Die Klapperschlange

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
24. Dezember 2006
Abgelegt unter:
DVD

Film

(4/6)

Bild

(5/6)

Ton

(4.5/6)

Extras

(5/6)

Die Klapperschlange (Steelbook-Edition)

Zu John Carpenters Science-Fiction-Thriller aus dem Jahr 1981, Escape from New York • Die Klapperschlange, braucht man wohl nicht allzu viele Worte zu verlieren. Bereits zuvor hatte sich der aus New York stammende Regisseur mit preiswert produzierten, aber durchaus atmosphärischen Horrorstreifen eine wachsende Fangemeinde aufgebaut. Halloween — Die Nacht des Grauens (1978) und The Fog — Nebel des Grauens (1979) markieren dabei die Vorstufe zum „Kultstatus“, der mit besagter Klapperschlange und mit dem Remake von The Thing (1951, Musik: Dimitri Tiomkin), Das Ding aus einer anderen Welt (1982), untermauert worden ist. Im Rückblick zeichnet sich anschließend bereits ein dezent beginnender Niedergang ab.

Wie auch immer, mit Die Klapperschlange hat Carpenter ein auch heute noch sehr ansehnliches Action-Spektakel abgeliefert, das wohl noch für geraume Zeit immer wieder einmal zu unterhalten vermag. Neben einigen besonders markanten Darstellern, wie Donald Pleasence als schmieriger US-Präsident, macht nicht zuletzt ein pfiffiges Szenario den Reiz aus: Manhattan ist zur Supergefängnis-Insel umgestaltet worden, von welcher der US-Präsident gerettet werden muss. Ist dieser doch zuvor in einer Einmann-Rettungskapsel aus der von Terroristen entführten und abstürzenden Air Force One unglücklicherweise über Manhatten abgesetzt worden. Als „Retter“ wird Snake Plissken (Kurt Russell in seiner Paraderolle) auserkoren, ein schwerer Junge, der gerade selbst ins Supergefängnis eingeliefert werden soll. Auf seiner Odyssee durch einen albtraumhaft-düsteren Teil New Yorks, bevölkert von sich selbst überlassenen, rund drei Millionen Verbrechern, agiert Kurt Russell ähnlich cool wie sein Pendant Clint Eastwood in z. B. Für eine Handvoll Dollar (1962). Die Klapperschlange ist zwar eine typische Endzeitutopie ihrer Zeit, deren originell-sarkastische Anspielungen allerdings nicht unbeachtet bleiben sollten. Ein Film im Kielwasser von Mad Max (1979) und Wegbereiter für Blade Runner (1982), bevölkert mit korrupten Inhabern der Staatsmacht und einem einsamen Zyniker als (Anti-)Helden. Ein Charakteristikum ist ebenso, dass fast der gesamte Film aus sparsam ausgeleuchteten Nachtaufnahmen besteht, die durch eine damals neue Scope-Linse (Kameramann: Dean Cundey) erstmalig möglich wurden. Das Budget von ca. 5 Mio $ war schon für damalige Verhältnisse eher maßvoll, das Ergebnis ist heutzutage selbst in den zwischenzeitlich natürlich überholten Tricksequenzen noch sehr beachtlich. Besagte stammen von Roger Cormans New World Pictures, wo seinerzeit übrigens auch James Cameron (Terminator, Titanic) beschäftigt war.

Filmmusikalisch hat der Regisseur wie in vielen seiner Produktionen auch hier selbst Hand angelegt und beim Synthesizer in die Tasten gegriffen. Ähnlich wie in The Fog oder Halloween kann man den eher schlichten Elektronik-Sounds auch in Die Klapperschlange eine atmosphärische Funktionalität nicht absprechen. Ob man dem allerdings allein von CD etwas abgewinnen kann, ist eine rein individuelle Entscheidung.

