Die Schlacht am Apachen-Pass

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
18. Dezember 2007
Abgelegt unter:
DVD

Film

(3/6)

Bild

(3.5/6)

Ton

(3/6)

Extras

(3/6)

Koch Media: Classic Western Collection, 3. Folge

Weiter geht’s in Koch Medias Western-DVD-Kollektion. Der Einstand der Reihe im Jahr 2005 war mit Titeln wie 40 Gewehre oder Der gebrochene Pfeil zweifellos hochkarätig. Bei den nun ins Haus stehenden Veröffentlichungen wird die generelle Bezeichnung als „Klassiker“ — so fragwürdig dieser Begriff überhaupt ist — allerdings deutlich problematischer. Offenbar hat man ein oder auch mehrere „Film-Pakete“ aus den Archiven von Paramount und Universal eingekauft. Zwar sollte man sich bewusst machen, dass der „Western“ als US-Pendant zum Heimatfilm traditionell in erster Linie ein Genre der bescheideneren Budgets gewesen ist. Bei den jetzt auf den Veröffentlichungslisten erscheinenden Titeln handelt es sich aber zudem häufiger um Filme, deren Bedeutung eher der B- und C-Kategorie zuzuordnen ist. Nun, auch abseits der aufwändigeren Produktionen, im Bereich des stärker routinierten Alltags in Hollywoods „goldenen“ Tagen, findet sich neben einfach „nur“ ordentlicher Unterhaltung so manche kleine Perle und durchaus mal ein Geheimtipp.

The Battle at Apache Pass • Die Schlacht am Apachen-Pass (1952)

Hier handelt es sich um einen kleinen, aber netten Routine-Western von Regisseur George Sherman aus dem Universal-Archiv. Wie in Der gebrochene Pfeil ist Jeff Chandler erneut als Häuptling Cochise mit von der Partie. Woher Koch Media allerdings die Formulierung im Werbetext hat, es handle sich bei Die Schlacht am Apachen-Pass um die „offizielle Fortsetzung“ des oben genannten Films, ist mir schleierhaft. Möglich, dass dies aus der Feder eines etwas dreisten Werbefuzzis stammt, der sich diese Behauptung für eine Wiedervermarktung des Films aus den Fingern gesogen hat. Die Schlacht am Apachen-Pass ist vielmehr eindeutig ein Nachzieher von Der gebrochene Pfeil. (Beim 1954er Taza, Sohn des Cochise — wiederum mit Jeff Chandler in der Rolle des berühmten Indianerhäuptlings — handelt es sich dafür eindeutig um die Fortsetzung von Die Schlacht am Apachen-Pass.)

Hank Schraudolph schreibt im Essay des kleinen Begleitheftes zum Film von „Ethno-Kitsch und politischer Aufklärung“. Da ist schon etwas dran. Eine gewisse aufgesetzt wirkende Betulichkeit bestimmt in vielem das Gezeigte, auch wenn die Indianer hier menschlich gezeigt werden, nicht einfach nur als brüllende Wilde auftreten. Hinzu kommt eine gehörige Portion Naivität: Da sagt beispielsweise ein Leutnant bei der Betrachtung einer von Indianern angegriffenen kleinen Wagenburg: „Brennende Wagen und Indianer! Ob das eine Falle ist? Wir werden es gleich wissen!“ Und prompt befindet sich der Kavallerie-Trupp in derselben …

Immerhin lernt der neue, aus dem Osten stammende Leutnant bei der sich anschließenden Belagerung durch die Rothäute den Nutzen eines breitkrempigen Cowboyhutes gegen die gleißende Sonne zu erkennen. Etwas, das er zuvor als Verstoß gegen das vorschriftsmäßige Käppi brüsk abgelehnt hatte. Mit entscheidend für die angenehme Wirkung dieser Produktion ist die Kameraarbeit von Charles P. Boyle. Dass Boyle mehrfach Second-Unit-Man bei John Ford gewesen ist, lässt manche effektvolle wie malerische Einstellung bereits erahnen. Und auch die eigentliche Schlacht ist durchaus ansehbar in Szene gesetzt. Zwar gehören die eingesetzten Geschütze eher in die Ära der napoleonischen Kriege denn in eine Filmhandlung, die in den 1870ern angesiedelt ist; aber in diesem Punkt sind eh nur ganz wenige Western einigermaßen stimmig.

