Die weiße Massai

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
21. Oktober 2005
Abgelegt unter:
CD

Score

(2.5/6)

Die weiße Massai

Die weiße Massai verarbeitet die wahre Geschichte der Schweizerin Corinne Hofmann, die sich beim Urlaub in Kenia in einen Samburu-Krieger derart verguckte, dass sie ihm in den Busch folgte. Der nach dem gleichnamigen Bestseller entstandene Film von Hermine Huntgeburth über die Begegnung zweier extrem gegensätzlicher Kulturen entstand in Kenia und erhält durch originale Schauplätze sowie echte Samburu einige Authentizität und Atmosphäre. Nina Hoss verkörpert den titelgebenden Charakter, der im Film nicht Corinne, sondern Carola heißt, der französische Hip-Hopper Jacky Ido spielt den schönen Wilden. In der Realität dauerte die exotisch-bizarre Story, die schließlich auf eine Variante von Nicht ohne meine Tochter hinauslief, rund vier Jahre: Corinne Hofmann ist mittlerweile wieder daheim, sie hat zum Teil zweifellos bittere Erfahrungen gemacht, jedoch auch einiges Kapital aus der Sache geschlagen: mit Auftritten in Talkshows und besonders mit der Publikation ihrer Geschichte in insgesamt drei Büchern …

Die Musik zum Melodram, aus dem exotisch-erotische Träume gemacht werden, stammt ebenfalls von einem Eidgenossen: dem inzwischen 47 Lenze zählenden Niki Reiser. Zu dem, was der Käufer über die knapp 50 Albumminuten zu hören bekommt, könnte ich Ähnliches schreiben wie zu Nirgendwo in Afrika. Die handwerklich ordentlich gefertigte Stilmixtur ist zwar verwandt, allerdings nehmen die poppig gefärbten Ethno-Passagen hier einen erheblich breiteren Raum ein. Zwar kann man den kräftigen afrikanischen Einschlag in der Musik zu Die weiße Massai mit der klar anders gelagerten Filmstory begründen. Ich kann mich allerdings mit den etwas seicht dahin plätschernden, zum Ethno-Kitsch tendierenden Songeinlagen wenig anfreunden — möglich, dass sich hier ein Wunsch der Produktion nach Kommerz spiegelt. Besagte klingen nämlich besonders ausgeprägt nach Media Ventures und wirken besonders in ihrer relativen Fülle ein wenig aufgesetzt, wie aufdringlich geratene Musik zu einem Werbefilm. Damit kontrastieren lyrisch-elegisch gehaltene, von Streichern mit gelegentlichen Klaviersoli bestimmte Teile, die nach meinem Empfinden die stärkeren Passagen der Musik bilden. Aber auch hier gilt: Was fehlt, das ist schlichtweg eine gehörige Prise Frische im insgesamt doch etwas beliebig wirkenden Gesamtkonzept. Ob man dieses Reiser-Album mag, ist wohl besonders davon abhängig, wie viel man mit Ethno-Pop im afrikanischen Stil anfangen kann.

Im Zusammenhang mit den Filmbildern funktionieren Niki Reisers Musiken mitunter besonders gut, wie ich kürzlich noch bei Sommersturm (2004) feststellte, dessen Albumschnitt mich, ohne den Film gesehen zu haben, deutlich weniger anzusprechen vermochte. Insofern taugt möglicherweise auch diese CD als klingendes Souvenir für Liebhaber des Films am allerbesten.

Komponist:
Reiser, Niki

Erschienen:
2005
Gesamtspielzeit:
48:03 Minuten
Sampler:
EMI
Kennung:
337408 0

Weitere interessante Beiträge:

The Kentuckian • Williamsburg: The Story of a Patriot

The Kentuckian • Williamsburg: The Story of a Patriot

Rózsa: Violinkonzert/Cellokonzert etc.

Rózsa: Violinkonzert/Cellokonzert etc.

I Spy

I Spy

Rota: Symphonies No. 1 & No. 2

Rota: Symphonies No. 1 & No. 2

Cinemusic.de