Zwei großformatige Bildbände mit spektakulären Fotos eröffnen dem interessierten Betrachter neue kosmische Perspektiven. „Bilder der Erde“ ermöglicht ungewöhnliche globale Blicke auf den nahen Kosmos unseres blauen Planeten. Betrachtet aus einer Höhe von rund 705 km wirkt das uns scheinbar so Bekannte und Geläufige überraschend andersartig, erscheint mitunter bizarr und exotisch, jedoch stets faszinierend. Dabei sind die meisten Aufnahmen nicht auf den mit dem menschlichen Auge erfassbaren Bereich des sichtbaren Lichts beschränkt. Die seit Anfang der 1970er Jahre eingesetzten Multispektralscanner (MSS) gestatten es darüber hinaus, das an das Dunkelrot des sichtbaren Spektrums anschließende infrarote Licht detailliert zu erfassen. Das führt zu zusätzlichen, wertvollen Informationen, wobei für den Betrachter die mit dem Auge nicht sichtbaren Effekte durch wiederum sichtbare „Falschfarben“ mit definierter Bedeutung ersetzt werden müssen.
Dank seiner übersichtlichen Gliederung gestattet der Band dem Leser, sich leicht zu orientieren. Nach Abbildungen der Kontinente folgen Bilder einzelner Länder, besonders markanter geografischer Regionen und ebenso ausgewählter Städte. Solide kleine Übersichtskarten leisten bei der geografischen Orientierung zusätzliche Hilfe. Entsprechend kann man abseits des ebenfalls reizvollen reinen Stöberns auch schnell ganz gezielt auf die Suche gehen. Sorgfältig abgefasste Bildlegenden liefern auch für den Laien wertvolle, leicht verständliche Erklärungen des Gezeigten.
Unterm Strich erhält der Käufer einen visuellen Prachtband, der z. B. für all diejenigen äußerst reizvoll sein dürfte, die sich bereits für die BBC-Serie „Unser blauer Planet“ begeistern konnten.
Brandneu ist „Draußen im All“, ein weiterer, visuell ähnlich reizvoller Band, bei dem nicht nur der Hobby-Astronom und Freund interstellarer Science-Fiction-Stories auf seine Kosten kommt. Von der Erde, dem Mond und weiteren Planeten in unserem Sonnensystem geht die Reise in zehn Kapiteln über Kometen in die Tiefen des Makrokosmos Weltall, über die Weiten der Milchstraße, hin zu fernen unbekannten Galaxien und Phänomenen wie den berühmten schwarzen Löchern und Quasaren. Ähnlich wie beim oben erläuterten Blick auf die Erde schauen auch Teleskope weit über den äußerst schmalen Bereich des sichtbaren Lichts hinaus. Aus den Tiefen des Alls dringt im Gegensatz zur Erdoberfläche Strahlung aus sämtlichen Bereichen des so genannten elektromagnetischen (Gesamt-)Spektrums. Und da diese Strahlungen auf ihrem Wege riesige, für den Menschen praktisch unvorstellbare Entfernungen zurückgelegt haben, erlauben die von ihnen erzeugten Bilder auch Blicke zurück, in die Vergangenheit des Universums. Auch hier werden natürlich unter anderem definierte „Falschfarben“ (s. o.) eingesetzt, um für das bloße Auge Unsichtbares darstellen zu können.
Die britische Astrophysikerin Heather Couper arbeitet häufiger für die Wissenschaftssparte der BBC und hat bereits viele populärwissenschaftliche Bücher verfasst. Sie ist auch im vorliegenden Fall eine kompetente Reiseleiterin in diesem in die Tiefe des Raumes führenden virtuellen Ausflug durch die quasi „Kunsthalle“ Weltall.
Irreführend und damit kritikwürdig ist jedoch der Untertitel des Bandes: „Spektakuläre Satellitenfotos“. Da ein recht großer Teil der Abbildungen von auf der Erde stationierten Teleskopen stammt, handelt es sich beim Gezeigten eben nicht durchweg um Satellitenaufnahmen. Das verleiht dem werbewirksamen, wohl am erfolgreichen Vorläufer „Bilder der Erde“ anknüpfen wollenden Untertitel des Bandes unnötigerweise einen Hauch von Etikettenschwindel.
Dafür ist das Gebotene aber zweifellos insgesamt ein visueller Genuss, dessen Abbildungen von den Schönheiten kosmischer Architektur den Betrachter in ihren Bann ziehen und das Staunen lehren — soweit er es denn verlernt haben sollte. Etwas problematischer sind hier allerdings die angesichts der besonders komplexen Thematik meist zu knapp gehaltenen und damit zwangsläufig eher „oberflächliche“ Erläuterungen bildenden Zwischentexte und Bildlegenden. Insofern legt „Draußen im All“ dem Leser und Betrachter weitere griffbereite Publikationen zum besseren Verständnis der opulenten Bilderflut zumindest nahe.
Damit wird „Draußen im All“ in erster Linie zum grandiosen visuellen Erlebnis, zu einem phänomenalen außergewöhnlichen Bilderbuch, das manche Betrachter in besonderem Maße auf ein Mehr an Informationen neugierig machen dürfte. Trotz dieser Einschränkung ist das Buch für den Interessierten sicher ebenso eine Überlegung wert, wie der bereits in zweiter Auflage vertriebene Vorläufer „Bilder der Erde“. Urlaubs- oder gar Strandtauglich sind allerdings beide mit ca. 2,5 kg bereits von der Masse recht gewichtigen Publikationen eher nicht.
Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2007.
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