Ed Wood

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
19. April 2014
Abgelegt unter:
Blu-Ray

Film

(4.5/6)

Bild

(5/6)

Ton

(4/6)

Extras

(3.5/6)

Sehr lange hat es gedauert, bis Disney sich dazu durchgerungen hat, auch die trotz überwiegend sehr positiver Kritiken seinerzeit an den Kinokassen nur enttäuschend rezipierte Tim-Burton-Produktion Ed Wood in HD zugänglich zu machen – selbst das 2012 erschienene komplette französische Tim-Burton-BD-Set konnte nur mit einer DVD-Ausgabe aufwarten.

Edward D. Wood jr. (1924–1978) gilt durch das 1980 erschienene Buch der Gebrüder Medved, „The Golden Turkey Awards“, als der wohl schlechteste Regisseur aller Zeiten. Seine Filme besitzen nicht allein schlichtweg hanebüchene Plots voller Ungereimtheiten. Sie sind dazu auch noch äußerst schlampig umgesetzt. Da bewegen sich nicht nur schmierig agierende Darsteller, sondern diese agieren auch noch in schauderhaften „(Papp-)Kulissen“. Erst recht die geradezu stümperhaft selbstgebastelten „Special Effects“ spotten jeder Beschreibung, sind von geradezu ergreifender Schlichtheit. Gerade deswegen haben seine drei bekanntesten Machwerke, Glen or Glenda (1953), Bride of The Monster (1955) und Plan 9 from outer Space (1959) seit den 1980ern auf Trash-Festivals einige Furore gemacht und sich eine Fangemeinde geschaffen. Wer sich diese Filme anschaut, der wird erkennen, dass es deren Schöpfer offenbar vergönnt war, in der Kategorie Trash „Maßstäbe“ zu setzen

Der ebenfalls sehr exzentrische Tim Burton hat mit seinem atmosphärisch stimmig in Schwarzweiß inszenierten Film über diesen Sonderling der Kinogeschichte – nach Rudolph Greys Buch „Nightmare of Ecstasy“ – in gewisser Weise einem Seelenverwandten ein Denkmal gesetzt. Ed Wood konzentriert sich auf die Jahre, in denen die o.g. drei Produktionen entstanden sind. Der Film ist ein mit den Fakten sehr frei umgehendes Biopic, das es drolligerweise fertig bringt, den Porträtierten und sein Tun ein Stück aufzuwerten. Das engagierte Spiel seiner Darsteller, allen voran Johnny Depp und Martin Landau, erweist sich dabei als ebenso tragendes Element wie das zwar wenig aufwändige, aber sehr liebevoll detaillierte Produktionsdesign, etwa wenn die Kulissen und Drehorte der drei Wood’schen „Meisterwerke des Trash“ detailliert nachempfunden werden. Martin Landau ist geradezu ein Glücksgriff für die „Ikone“ im dem Regisseur angeschlossenen Team vergleichbar erfolgloser Mitstreiter. Er verkörpert den seinerzeit längst abgehalfterten Horror- und Dracula-Darsteller aus Tod Brownings 1931er Dracula: Bela Lugosi, der für Wood zum „Star“ wurde. Depp interpretiert die Titelfigur mit Charme als stets optimistischen und trotz seiner arg überzogenen Naivität sympathischen Verlierer. Indem er die Realitäten originell und dabei natürlich so typisch burtonesk ironisierend auf den Kopf stellt, vermeidet es der Film gekonnt, seine Protagonisten einfach nur zu blamieren. Beim Zuschauer stellt sich vielmehr ein leicht ungläubiges, aber zugleich anerkennendes Schmunzeln ein. Und so gelingt es Burtons Film, der das wahre, eher schäbige Ende seiner Titelfigur als Schreiber und Produzent schundhafter Sexfilmchen auslässt, letztlich sogar, Ed Wood ein Stückchen zu verklären. Indem er ihn zur Hollywood-Loser-Legende adelt, wird zugleich den Machern der C- und D-Movies im Allgemeinen ein ganz persönliches Mini-Denkmal gesetzt. Genau das ist es, was den ganz speziellen Charme dieser tragikomischen Außenseiterstory und zugleich dieses bislang wohl ambitioniertesten Burton-Films ausmacht.

