Mit der britischen Fernsehserie Catweazle, die 1974 zuerst im deutschen Fernsehen gezeigt wurde, verbinde ich nicht nur nostalgische Kindheitserinnerungen, sondern sie ist für mich auch neben Pippi Langstrumpf und anderen Astrid-Lindgren-Verfilmungen eine der schönsten Kinderserien überhaupt. In den Geschichten um den Zauberer, den es aus dem normannischen England des Mittelalters in unsere Gegenwart verschlägt, verbinden sich skurriler Witz und filmemacherischer Einfallsreichtum zu richtig guter Fernsehunterhaltung, die — im Gegensatz zu anderen Produktionen — in über 35 Jahren kaum Patina angesetzt und nichts von ihrem Charme verloren hat.
Die komplette Serie besteht aus lediglich 2 Staffeln à 13 Folgen, wobei die 2. Staffel nur wegen des überraschend großen Erfolges nachgedreht wurde, denn in der letzten Folge der 1. Staffel kehrt Catweazle bereits wieder in die Vergangenheit zurück. Beide Staffeln folgen im Prinzip dem gleichen Plot (nach dem Buch von Richard Carpenter): Der englische Zauberer Catweazle (Geoffrey Bayldon) wird durch einen missglückten Zauber vom 11. in das 20. Jahrhundert versetzt und trifft dort auf einen Jugendlichen, der ihm hilft. In der 1. Staffel ist das Harold Bennett (Robin Davies), Sohn eines Farmers, und in der 2. Cedric (Gary Warren), der Sohn von Lord und Lady Collingford. Während die Jungen jeweils versuchen, den schrulligen Zauberer vor den Erwachsenen zu verstecken, verfolgt Catweazle sein Ziel, in die eigene Zeit zurückzukehren, was ihm schließlich in der jeweils 13. Folge auch gelingt. Dazwischen erleben die beiden allerlei Abenteuer, deren Komik vor allem auf dem Zusammenprall mittelalterlicher Vorstellungen mit der modernen Technik beruhen (z. B. der berühmte „Elektrik-Trick“ oder der sprechende Knochen, genannt Telefonhörer).
Die deutsche DVD-Ausgabe der beiden Catweazle-Staffeln (je 3 DVDs) kommt in einer schönen und edlen Aufmachung daher: eine als Buch gestaltete, stabile Aufklappbox, in der ein 32-seitiges Booklet mit Hintergrundinformationen und Episodenführer fest eingebunden ist. Während es an Ton (Deutsch und Englisch in sauberem Mono; Untertitel leider nur in Deutsch) und Bild für eine alte Fernsehserie nicht auszusetzen gibt, lässt das Zusatzmaterial doch einige Wünsche offen – es gibt nämlich keins! Das ist umso bedauerlicher, da ich von der englischen DVD-Edition weiß, dass es z. B. sehr schöne Interviews gibt, in denen Geoffrey Bayldon (Catweazle) und Robin Davies (Harold aus der 1. Staffel) nach 25 oder 30 Jahren auf die Farm ihres großen Erfolges zurückkehren und sich an die alten Zeiten erinnern. Vermutlich haben die deutschen DVD-Produzenten die Lizenzkosten für Zusatzmaterial gescheut. Schade eigentlich. Trotzdem ist es schön, dass die Serie nun endlich in Deutsch auf DVD erhältlich ist.
Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zu Pfingsten 2006.
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