El Cid (Blu-ray)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
31. Dezember 2009
Abgelegt unter:
Blu-Ray

Film

(4.5/6)

Bild

(5/6)

Ton

(4.5/6)

Extras

(5/6)

Seit dem Spätsommer 2009 sind zwei der Bronston-Epics in einem neuen Transfer, dabei nicht nur auf DVD, sondern erfreulicherweise ebenso in High Definition auf Blu-ray-Disc zugänglich: El Cid und The Fall of the Roman Empire (1964). Der nachfolgende Artikel versteht sich primär als technische Aktualisierung und damit Ergänzung zur bereits vorgestellten DVD-Edition, erschienen 2002. (Die DVD-Ausgaben aus den Jahren 2004 und 2005 unterscheiden sich von der ursprünglich bei ems erschienenen Ausgabe nur geringfügig. Abgesehen von etwas anderer Aufmachung ist der zugrunde liegende Filmtransfer identisch.) Eingehende Infos zu Samuel Bronston, zum Film und der Filmmusik finden sich „hier“.

Die aktuelle Deluxe-DVD-Ausgabe besteht aus einer Doppel-DVD, wovon eine Disc den Film und die zweite das umfangreiche Bonusmaterial beherbergt. Die Blu-ray-Deluxe-Edition wartet zwar sogar mit drei Datenträgern auf. Sie ist aber inhaltlich mit der DVD-Edition identisch. Dabei handelt es sich allerdings nur bei Disc 1 um eine Blu-ray, die mit dem Film im HD-Format aufwartet. Disc 2 mit den Boni ist identisch mit der Bonusmaterial-DVD der DVD-Ausgabe. Disc 3 ist eine Zugabe für Trendsetter: Sie enthält den Film nochmals als so genannte „Copy to Go“ und damit in Dateiformaten tauglich für mobile Geräte wie PSP, Blackberry sowie iPod/iPhone. (Für diejenigen, die es ganz preiswert möchten, ist die Spielfilm-Disc auch als Einzel-DVD-Ausgabe, jedoch nicht auf Blu-ray erhältlich.)

Das was bereits die DVD in Punkto Bild zeigt, ist beachtlich, ist dem gewiss nicht schlechten 2002er Transfer eindeutig und unmittelbar erkennbar überlegen. Das Bild wirkt jetzt heller und zeigt überwiegend auch natürlichere, aber nicht zwangsläufig sattere Farben. Es offeriert dabei jetzt erheblich mehr Details, die vorher viel zu früh im Schwarz verschwanden. Hinzugewonnen haben auch die in der Regel natürlicher, nicht mehr derart gelblich wirkenden Fleischtöne. Trotzdem ist die Angabe im gut gestalteten Box-Set „Abtastung von restaurierten Original-Negativen“ nicht korrekt. Hier sind die besten derzeit zugänglichen 35-mm-Filmmaterialien zugrunde gelegt worden, mit entsprechend gutem, aber eben nicht optimalem Ergebnis. An einen Transfer vom Original Super Technirama Kameranegativ oder einem 70-mm-Duplikatnegativ ist derzeit offenbar nicht zu denken. Kleinere Einschränkungen sind: Die Farbintensität schwankt leicht, wie auch der Schärfeeindruck (Einsatz digitaler Filter?) nicht immer voll befriedigt. Verschiedene Szenen erscheinen leicht ausgeblichen, erkennbar an etwas stumpfen, dezent zu braun tendierenden Farben. Selbst die sattesten Rottöne, z. B. beim Einzug der Ritter, neigen immer noch etwas zu Orange. Alles in allem ist der Bildeindruck jedoch sehr beachtlich. Die Blu-ray überzeugt dabei durch noch ein entscheidendes Quäntchen mehr an Brillanz.

Deutlich überzeugender als bei den früheren Ausgaben ist die neben dem ebenfalls verbesserten englischen Stereo-Ton nun erstmalig ebenfalls in Stereo vorliegende Deutsche Tonspur. Dass sich das Meiste akustisch vorne abspielt, es abgesehen von Musikeinsätzen deutlich weniger Surround-Effekte gibt als heutzutage gewohnt, ist kein Fehler, sondern typisch für die Zeit der Entstehung. Abgesehen davon, dass die Stereo-Basis nicht ganz so konsistent ist wie beim besonders satt klingenden englischen 5.1-Original, das Klangbild mitunter etwas enger wirkt, kann man mit dem Ergebnis schon sehr zufrieden sein. Der gegenüber der früheren Mono-Version jetzt deutlich wärmer klingende deutsche Stereo-Ton ist zudem insgesamt sauber. Er ist also nicht mehr von den seinerzeit besonders nachteiligen fortwährenden Knister- und Knackgeräuschen überlagert und erfreulicherweise jetzt auch vollständig, also durchgehend in Deutsch. Interessanterweise gibt es punktuell Musik an Stellen, in denen beim englischen Original keine unterlegt ist.