Ed Wood von Blu-ray in HD

Die HD-Präsentation sieht sehr beachtlich aus. Das natürlich wirkende Filmkorn sorgt für nur dezentes, nicht störendes Rauschen in einem im Übrigen knackigen Schwarzweiß-Bild, das mit fast durchweg guter bis sehr guter Schärfe, überzeugender Detailzeichnung sowie überwiegend gutem Kontrast und sattem Schwarzwert aufwartet. Die deutsche 2.0-Tonfassung ist ähnlich frontlastig wie auch das englische Original. Um der anvisierten Trash-Thematik der Fifties und dem damit verbundenen Lichtton-Mono einigermaßen verbunden zu bleiben, hat man sich abmischungstechnisch zurückgehalten. Dem nicht großartig auftrumpfenden, aber sehr überzeugenden frontalen stereofonen Klangraum wird als Raumeffekt in erster Linie die Filmmusik von Howard Shore hinzugefügt.

Die alles in allem recht informativen Extras entstammen komplett früheren DVD-Ausgaben und sind sämtlich in SD. Besonders nett sind neben den fünf „Geschnittenen Szenen“ etwa „Martin Landau als Bela Lugosi“ oder „Fliegende Untertassen über Hollywood“, wo das Produktionsdesign erläutert wird. Außerdem ist das Segment „Die Musik zum Film“ zu empfehlen: Hier wird das in den Sci-Fi- und Horrormovies der Fifties bereits fest etablierte und auch von Shore häufiger in Ed Wood eingesetzte Theremin, ein Vorgänger der Synthesizer, eingehender vorgeführt.

Befremdlich und damit ärgerlich ist allerdings, dass es im Gegensatz zur DVD-Ausgabe (!) auf der BD seltsamerweise zu sämtlichen Boni, inklusive dem geschickt aus Interviewausschnitten zusammengestellten Audiokommentar, keinerlei deutsche Untertitel gibt. Ebenfalls Kopfkratzen verursacht, dass der Player nach Unterbrechen der Wiedergabe ausschließlich wieder ganz vorn an den Start gehen mag. Die an sich Disney-übliche, komfortable Memory-Funktion, bei der jeweils gefragt wird, ob die Wiedergabe an der zuvor beendeten Stelle fortgesetzt werden soll, fehlt hier erstaunlicherweise. Auch die Anzahl der wählbaren Kapitel ist eindeutig zu knapp bemessen, um ein schnelles Finden gesuchter Szenen zu gewährleisten.

Fazit: Die seit der enttäuschenden Kinoauswertung erheblich gewachsene Fangemeinde dieses Tim-Burton-Films wird es zweifellos begrüßen, dass nun auch die besonders ambitioniert in Szene gesetzte tragikomische Außenseiterstory um den Regisseur Edward D. Wood jr. in der HD-Ära angekommen ist. Abgesehen von dem sehr soliden Filmtransfer weist die hiesige BD-Edition allerdings einige unschöne editorische Mängel auf, die man einzig mit dem Attribut, „ein wenig schlampig“ versehen kann. Der Gesamteindruck bleibt daher leider etwas gemischt.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.

Regisseur:
Burton, Tim

Erschienen:
2014
Vertrieb:
Walt Disney Studios Home Entertainment
Kennung:
BD BGY 0121404

Weitere interessante Beiträge:

Cold Mountain

Cold Mountain

Große Freiheit Nr. 7

Große Freiheit Nr. 7

Das Erbe von Björndal

Das Erbe von Björndal

Die Normannen kommen (The War Lord)

Die Normannen kommen (The War Lord)

Cinemusic.de