Recht drollig mutet auch die Begegnung mit dem schiefäugigen Jack Elam in einer Schurkenrolle an, den viele wohl besonders mit Spiel mir das Lied vom Tod assoziieren. Nun, wer bereit ist zwischendrin mal ein Auge zuzudrücken, nicht alles übermäßig ernst zu nehmen, wird zusammen mit der ansprechenden Filmmusik von Hans Salter mehr als nur passabel unterhalten.

Der Bildeindruck von DVD ist zwar nicht perfekt, aber immerhin solide. Am meisten überzeugen die satten Technicolorfarben, die besonders die Landschaftspanoramen vielfältig und damit eindrucksvoll wiedergeben. Einschränkungen verursacht in erster Linie die deutlich schwankende, insgesamt etwas bescheidene Bildschärfe. Eine Problematik, die teilweise wohl auch von Bildartefakten mit verursacht ist. Eine angenehme Beigabe ist das mit einem soliden Text von Hank Schraudolph versehene vierseitige Faltblatt, und ein Trailer in ordentlicher Qualität ist auch im Gepäck.

Seminole • Seminola (1953)

Nochmals Indianerkrieg! Aber dieses Mal nicht im Westen der USA, sondern in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts in den Sümpfen Floridas. Seminola erzählt vom zweiten Seminolenkrieg (1835 — 1842) und von den Kämpfen der US-Armee gegen den Häuptling Osceola (im Film dargestellt von Anthony Quinn). Schönling Rock Hudson als Leutnant Lance Caldwell ist eine ziemliche Fehlbesetzung und auch der in Der siebente ist dran (1956) so markante Lee Marvin verkörpert hier nur einen eher unscheinbaren Charakter, versteckt hinter einem allzu üppigen Schnauzbart.

Schon allein von der Geographie her passt die Bezeichnung Western nicht wirklich. Aber auch der Name des wenige Jahre später für die Westernfilme des „Ranown-Zyklus“ gerühmten Regisseurs Budd Boetticher vermag hier die etwas verkorkst anmutende Situation nicht zu retten. Boettichers Seminola ist abseits einiger recht ansprechender atmosphärischer Momente im in den Universal-Studios künstlich errichteten Mini-Florida ein ziemlich flauer Film. Allzu oberflächlich und klischeehaft wirkt der Konflikt um den karrieresüchtigen Fortkommandanten, der letztlich für den Krieg und die desaströs verlaufende Militäraktion als verantwortlich hingestellt wird. Immerhin unterschlägt der Film nicht völlig die Tatsache, dass die Seminolen der einzige Indianerstamm waren, dem es gelang, den rücksichtslos und häufig menschenverachtend betriebenen Eroberungsgelüsten der weißen Amerikaner zu widerstehen.

Die Filmpräsentation von der DVD ist recht enttäuschend. Eher matte Technicolorfarben ohne den üblichen Glanz gehen einher mit ebenfalls bescheidenen Werten für Bildschärfe und auch Kontrast. Der deutsche (Mono-)Ton ist insgesamt sauberer als der des amerikanischen Originals. Bei letzterem ist allerdings die Filmmusik aus dem Universal-Musik-Department merklich lauter unterlegt. Einen ansprechenden Eindruck hinterlässt dafür auch hier das eingelegte Faltblatt mit seinem recht informativen Text von Steffen Wulf.

Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2007.

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Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Regisseur:
Sherman, George

Erschienen:
2007
Vertrieb:
Koch Media
Kennung:
DVM 000340D
Zusatzinformationen:
USA 1952

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