. Der Dino bricht aus, zerstört eine kleinere Stadt und kommt schließlich in einer brennenden Kirche in den Flammen um.
Ansonsten ist der Plot jedoch über weite Strecken recht schwach geraten, entsprechend muss man zwischendrin schon mal etwas mehr als nur ein Auge zudrücken. Und ebenso gilt, dass die Stop-Motion-Tricks zwangsläufig klar als solche erkennbar sind. Aber auch wenn die zweifellos liebevoll ausgeführten Tricksequenzen heutzutage zwangsläufig eindeutig antiquiert sind, so entwickeln sie nicht zuletzt im Zusammenwirken mit den ebenfalls nicht aus dem PC stammenden, wiederum in reiner Handarbeit erstellten Hintergrundmalereien (Matte-Paintings), besonderen nostalgischen Charme. Dass es sich hierbei eben nicht bloß um eines der seinerzeit geläufigen schwarzweißen Dino-Spektakel, sondern vielmehr um ein in üppigen Farben gehaltenes handelt, spielt dabei wohl auch eine mitentscheidende Rolle. Da ist es dann auch nicht wirklich tragisch, dass die Titelfigur anstelle eines Tyranno- „nur“ ein Allosaurus ist. Das Entscheidende ist hier aber, dass der Film als Home-Video-Veröffentlichung zuvor niemals derart gut ausgesehen hat und auch im Jahre der Uraufführung kaum besser ausgesehen haben dürfte.
Für meinen Geschmack sogar noch deutlich eindrucksvoller als Gwangi selbst sind jedoch die Begegnungen mit dem im Verhältnis zum Gewohnten absolut winzigen urzeitlichen Pferd, einem in der Höhe nur rund 35 cm erreichenden Eohippus. Dieser Urverwandte unserer heutigen Pferde stammt ebenfalls aus dem schwer zugänglichen, vergessenen Tal, in dem neben Gwangi weitere urzeitliche Geschöpfe überlebt haben. Gerade die Szenen mit dem kleinen Pferd, welche die Filmhandlung entscheidend anschieben, bilden auch heutzutage noch in ganz besonderem Maße einen ungemein gelungenen Einfall, der bemerkenswerterweise in den modernen High-Tech-Dino-Spektakeln unserer Tage bisher keine Neuauflage erfahren hat. Ob dies vielleicht nur daran liegt, dass die winzigen Tierchen doch erst ein paar Millionen Jahre nach den Dinos existierten?
Gwangis Rache in HD auf Blu-ray
Bild und Ton
Von Seiten des Anbieters Plaion Pictures kommt Gwangi als 11ter Teil der „Creature Feature Collection“ in eher schlichter Aufmachung daher, nämlich ohne Begleitheft, im üblichen blauen Amaray-Set, eingesteckt in einen einfachen Pappschuber. Darin enthalten ist derselbe HD-Transfer, den Warner Archive in den USA bereits im Jahr 2017 veröffentlicht hat. Das HD-Bild erweist sich als mit Abstand das Beste was zu diesem Film im Home-Video-Bereich bislang überhaupt veröffentlicht worden ist. Sehr gute Werte für Kontrast, Schärfe und auch die satte Farbwiedergabe sorgen in Kombination mit einem tadellosen Schwarzwert für einen insgesamt überaus frischen und detaillierten Bildeindruck, der mit fein abgestuften, vielfältigen Details aufwartet. Da sämtliche vorherigen Präsentationen qualitativ erheblich bescheidener aussehen, macht es jetzt ganz besonders viel Spaß mit Gwangi auf nostalgische Spurensuche zu gehen. Und da wo das Bild zwischendurch schon auch mal unübersehbar etwas stärker schwächelt, betrifft dies die noch in reiner, dabei äußerst mühevoller und zeitäufwändiger Handarbeit (!) ausgeführten Tricksequenzen, in denen in der komplizierten Kombination von Trick- und Realfilm mehrfach übereinander gelegt/kopiert/belichtet werden musste. Entsprechend auffällig ist dabei neben dem Verlust an Detailschärfe sowie der leicht eingeschränkten Farbwiedergabe auch eine besonders deutliche Portion Filmkorn. Aber das gehört letztlich alles ja beim klassischen Kino-Dino-Abenteuer eindeutig mit hinzu. Insgesamt dürfte Gwangi auch im Uraufführungsjahr kaum besser ausgesehen haben.
Als ebenfalls sehr solide erweist sich die Tonspur, welche insbesondere im englischen Original, aber auch in der deutschen Synchronfassung nur geringfügig dahinter liegend, mit einem klaren guten Monosound aufwartet.
Extras
Die vom Umfang recht bescheidenen Boni der US-Ausgabe (US-Trailer und zwei kleine Featuretten) sind in der deutschen Veröffentlichung etwas erweitert. Neben einem deutschen Erstaufführungstrailer gibt’s noch die übliche nette Bildergalerie hinzu. Von den zwei kleinen US-Boni-Features ist der knapp zweieinhalb-minütige Clip „Gwangi & Vanessa“ ein kleines nostalgisches Statement von Vanessa Harryhausen, der während der Dreharbeiten in Spanien anwesenden Tochter des Spezialeffekt-Künstlers, welche das Gwangi-Knetgummi-Modell von ihrem Vater im Nachhinein geschenkt bekommen hat. „Return to the Valley mit Ray Harryhauen“ ( 8 min.) ist gehaltvoller. Vermittelt es doch immerhin einen Eindruck vom mit der Realisierung der Stop-Motion-Tricks und ihrer Kombination mit den menschlichen Akteuren verbundenen wahrlich extremen und zeitintensiven Arbeitsaufwand.
Fazit: Gwangis Rache ∗ The Valley Of Gwangi stammt aus dem Jahr 1969 und ist damit tricktechnisch zwangsläufig nicht up to date. Neben der besonders hervorzuhebenden, erstklassigen Qualität der jetzigen Veröffentlichung spielt schon auch der Nostalgiefaktor eine wichtige Rolle. Aber in besonderem Maße ist es der Respekt vor der eindrucksvollen Arbeit des legendären Stop-Motion-Spezialisten Ray Harryhausen das, was die Begegnung mit dem Film immer wieder reizvoll macht.
Hier geht’s zum Gewinnspiel.
© aller Logos und Abbildungen bei Plaion Pictures. (All pictures, trademarks and logos are protected by Plaion Pictures.)





