Crimson Tide

Geschrieben von:
Dietrich Haas
Veröffentlicht am:
30. Juni 2002
Abgelegt unter:
CD

Score

(2.5/6)

Nicht ganz so populär ist Hans Zimmers Musik zu Tony Scotts U-Boot-Thriller Crimson Tide aus dem Jahre 1995. Die oben schon erwähnte Ähnlichkeit zum Score von The Rock ist wohl nicht zuletzt auf die nahe zeitliche Verwandtschaft beider Musiken zurückzuführen.

Überwiegend elektronisch geht es auch bei Crimson Tide zu, doch bieten die ausgefeilten Trompeten-Soli, gespielt von Malcolm McNab, und längere Chorpassagen (London Choir unter der Leitung von Harry Gregson-Williams) klangliche Abwechslungwelche in Zimmers Komposition insgesamt etwas zu kurz kommt. Im ersten Titel „Mutiny“ erklingt auch mal eine Akustik-Gitarre, die die ansonsten sehr technisch-kühle Atmosphäre des Scores durchbricht.

Im Mittelpunkt der 1996 mit einem Grammy ausgezeichneten Musik steht das auch über den Film weit hinaus bekannte „Roll Tide“-Thema, das von Blechbläsern und tiefen Streichern getragene Hauptthema des Films. Besonders ausführlich und durch mehrere Tonarten moduliert erklingt es im letzten Stück (Track 5, „Roll Tide“), wobei es in der Orchestrierung, Dynamik und Intensität eine stetige Steigerung bis zum Schluss erfährt. Den Ausklang der CD bildet der von John Dykes verfasste amerikanische Hymnus „Eternal Father Strong to Save“ in einer sehr getragenen, düsteren, mit viel Hall unterlegten Fassung. In etwas anderen Interpretationen ist dieses Stück auch in anderen Filmen zu hören gewesen, z. B. in Wolfgang Petersens Perfect Storm • Der Sturm oder auch in Titanic. Diesem kraftvollen, phasenweise bombastisch zu nennenden Schlussstück steht ansonsten aber die oben schon angerissene mangelnde akustische Abwechslung entgegen. Einen Minuspunkt gibt es auch für die Aufteilung der Stücke.
Was im Einzelnen schon für die Musik von The Rock galt, wird bei Crimson Tide auf die Spitze getrieben: Titel 2 „Alabama“ ist sage und schreibe knappe 24 Minuten lang, Stück 4 „1SQ“ steht dem mit rund 18 Min. kaum nachist viel zu lang, zumal musikalisch hier nichts Neues geboten wird. Was dem Film als sehr wirkungsvolle musikalische Untermalung dient, offeriert davon losgelöst auch aufgrund der thematischen Armut keinen Hörgenuss.
Titel 3 „Little Ducks“ hätte man ganz weglassen können, da dieser ausschließlich nochmals oben genanntes Volkslied enthält.

Wer sich also für einen der beiden hier rezensierten Scores entscheiden muss, dem sei die Musik von The Rock anheim gestellt.
Crimson Tide bietet zwar mit dem kraftvollen, sehr Zimmer-typischen Hauptthema einen wahren Ohrwurm, ist aber insgesamt nicht so abwechslungsreich und als Höralbum deutlich weniger interessant als The Rock.
Zwar können Zimmer-Fans auch hier bedenkenlos zugreifen, da Crimson Tide mitunter ziemlich genau das beinhaltet, was man von Zimmerscher Actionmusik zu erwarten hofft, dem allseits orientierten Filmmusikliebhaber aber empfehle ich ein voriges Probehören.
Vielleicht erscheint dem ein oder anderen die Wertung zu niedrig, mag auch sein, dass die Musik bei ihrem Erscheinen 1995 aufgrund ihrer neuartigen, weil überwiegend synthetischen Machart teilweise begeistert aufgenommen wurde.
Aus heutiger Sicht muss man aber sagen, dass der Score zu Crimson Tide zwar eine nicht schlecht gemachte, solide Action-Musik, aber keineswegs das innovative Meisterwerk ist, zu dem sie damals mancherorts erklärt wurde.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Zimmer, Hans

Erschienen:
1995
Gesamtspielzeit:
60:17 Minuten
Sampler:
Hollywood Rec.
Kennung:
162 025-2

Weitere interessante Beiträge:

Frank Bridge – Orchestral Works, Vol. 3

Frank Bridge – Orchestral Works, Vol. 3

L’ultimo paradiso

L’ultimo paradiso

La Princesse de Clèves – Französische Romantik

La Princesse de Clèves – Französische Romantik

Miklós Rózsa – Sinfonia concertante etc.

Miklós Rózsa – Sinfonia concertante etc.

Cinemusic.de