Zum Film ist ein Audikommentar vom Sohn des Produzenten William (Bill) Bronston und dem Historiker und Bronston-Biographen Neil. M. Rosenberg anwählbar, in dem sich die beiden recht interessant über die Produktionsumstände im Spanien der frühen 60er auslassen. El Cid war zweifellos auch ein geschickter Schachzug Samuel Bronstons um sich im damals in Europa politisch relativ isolierten Spanien der Franco-Diktatur weiterhin beliebt zu machen. Dass die im Kommentar gemachten Anmerkungen meist nicht mit dem gerade im Film Gezeigten harmonieren, ist allerdings störend und wirkt recht unprofessionell. Leider fehlen zum Kommentar deutsche Untertitel. Wenig glücklich ist auch die recht sparsame Unterteilung der Filmpräsentation in Kapitel. Dass man Ouvertüre und Main Title nicht separat anwählen kann, mögen manche noch verschmerzen, aber z. B. bei Chapter 2 bereits fast „mitten“ im Film zu landen erzeugt Kopfschütteln. Gewünschte Szenen aufzufinden gestaltet sich so unnötigerweise mühsam.

Weiterhin erfreut bei den aktuellen El-Cid-Ausgaben, dass jetzt erstmals und reichlich vorhandene Sortiment an Bonusmaterial. Bei beiden Ausgaben beherbergt dieses eine DVD (s. o.). Die Entscheidung macht allerdings Sinn, denn die deutlich schwankende Qualität der präsentierten Materialien erscheint auch in den besten Momenten nicht als HD-tauglich. Besonders interessant sind dabei die erfreulicherweise sämtlich deutsch untertitelten Dokumentationen. In „Hollywood erobert Spanien: Die Dreharbeiten zu El Cid“ (ca. 24 Minuten) und „Visionär in Hollywood: Produzent Samuel Bronston“ (etwa 52 Minuten) begegnen einem u. a. erneut William Bronston und Neil. M. Rosenberg. Mitunter stehen dabei allerdings (wie auch im Audiokommentar) Information und Lobhudelei dicht beieinander. So erscheint es schon etwas nervig, wie der ständig grinsende Rosenberg das unleugbar Chaotische im Bronston-Imperium schönredet, und ebenso, wie er die hochstaplerischen Züge im Wesen Samuel Bronstons zu überspielen versucht.

„Der Mann hinter der Kamera: Anthony Mann“ (rund 17 Minuten) ist vom Titel etwas irreführend, geht es doch um den hier gut porträtierten Regisseur vieler markanter Western Hollywoods. Vergleichbar gelungen ist „Miklós Rózsa — Meister der Filmmusik“ (etwa 30 Minuten).

In „Die Erhaltung einer Legende: Gerry Burne über die Restauration eines Klassikers“ (knapp acht Minuten) gibt Burne, der anscheinend letzte noch lebende Mitarbeiter von Technicolor in London, Interessantes zu den Schwierigkeiten bei der Präsentation und Restauration älterer Filme zum Besten. Wenn auch etwas knapp und allgemein gehalten, bekommt man zumindest eine Ahnung vom erforderlichen Aufwand. Glaubt man Burnes Aussagen, erscheint es nicht als gesichert, dass die Original-Super-Technirama-Kameranegative von El Cid mit vertretbarem Aufwand eines Tages doch noch gerettet werden können.

Obendrauf gibt’s noch Bildergalerien, Biographien zu diversen Stabmitgliedern auf Texttafeln sowie zwei Trailer.

Fazit: Ganz klar: El Cid wird zwar immer noch nicht völlig perfekt präsentiert, das Gebotene ist aber auch im Verbund mit den überwiegend wertvollen Boni insgesamt beeindruckend. Der Filmfreund, der mit den bei einem derartigen Projekt die Grenzen des Machbaren setzenden Realitäten (zugängliche Materialien und zur Verfügung stehendes Budget) leben kann, wird hier durchaus zufrieden gestellt. Er wird mit den jetzt erhältlichen El-Cid-Editionen, insbesondere der Blu-ray-Variante, solide und auch preislich fair bedient.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.

Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2009.

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Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Regisseur:
Mann, Anthony

Erschienen:
2009
Vertrieb:
Koch Media GmbH
Kennung:
DBM 020001D (3 Disc Set)
Zusatzinformationen:
USA 1961

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