Hier findet der Kino-Schlachtenbummler eine besondere Fülle von Hintergrundinformationen zu weniger bekannten und damit schwierig nachschlagbaren Ereignissen der Militärgeschichte, die in Filmen ihren Niederschlag gefunden haben. So beispielsweise zum (im angelsächsischen Raum) berühmten desaströsen Angriff der leichten (Kavallerie-)Brigade im Krimkrieg im Jahre 1854 – ein derart „unvergessliches“ Gefecht, dass Alfred Lord Tennyson es in seinem berühmten Gedicht verklärte. Dieses, die historischen Ereignisse stark entstellende Gedicht, inspirierte das Finale von The Charge of the Light Brigade (Regie: Raoul Walsh, Musik: Max Steiner, 1936). Während dieser Film das Event im Korsett eines aufwändig inszenierten klassisch-romantischen Abenteuerfilms in bester Erzählkino-Tradition behandelt, hat die Neuverfilmung (Regisseur: Tony Richardson, Musik: Richard Addison, 1968) mit der 36er Version fast nur den Titel gemein. In Richardsons Film wird die verlustreiche Attacke – recht nah am tatsächlichen Geschehen inszeniert – zum bitteren Höhepunkt einer sartirisch-sarkastischen Abrechnung mit der Verlogenheit der Victorianischen Epoche. Angeprangert wird aber nicht allein die menschenverachtende, auf strikte Klassentrennung bedachte, rückständig und dilettantische britische Militärorganisation jener Zeit. Kritisiert wird zugleich das Verhalten einer in überkommenen Traditionen verhafteten Oberschicht. Tony Richardsons – hierzulande bislang nur wenig bekannt gewordener – Film verdient einige Beachtung. Er demonstriert das gewandelte Bewusstsein im „Free (British) Cinema“ der zweiten Hälfte der 60er Jahre, im Vorfeld von 68er-Revolte und Anti-Vietnamkrieg-Protesten und hat auch rund 35 Jahre danach nichts von seinem Biss verloren.
Ebenso findet der Leser etwas zu den Ereignissen des Jahres 1876 im afrikanischen Isandhlwana, wo eine modern ausgerüstete britische Armee eine vernichtende Niederlage gegen nicht mit Schusswaffen ausgestattete kriegerische Zulus hinnehmen musste (Zulu Dawn, Regie: Douglas Hickox, Musik: Elmer Bernstein, 1979). Die im Buch nicht geschilderten Folgeereignisse kommen in Zulu – Regie: Stanley Baker, Musik: John Barry, 1964 – auf die Kinoleinwand.
Natürlich fehlt auch so Legendäres nicht wie General Custers letzte Schlacht, welche in einer ganzen Reihe von Western thematisiert wird – z. B. in They Died with Their Boots On, Regie: Raoul Walsh, Musik: Max Steiner (1942), Fort Apache, Regie: John Ford, Musik: Richard Hageman (1948), Little Big Man, Regie: Arthur Penn, Musik: John Hammond (1970) und die TV-Produktion Son of the Morning Star, Regie: Mike Robe, Musik: Craig Safan, 1992. Letztgenannter Film rekonstruiert die Custers-Schlacht detailliert und sehr überzeugend anhand der lange unzugänglichen Protokolle der seinerzeit beauftragten militärischen Untersuchungskommission. Diese Darstellung dürfte der historischen Wahrheit wohl sehr nahe kommen.
Und natürlich ist auch der Zweite Weltkrieg vertreten. Hier ist besonders Rommels letzter Erfolg am Kasserin-Pass (1943) eine willkommene Rarität. Dessen Nachwirkungen bilden den Hintergrund für die Eröffnungsszene von Patton, Regie: Franklin J. Schaffner, Musik: Jerry Goldsmith (1970).
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