Der Name George Duning (1908-2000) ist mit der Musik zu ca. 200 Filmen, primär von Columbia Pictures, verknüpft. Allerdings erreicht dieser Filmmusiker im Sammlerzirkel längst nicht vergleichbare Anerkennung wie einige seiner Kollegen.
Duning stammte aus Richmond in Indiana und ist in eine musikalische Familie hineingeboren worden. Am Konservatorium in Cincinnati erfolgte eine eingehende musikalische Ausbildung. Durch seine Auftritte als Jazztrompeter in Bands wurde man in den späten 30ern bei NBC Radio auf ihn aufmerksam. Neben seinen Auftritten in der wöchentlichen Radioshow „Kay Kysers Kollege of Musical Knowledge“ als Mitglied der Band von Kay Kyser machte sich Duning rasch einen Namen als versierter Arrangeur und Dirigent. Fähigkeiten, die ihm ab 1942, während seines Militärdienstes bei der Navy, beim Armed Forces Radio Service zugute kamen.
1944 begann dann seine Karriere in Hollywood, wo er beim Music Department von Columbia Pictures als Arrangeur und Orchestrator unter Vertrag stand. Sein Chef Morris Stoloff setzte ihn allerdings lange Zeit bevorzugt als Arrangeur für Musicals ein. Infolge seiner in den Film-Credits meist nicht namentlich erwähnten Beteiligung, zumal meist bei B- und C-Filmen, war sein Name beim Publikum noch bis in die erste Hälfte der 1950er kaum präsent — was wohl auch zumindest darin mitbegründet ist, dass Picnic (1955) der erste auf Tonträger (LP) veröffentlichte Score Dunings war.
Die Möglichkeiten, als eigenständiger Filmkomponist tätig zu sein, wurden erheblich verbessert durch die Oscar-Nominierungen für No Sad Songs for Me (1950), From Here to Eternity • Verdammt in alle Ewigkeit (1953), Picnic (1955) und The Eddie Duchin Story (1956). Neben Arbeiten für die Kinoleinwand vertonte Duning in der zweiten Hälfte der 60er auch TV-Serien wie Star Trek oder Big Valley. Seine letzte Vertonung für die große Bildwand wurde The Man With Bogarts Face (1980). Unter den in seinem Œuvre häufig anzutreffenden einprägsamen thematischen Einfällen repräsentiert das Hauptthema zu Picnic (1955) die wohl bekannteste Duning-Melodie.
FSM hat dem auf Tonträger völlig unterrepräsentierten George Duning neben Toys in the Attic • Puppen unterm Dach (1963) (erhältlich bei Screen Archives Entertainment) die beiden hier vorgestellten Alben gewidmet. Deren Material stammt von den Mastern ehemaliger LP-Veröffentlichungen des hauseigenen Plattenlabels des Columbia Studios, „Colpix“. Die originalen Musikmaster der betreffenden Filme existieren nämlich längst nicht mehr.
Bell, Book and Candle • Hilfe, meine Braut ist übersinnlich (1958) zeigt Duning in einer im Gershwin-Stil jazzig angehauchten Komödienmusik, versehen mit Cartoon-Einsprengseln, Americana sowie partiell einem Hauch von Weihnachten. Alles in allem bekommt man hier ein charmant und dazu recht abwechslungsreich gestricktes Leichtgewicht zu hören. Die alte Colpix-LP erschien 1959 nur in Mono. FSM hat hier auf die erstmalig im Jahr 1980 von Tony Thomas auf Citadel veröffentlichten Stereo-Master zurückgegriffen. Auch der Bonus-Track der Citadel-Präsentation ist enthalten: chronologisch platziert und korrekt betitelt als Stück Nr. 9.
Bei 1001 Arabian Nights handelt es sich um einen abendfüllenden Zeichentrickfilm, erwachsen aus einer Cartoon-Reihe um die Figur des Mr. Magoo. Die hier zu hörende Musikauswahl wirkt insgesamt durch ihre eingestreuten Mickey-Mousing-Standards deutlich cartoonhaft. Durch Liedeinlagen, dezente Jazz-Einschübe und ethnisches Instrumentarium pendelt das Ganze zwischen Musical und Zeichentrick-Filmmusik, letzteres mit merklichem Disney-Touch. Das ist womöglich ein wenig mit dem aus der Disney-Küche stammenden Schöpfer der Figur, John Hubley, und ebenso dem Regisseur des Films Jack Kinney begründet.
The Devil at 4 O’Clock • Der Teufel kommt um vier (1961) zeigt Duning als Kompositeur eines recht robusten Abenteuer-Scores zu einem frühen Katastrophen-Movie, dessen Szenario neben Krakatoa, East of Java • Krakatoa — Das größte Abenteuer des letzten Jahrhunderts (1969) auch ein wenig als ein früher Vorläufer von Dante’s Peak (1997) durchgehen mag. Das von einem energischen Rhythmus-Ostinato bestimmte Haupthema verweist ein wenig auf Waxmans Taras Bulba (1962). Zusammen mit einem besonders eingängigen sirenenhaft wirkenden Liebesthema dominiert es eine in den Action-Momenten durchaus kraftvolle und zugleich dezent moderne Filmmusik. Die Klavierostinati tendieren bereits in Richtung Jerry Goldsmith, dessen Stern in jenen Jahren aufzugehen begann.
Als Füller enthält das FSM-Album noch Sol Kaplans Musik zu Carl Foremans The Victors • Die Sieger (1963). Sol Kaplan (1919-1990) zählt zu den Komponisten, deren Karriere durch die Politik der „Schwarzen Listen“ der McCarthy-Ära überschattet wurde — siehe auch George Bassmann. Entsprechend ist auch auf Tonträger kaum etwas von seiner Musik greifbar. Kaplans Komposition zur sehr episodenhaften, an verschiedensten (Kriegs-)Schauplätzen angesiedelten Filmhandlung tendiert entsprechend zu einem Pasticcio verschiedener Stile und ist außerdem durchsetzt mit als Source-Music fungierenden Teilen. Neben einem Militärmarsch finden sich diverse romantisch und partiell auch nostalgisch anmutende Piècen. Darüber hinaus sind Jazziges sowie einige in populären Idiomen der Ära der Filmhandlung komponierte Stücke vertreten. Das steht im Gesamtergebnis nun gewiss nicht für schlecht. Aber einige nett gemachte Stücke machen eben noch nicht eine wirklich große und mitreißende Filmmusik.
Wertungsmäßig schneidet von Dunings Arbeiten The Devil at 4 O’Clock mit vollen vier Sternen am besten ab. Allerdings rangieren Bell, Book and Candle sowie 1001 Arabian Nights mit dreieinhalb dicht dahinter. Sol Kaplans The Victors verdient noch drei Sterne. Der Score besetzt in Ermangelung einer weiteren Duning-Musik im Colpix-LP-Archiv in erster Linie den Platz einer passablen, die Albumkapazität nutzenden Zugabe.
Wiederum mehr als ordentlich ist das jeweilige Begleitheft, das sowohl nostalgische Empfindungen durch Wiedergabe der alten LP-Hüllentexte bedient als auch mit aktualisierten Infos aufwartet. Die gute Tonqualität der sauber transferierten Master-Tapes gibt ebensowenig Anlass zum Klagen.
Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2007.
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