Bobby Jones – Stroke of Genius

Bobby Jones - Stroke of a genius
Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
23. Oktober 2004
Abgelegt unter:
CD

Score

(3/6)

Bobby Jones — Stroke of Genius

Ein Spielfilm aus dem Golf-Milieu: Regisseur Rowdy Herrington hat dem Golfer Bobby Jones ein Denkmal gesetzt. Der Golf-Amateur verzeichnete in den 1930ern eine Reihe legendärer Erfolge und war 1937 in Luxemburg Mitgründer der European Golf Association. Die CD-Werbung spricht von einer höchst emotionalen und bewegenden Filmmusik mit schottischen Einflüssen vom unumstrittenen Star unter den Filmkomponisten …

Nun, auch an James Horners jüngstem filmmusikalischem Streich dürften sich wieder die Geister scheiden. Abgesehen davon, dass es sich im Ergebnis um ein recht respektables Höralbum handelt, lässt sich auch bei Bobby Jones — Stroke of Genius eigentlich nichts finden, das es rechtfertigt, viel Aufhebens darum zumachen. Auch hier bekommt der Käufer nämlich (allzu) hinlänglich bekanntes, im bekannten Autopilot-Modus Komponiertes — siehe hierzu Four Feathers, A Beautiful Mind. Allerdings kann (immerhin) lobend vermerkt werden, dass bei aller unleugbaren Routine in der Ausführung, den vielfach fast 1:1 kopierten stilistischen Schemata, auch eine gewisse Liebe zum Detail spürbar ist; was der Musik zumindest einige sehr schöne Passagen und den schon attestierten Hörcharme verleiht.

In vielem erinnert Bobby Jones — Stroke of Genius wiederum an Braveheart: Nicht allein, dass Horner auch hier Schottisches durch traditionell Irisches charakterisiert, auch thematisch wirkt der Score eindeutig mit dem Genannten verwandt. Die Eröffnung ist typisch für Hornersche Epen-Klänge und verweist besonders stark auf Enemy at the Gates. Wie dort schälen sich aus den fast identischen leeren Klangfiguren der hohen Streicher sowohl ein längeres Motiv — das, wie beim Komponisten üblich, zuerst in den Hörnern erklingt — als auch das Thema der Hauptfigur heraus. Bereits hier verleihen der Musik typisch irische Instrumente folkloristisches Flair, besonders markant die Uilleann Pipes und die irische Whistle. Diese wirken im Score übrigens meist (im Mischklang) zusammen und lassen gerade die Ethno-Einlagen besonders ansprechend erscheinen. Dass bereits im Main-Title (wenig überzeugende) kurze synthetische Einwürfe dem Hörer nicht erspart bleiben, sei nur angemerkt. Insgesamt sind die synthetischen Beimischungen jedoch erfreulich wenig aufdringlich.

Das Eröffnungsmotiv der Hörner fungiert als eine Art Leitmotiv und durchzieht in veränderter und auch anders instrumentierter Form die Filmvertonung. Dieses und das breitere Hauptthema klingen aber (wieder einmal) eindeutig nach dem berühmten Schottland-Epos, wobei es hier nicht derart pathetisch zugeht. Erwähnenswert sind außerdem ein hübscher irischer Tanz („A Win, Finally!“, „He’s on a Roll Now“) sowie ein schönes Liebesthema. Was Horner mit diesem Material anstellt, ist nett anzuhören, allerdings ohne dabei umwerfend zu sein. Selbst wer sich am ausgeprägten Déjà-vu nicht stört, dürfte bemerken, dass die Komposition nicht allzu vielseitig gestaltet ist.

Für eine in Hollywood eingespielte Musik (The Hollywood Studio Symphony) ist die CD mit rund 63 Minuten schon recht lang, im Kanon der überwiegenden Anzahl der knapp 80-minütigen Horner-Alben hingegen wirkt sie eher schlank. Klanglich gibt’s nichts zu meckern und auch der Albumschnitt fließt recht ordentlich. Wer etwas kürzen will, sollte in keinem Fall auf die „End Credits“ verzichten. Diese bieten nämlich nicht allein eine sehr gelungene Zusammenfassung des Themenmaterials. Die nur hier zu hörende Variante des im Score insgesamt seltener zu hörenden Liebesthemas — hier nett von der Gitarre gespielt — bringt zusätzliche Abwechslung ins musikalische Geschehen. Alles in allem dürfte Bobby Jones — Stroke of Genius besonders Horner-Anfängern ein Stück höherwertiger erscheinen.

Komponist:
Horner, James

Erschienen:
2004
Gesamtspielzeit:
63:24 Minuten
Sampler:
Varèse Sarabande
Kennung:
VSD-6577

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