Freedomland
Zu Freedomland • Das Gesicht der Wahrheit, einem Thriller-Drama über Rassismus, lieferte James Newton Howard die musikalische Untermalung. Eine, die ihre Herkunft aus den Genres Rock und Pop eindeutig hörbar unterstreicht. Rockige Rhythmik und Einwürfe der E-Gitarren stehen für Ersteres, und darüber hinaus hält der Komponist eine süßlich-schlichte popliedartige Melodie bereit, die meist vom Klavier über Streicherteppich intoniert wird. Ruhige Stücke und stärker aggressiv gehaltene wechseln einander ab. Dazwischen und auch im Mix gibts allerdings arg viele rein atmosphärische Passagen, die überwiegend aus synthetischen, meist rhythmisch strukturierten Sounds bestehen. Unterm Strich ist das Ganze, abgesehen von verschiedenen annehmbaren Teilen, eine doch recht flaue Hörangelegenheit.
United 93
Inzwischen sind offenbar auch die Ereignisse des 11. September 2001 reif für die Kinoleinwand. Den Anfang machte United 93 • Flug 93 (Kinostart: 1. Juni 2006), in dem Regisseur Paul Greengrass (The Bourne Supremacy) versucht, die Ereignisse an Bord von United Airlines Flight 93 in Echtzeit zu rekonstruieren. Was hier über eine knappe Dreiviertelstunde aus den Boxen schwingt, ist nur noch bedingt als Musik im üblichen Sinne zu bezeichnen. Beim Anhören der fast durchgehend synthetischen Sounds — Orchestrales spielt fast keine Rolle! — kam mir rasch Nicht auflegen! in den Sinn. Das dazu Geschriebene könnte ich hier praktisch 1 : 1 wiederholen und dabei die Frage nach dem Sinn derartiger Veröffentlichungen fett unterstreichen. Das zu Hörende besteht nämlich zum größten Teil aus pochenden und klopfenden collageartigen Synthie-Sounds, die von einzelnen motivischen Einwürfen des Orchesters und gelegentlich auch von Knaben-Vokalise (Oliver Powell) meist nur kurz unterbrochen werden. Allein in den beiden letzten Tracks des Albums („The End“ und „Dedication“) kommt das Orchester stärker zum Zuge. Auch wenn dies im Film vielleicht durchaus überzeugende Atmosphäre schafft; sind derartige Klänge überhaupt noch in der Lage, für sich alleine, also als Höralbum, zu funktionieren? Eine Frage, die sicherlich nur individuell beantwortet werden kann. Allerdings dürfte hier wohl für die meisten Leser das Fazit des o. g. Artikels gelten: also besser „nicht auflegen“.
Fazit: Zugehörig zur Gattung Funktionsmusik! Das ist es, was man diesem Varèse-Duo in erster Linie ins Stammbuch schreiben kann und m. E. auch muss. Kann man dabei Freedomland immerhin noch begrenzte Hörqualitäten attestieren, United 93 besteht hingegen überwiegend aus eher Geräuschartigem und dürfte daher für die meisten Leser ein CD-Album der Kategorie „nahezu unanhörbar“ abgeben.
Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zum Jahresausklang 2006.
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