Eric Coates, Albert Coates | Elgar | Coward

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
28. April 2021
Abgelegt unter:
Klassik

Eric Coates war geradezu die Ikone der unverwechselbaren und charakteristischen sinfonischen Unterhaltungsmusik von der Insel, der „Britsh Light Music“. Die auf der CD 1 vereinten Orchestersuiten sind von ihm höchstpersönlich dirigiert. Sie gehen praktisch direkt ins Ohr und sind im Ausdruck durchweg geprägt von Leichtigkeit und melodischem Charme.

Die auf Themen des englischen Barockkomponisten Henry Purcell beruhende Orchestersuite, welche CD 2 eröffnet, stammt von Albert Coates (der mit Eric nicht verwandt ist). Das Thema des eröffnenden „Rondeau“ kennt wohl praktisch jeder, da es auch Benjamin Britten als Ausgangspunkt seines berühmt gewordenen „Orchesterführer für junge Leute“ verwendete. Britten hat es vermutlich selbst exakt über die Suite von Albert Coates entdeckt. Die „Enigma-Variationen“ bedeuteten für ihren Schöpfer Edward Elgar den Durchbruch. Sämtliche der insgesamt 14 abwechslungsreich und farbenfroh gehaltenen Variationen sind leicht zugänglich. Sie stehen an der Grenze zur „seriösen“ Konzertmusik. Deren 9te „Nimrod“ ist sogar ein Ohrwurm par excellence, der regelmäßig in den „Last Night of the Proms“ sein Publikum mitreißt. Über den (erst später hinzugekommenen Titel) „Enigma“ (Rätsel) muss man sich erst einmal keine Gedanken machen.

Die bereits zur Musik von Eric Coates genannten Attribute Leichtigkeit und melodischer Charme gelten ebenso für das reizende rund 35-minütige Ballett „London Morning“ von Noël Coward, einem bemerkenswerten Multitalent (Schauspieler, Schriftsteller und Komponist). Bei der Instrumentierung dieser hierzulande eine originelle Rarität darstellenden Ballettmusik hat Gordon Jacob geholfen. Geoffrey Corbett dirigiert die London Symphony in der stereofonen Einspielung aus dem Jahr 1959. Die Purcell-Suite sowie die Enigma-Variationen von Edward Elgar werden von Malcolm Sargent (1895-1967) geleitet, der in besonderem Maß über die Proms-Konzerte bekannt geworden ist, deren Chefdirigent er seit 1948 war.

Auch bei dieser Kompilation sind neben den Musiken wiederum die aufnahmetechnischen Aspekte besonders bemerkenswert. Obwohl die Decca gegenüber RCA noch zwei Monate länger brauchte, um (ab Mai 1954) ebenfalls stereofon – mit dem legendären Decca-Tree – aufzuzeichnen, hatte sie die Nase bereits in der Vor- und Frühphase von High-Fidelity sogar noch ein Stückchen weiter vorn. Bereits 1945 führte Decca nämlich das zwar noch monorale aber bereits mit dem erstaunlichen Frequenzgang von 80–15.000 Hz aufwartende „Full frequency range recording (ffrr)“ System ein. Den beträchtlichen Qualitätssprung konnte allerdings die 78er-Schellack-Technologie nur unzulänglich abbilden. Richtig zum Tragen kam dieser dann mit der Einführung der Langspielplatte (LP) ab Ende 1948. Die Decca hat somit das Publikum bereits frühzeitig in besonderem Maße auf die sich ankündigende Hi-Fi-Ära der Schallplatte aktiv eingestimmt und war hier sogar den ab 1951 auf dem US-LP-Markt erschienenen ebenfalls höchstklassigen Mono-Aufnahmen „Mercury Living Prensence“ voraus. Die aus den Jahren 1949 und 1953 stammenden ffrr-Aufnahmen (Coates x 2 und Elgar) belegen dies durch ihre markante Transparenz und erstaunliche Frische im Klang. Man kann diese darüber hinaus dem 1959 stereofon aufgenommenen Ballett „London Morning“ gegenüberstellen. Drei große Namen kommen bei dieser feinen Doppel-CD-Kompilation noch mit zum Tragen: der des (späterhin) legendären Solti-Wagner-Ring-Produzenten John Culshaw und die der renommierten Toningenieure Kenneth Wilkinson und Arthur Bannister.

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Erschienen:
2020
Gesamtspielzeit:
143:19 Minuten
Sampler:
Decca Eloquence
Kennung:
ELQ4840190 (Universal Music) 2 CDs
Zusatzinformationen:
New Symphony Orchestra of London; London Symphony Orchestra; London Philharmonic Orchestra; Dirigenten: Eric Coates, Sir Malcolm Sargent, Geoffrey Corbett

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