Fantastic Voyage

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
25. Dezember 2003
Abgelegt unter:
CD

Score

(5/6)

Zum auch heutzutage noch beachtlichen Sciencefiction-Abenteuer Fantastic Voyage • Die phantastische Reise (1966) lieferte Rosenman einen ebenfalls stark avantgardistischen Score — siehe auch die DVD-Rezension. Als „Main Title“ gibt es eine heutzutage absolut antiquiert wirkende sciencefictionhafte Klangcollage aus teilweise verfremdeten Geräuscheffekten — vom Herzklopfen über Schreibmaschinen-Tippen bis zu etwa bronzezeitlicher Klangsynthetik. Die eigentliche Musik setzt übrigens erst ein, wenn besagte fantastische Reise beginnt und ist anschließend fast durchgehend präsent — ein sehr geschickter dramaturgischer Kunstgriff.

Rosenmans Klangschöpfung ist besonders reich an vielfältigen, impressionistisch anmutenden Klangfarben und ebenso gibt es verschiedentlich ein besonders Rosenman-typisches Markenzeichen: die sich aus Akkordblöcken der Blechbläser formende Klangpyramide. In diesen anfänglich ebenfalls athematisch scheinenden Klängen spielt ein Basis-Motiv aus vier Noten für das Miniatur-U-Boot, Proteus, eine entscheidende Rolle. Die Musik folgt übrigens den Stimmungen und auch den Aktionen des Films sehr genau. Nach etwas Eingewöhnung entpuppen sich die anfänglich abstrakten Klänge sogar als hervorragend bildhaft und illustrativ wirksam, z. B. wenn Rosenman die auf den Sehnerv wirkenden Lichtimpulse durch pulsierende Klangschichtungen hörbar macht. Schließlich wird die aus dem Mikrokosmos der Blutbahnen des menschlichen Körpers in die „Realität“ zurückgekehrte U-Bootbesatzung wieder auf ihre normale menschliche Größe transformiert. Und siehe da, auch die Musik wendet sich in vertraute tonale Klanggefilde und wird zu einem triumphalen Abschluss gebracht.

Das aus der FSM-Frühphase stammende CD-Album präsentiert die Musik in sehr sauberem Stereo-Sound und wartet dazu mit einem (gegenüber den heutigen) zwar etwas bescheidener ausgestatteten, aber trotzdem recht informativen Booklet auf.

Rosenman wurde (zusammen mit Alex North) zum Wegbereiter der Neuen Musik in Hollywood. Mit The Cobweb bereitete er zugleich das Terrain, auf dem Jerry Goldsmith später vergleichbar avantgardistisch-experimentelle Filmpartituren aufsetzen konnte, wie Freud (1962), The Satan Bug (1965), Planet of the Apes (1968) sowie The Illustrated Man (1969).


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Rosenman, Leonard

Erschienen:
1998
Gesamtspielzeit:
47:28 Minuten
Sampler:
FSM
Kennung:
Vol. 1 No. 3

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