TV-Serien-Nostalgie mit flapsigen Sprüchen: Die 2
„Na Meisterchen, schon fit im Schritt?“ oder „Mir schwellt da eine Frage im Gebeiss“, sind Sprüche, die vielen Kennern geradezu als das Markenzeichen der britischen TV-Serie The Persuaders (1971) erscheinen, die hierzulande unter dem Titel Die 2 erstmalig 1972 im ZDF gezeigt worden ist. Dabei sind die Abenteuer eines Playboy-Duos, des britischen Lord Brett Sinclair (Roger Moore) und des amerikanischen Dandys Danny Wilde (Tony Curtis) im Original längst nicht so originell und witzig. Ihre Jagd nach Verbrechern, die bislang immer wieder durch die Maschen von Polizei und Justiz schlüpfen konnten, ist allein in der deutschen Synchronfassung mit derart vielen frechen Sprüchen aufgemöbelt worden. (Später haben sich die Franzosen für ihre Synchronisation an der Brandt-Fassung orientiert.)
Diese seinerzeit im Deutschen noch eher ungewohnte Art sprachlicher Verballhornung machte Die 2 praktisch über Nacht zum unerwarteten Riesenerfolg. Dafür zeichnen Lothar Blumenhagen (•1927), der Roger Moore seine Stimme lieh und Rainer Brandt (•1937), der Tony Curtis sprach, verantwortlich. Rainer Brandt, ehemaliger Kabarettschüler von Wolfgang Neuss, wurde diesbezüglich in ganz besonderem Maße zur Synchron-Koryphäe, wurde gar als die „deutsche Synchronkuh“ bezeichnet. Gemeinsam mit Karl-Heinz Brunnemann war er über lange Jahre für die Texte und die Dialogregie bei der Synchronisation vieler ausländischer TV-Serien verantwortlich: z. B. Tennisschläger und Kanonen und Ihr Auftritt Al Mundy. Rainer Brandt verkörperte besonders das Antiautoritäre und Rebellische und bezeichnete sich später selbstironisch als „Mephisto in Aspik“. Aus dem überquellenden Fundus seiner Sprachschöpfungen stammen solche, die in den allgemeinen Sprachschatz übergingen, wie „Ich glaub mich tritt ein Pferd“. Brandt sorgte aber auch für die unverwechselbare Eindeutschung von Terence Hill in Mein Name ist Nobody, dessen auch im Original humorigen Part er durch zusätzliche Texteinschübe mit Kodderschnauze (gesprochen von Thomas Danneberg) noch markant und überwiegend gelungen ergänzte. Dass der auf Komik abzielende Synchronstil späterhin zur überzogenen Welle wurde, die sich aus Mangel an Originalität letztlich zu Tode lief, ist dabei eine andere Geschichte.
Längst sind die Die 2 TV-Serienkult. Koch-Media hat die dank eines recht großzügigen Budgets nicht billig aussehende TV-Produktion in einem vorbildlichen Digipack veröffentlicht. Die ehedem als Collectors Box erschienene Edition ist seit dem Frühjahr 2005 in einer in der äußeren Aufmachung leicht abgespeckten, dadurch handlicheren und erheblich preisgünstigeren Ausgabe erhältlich.
Sämtliche 24 Folgen der Serie, auch die sieben ursprünglich vom ZDF als nicht konform angesehenen Episoden, sind darin enthalten. Letztere wurden übrigens erst 1994 vom Team Brandt/Blumenhagen/Bauschulte eingedeutscht und sind erstmalig vom Privatsender Kabel 1 ausgestrahlt worden. Heute, nunmehr rund 35 Jahre nach ihrer Entstehung, erscheinen die vom Duo Curtis und Moore gelösten Kriminalfälle zwar klar zeitgebunden. Als nostalgischer Rückblick auf die TV-Serienunterhaltungen der 1970 haben sie sich aber fast durchweg recht frisch gehalten und vermögen daher gut zu unterhalten.
Das Bild von DVD ist für eine mehr als dreißig Jahre auf dem Buckel tragende TV-Produktion geradezu vorzüglich: es zeichnet sich durch Detailreichtum, gute Schärfe sowie satte und sauber differenzierte Farben aus. Das Rauschen ist minimal, und auch Bildfehler sind kaum zu beobachten. Der Ton ist tadelloses, klares Mono und erlaubt den Vergleich mit der originalen, wesentlich trockeneren englischen Sprachfassung.
Alles begann mit dem berühmten Road-Movie Easy Rider (1969). Dies erfährt man auf der achten DVD im als Bonus vertretenen rund 20-minütigen Interview mit Rainer Brandt, „Einer von Zwei“, in dem dieser Interessantes zur Welle der Schnodder-Synchros zu berichten weiß. Unter anderem auch, welche Schwierigkeiten er und Karl-Heinz Brunnemann anfänglich hatten, die Zuständigen beim ZDF von der Qualität des Komischen ihres die Treue zum Original vernachlässigenden Konzepts zu überzeugen. Zusätzlich gibts noch einen Serienguide, der Original- und deutschen Titel einander gegenüberstellt, und das tadellose 24-seitige Begleitheft gibt dem Einsteiger wertvolle Unterstützung. Alles in allem dürfte der Serien-Fan komplett zu seinem Recht kommen und entsprechend zufrieden sein.
Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zum 3. Oktober 2005.