Frida

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
6. März 2003
Abgelegt unter:
CD

Score

(4/6)

Für den Film über das Leben der exzentrischen mexikanischen Malerin Frida Kahlo schrieb Elliot Goldenthal eine auf den ersten Hörblick ungewöhnlich melodieorientierte Musik mit stark folkloristischem Einschlag. Der Einsatz von mexikanischer Gitarre und Harfe, klassischer Gitarre, Marimba und Akkordeon verleiht der Musik ein ausgeprägtes mexikanisches Feeling. Besonders reizvoll sind die gelegentlichen Einsätze der Glasharmonika.

Auf der CD ist Goldenthals Komposition stark mit echter mexikanischer Folklore durchsetzt. Eine etwas problematische Mischung, die nicht jedermanns Sache ist und anfänglich auch die richtige Einschätzung der Filmmusik erschwert. Erfreulicherweise sind im Beiheft genaue Angaben zur Autorenschaft der einzelnen Tracks enthalten. Programmiert man die Goldenthal-Stücke allein, bleiben rund 31 Minuten Musik übrig. Eine gute halbe Stunde in einer fast durchweg sanften, oftmals melancholischen, intim-transparent gehaltenen Tonsprache, die im Ausdruck der mexikanischen Folklore stets eng verbunden bleibt. Eher vereinzelt schimmert ein wenig der „gewohnte“ modernistisch-kühne und harmonisch geschärfte Stil Goldenthals (bekannt z. B. aus Michael Collins, Alien 3) hindurch, so z. B. im Eröffnungs-Track, „Benediction and Dream“, wo weibliche Vocalise über elektronisch erzeugten Klangflächen ertönt; gekoppelt mit traditionell klingenden Einwürfen von Gitarre, Marimba und Akkordeon wirkt das Ganze dank der modernen Harmonien stark verfremdet, geradezu albtraumhaft. Wie der Komponist im solide ausgestatteten Begleitheft anmerkt, hat er die Teile, in denen er beim Komponieren zu deutlich komplexeren harmonischen Strukturen gelangte, letztlich doch weitgehend wieder verworfen, da diese nicht mit dem Filmgeschehen harmonierten.

Einen gewichtigen Score-Anteil haben originale mexikanische Lieder, zu denen Goldenthal noch drei eigene – im entsprechenden Stil komponierte – beisteuerte. So fügen sich originale Folklore, nachempfundene (neu komponierte) Lieder und dem folkloristischen Klangidiom eng verbundene Filmkomposition bruchlos zusammen. Für manchen Goldenthal-Freund dürfte die Begegnung mit der sanften, melodisch-melancholischen Musik zu Frida schon etwas gewöhnungsbedürftig sein, gar ein wenig als „ein Goldenthal“ mit (zu) wenig Biss wirken. Ein Probehören, möglichst gezielt auf die originalen Goldenthal-Kompositionen abzielend, ist daher angeraten.

Erschienen:
2002
Gesamtspielzeit:
52:47 Minuten
Sampler:
Universal
Kennung:
DG 474 150-2

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