Angemerkt sei noch, dass Carpenter 1996 Die Klapperschlange praktisch nochmals inszeniert hat, in Flucht aus L.A. Beim bei vielen Fans des Erstlings eher schief angesehenen Remake — eben keine Fortsetzung (!) — handelt es sich m. E. um einen durchaus respektablen Neuaufguss der bekannten Story, der noch ausgeprägter als der 1981er Film mit allerlei zynischen und schwarzhumorigen Anspielungen durchsetzt ist und ähnlich augenzwinkernd wie auch sarkastisch unterhält. In gewissem Sinne wirkt der Streifen sogar tagespolitisch aktuell. Mit einem religiös besessenen US-Präsidenten, der einem „moralisch sauberen“ Amerika vorsteht, das sämtliche Unverbesserlichen im durch eine Naturkatastrophe zur Insel gewordenen, gar zur exterritorialen Zone erklärten (!), L. A. aussondert. Dessen völlig realitätsfernes Töchterlein wird sogar in den illusionären Welten der Computerspiele dazu verführt, einen gefährlichen terroristischen Plan zu fassen, der Ausgangspunkt für die Filmhandlung wird.

Die jetzt als Steelbook erschienene DVD-Neuausgabe wird sowohl dem schicken Aussehen der Edition als auch dem Kultstatus des Films gerecht. Endlich ist Die Klapperschlange auch hierzulande in sehr guter Bildqualität und außerdem im originalen Scope-Format (1 : 2,35) auf Video erhältlich. Der noch aus der Frühzeit der Dolby-Kinotonstereofonie stammende Ton ist zwar im Detail heutigen Toptonmixen unterlegen, aber ebenfalls solide übertragen und dabei wohl auch etwas aufgepeppt worden.

Darüber und mehr erfährt man im recht üppigen Bonusmaterial. Neben dem von John Carpenter und Kurt Russell bereits für die 1994er US-Laserdisc-Version produzierten Audiokommentar ist ein zweiter von Produzentin Debra Hill und Ausstatter Joe Alves anwählbar. Trotz so manch redundanter Passage haben beide ihre Reize, wobei der mit Anekdoten gespickte 94er Kommentar für Fans wohl die erste Wahl sein dürfte.

Darüber hinaus gibt es zwei vermutlich aus MGM-Dokumaterial erstellte Beiträge, „Rückkehr zur Klapperschlange“ und „Snake Plissken: Man of Honor“, mit insgesamt rund 38 Minuten Dauer. Erstmalig ist zudem die bislang nur in Ausschnitten gezeigte ursprüngliche Eröffnungsszene (Plisskens Raubzug in einer High-Tech-Bank und erfolglose Flucht) vollständig zu sehen — wenn auch nur in bescheidener VHS-Qualität. Unterm Strich handelt es sich natürlich um eine aufschlussreiche Zugabe, auch wenn diese durch ihre offensichtliche Sterilität so manchen Fan letztlich eher kalt lassen dürfte. Etwas, das ihr Entfernen aus dem finalen Schnitt völlig verständlich macht. Daneben gibt’s noch diverse Teaser und Trailer sowie Biografien auf Texttafeln.

Derzeit ist dies zweifellos die deutschsprachige Top-DVD-Edition zu John Carpenters Action-Reißer aus dem Jahr 1981. Dagegen sieht auch die unlängst im März dieses Jahres auf dem Markt erschienene DVD-Edition der Reihe Cinemathek der Süddeutschen Zeitung schlichtweg alt aus.

Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zum Jahresausklang 2006.

© aller Logos und Abbildungen bei den Rechteinhabern (All pictures, trademarks and logos are protected).

Erschienen:
2006
Vertrieb:
Buena Vista
Kennung:
82876 041 9 (Deluxe-Edition, 2 DVDs)
Zusatzinformationen:
USA 1981

Weitere interessante Beiträge:

Dinosaurier (Special Edition)

Dinosaurier (Special Edition)

Gangs of New York

Gangs of New York

Todesmelodie (Blu-ray)

Todesmelodie (Blu-ray)

Elliot, der Drache

Elliot, der Drache

Cinemusic.de