Brokeback Mountain
Ang Lees Brokeback Mountain (Kinostart: 9. März 2006) spielt zwar im Cowboy-Milieu, ist aber kein Western im üblichen Sinne. Vielmehr beginnt das gefühlvolle Drama um die letztlich unerfüllt bleibende homoerotische Romanze zweier Schaf- nicht Kuhhirten in den 1960er Jahren und erstreckt sich über rund 20 Jahre. Der nach einer Kurzgeschichte von Annie Proulx als sehr verhaltene, anrührende Lovestory unter Männern inszenierte Film ist ähnlich gegen den Strich gebürstet wie Ang Lees Ausflug ins Western-Genre Ride with the Devil.
Ennis und Jack fühlen sich zwar stark zueinander hingezogen; infolge ihrer einem homosexuellen Paar (selbst heutzutage noch!) extrem ablehnend, ja mitunter sogar lebensbedrohend feindlich gegenüberstehenden Umgebung trauen sie sich letztlich nicht, einen gemeinsamen Weg zu suchen. Besonders Ennis ist bemüht, ein unauffälliges bürgerliches Leben mit Frau und Kind zu führen. Und so bleibt den beiden nur, sich ein paar Mal im Jahr unverdächtig zu treffen und bei Angelausflügen in die Wildnis für einige Tage den üblichen Zwängen zu entkommen.
In den USA hat der Film besonders viel Aufsehen erregt und in erzkonservativen Kreisen für beträchtliche Verärgerung gesorgt. Bei den im Januar verliehenen Golden Globe Awards war der Film geradezu der Abräumer (bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch und bester Filmsong). Und bereits zuvor, bei den internationalen Filmfestspielen in Venedig, hatte Ang Lees Gefühlsdrama den Goldenen Löwen gewonnen. Und nach bereits acht Nominierungen hieß es am 5. März 2006 in L. A. dann neben zwei weiteren Auszeichnungen auch noch: „Den Oscar für die beste Filmmusik erhält “
Das Album enthält einen Mix aus insgesamt rund 13 Minuten Score von Gustavo Santaolalla (21 Grams) und speziell neu arrangierter Country-Songs der Ära der Filmhandlung, wie Bob Dylans „He Was a Friend of Mine“ (interpretiert von Willie Nelson) oder Roger Millers altbekanntem Ohrwurm „King of the Road“ (interpretiert von Teddy Thompson & Rufus Wainwright). Emmylou Harris singt den mit dem Golden Globe Award ausgezeichneten Filmsong „A Love That Will Never Grow Old“.
Santaolallas Score besteht aus countrymäßig und unterschwellig poppig angehauchten Streicheradagios, die, wie auch die Fülle der gesungenen Oldies einen recht stimmungsvollen Kommentar zu den Filmbildern liefern. Und auch allein von CD ist das Gebotene ein ordentlich fließendes, und für so manchen Kinobesucher damit zweifellos auch ein perfektes Souvenir zum Film. Auf ihre Art steht diese spezielle Art von „Filmmusik“ — in ihrer gezielt auf zeitbezogenen, funktionalen Hintergrund zur Filmhandlung abzielenden Machart — Streifen wie American Graffiti nahe, der sogar ausschließlich mit Pop-Songs unterlegt ist. Zwar vermag Derartiges im Zusammenwirken mit den Filmbildern mitunter wirklich perfekt zu funktionieren und verschiedentlich auch als nostalgisches Höralbum geeignet sein. Heraushebende Attribute, wie der Musik-Oscar bleiben an dieser Stelle aber m. E. problematisch und irreführend. Wie auch immer! Jedenfalls machen die sinfonisch orientierten Wertungsstandards von Cinemusic.de hier sicher keinen Sinn: Eine Wertung entfällt also.