Wollte jemand zu John Ottmans Musik zur Horrorpersiflage Arac Attack einen Kommentar in aller Kürze, würde ich ihm wie folgt antworten: Ein überaus spaßiges Spinnenballett und zugleich ein Orchesterführer für Achtbeiner.
Die musikalische Untermalung zum Neuaufguss von Genre-Klassikern der Gattung„Monstrous Movies“ der 50er wie Formicula und Tarantula ist überaus abwechslungsreich gehalten. Sie hält dabei nicht nur den Zuhörer, sondern auch die Orchestermitglieder fast pausenlos in Atem. Rhythmisch bewegt — die Hauptakzente auf die Bläser setzend — geht es rund 50 Minuten zupackend zur Sache. In dieser Zeit bekommen weder Langeweile noch Monotonie eine Chance. Zwar handelt es sich bei John Ottmans Arac Attack um einen eher konventionellen, weitgehend aus klassischen orchestralen Stil- und Klangelementen zusammengesetzten Score, bei dem jedoch Attribute wie altväterlich und abgedroschen keineswegs zutreffen. Der Score entpuppt sich als leichtgewichtige, sehr ansprechende, in vielem tänzerisch anmutende orchestrale Tour de Force, die kaum Zeit zum Ausruhen lässt. Zwei kleinere nett-griffige Themen bestimmen das Geschehen: Wobei mit dem einen Thema, das ein wenig an Mouse Hunt erinnert, hübsch gearbeitet wird, das andere nur gelegentlich auftaucht (eigentlich mehr ein Themenfragment ist) und heroisch-pathetisch daherkommt.
Insgesamt bekommt der Hörer ein pfiffiges, frech-witzig und effektreich zubereitetes klingendes Menü geboten, bei dem auch ein Cembalo nett integriert ist. Neben einem kräftigen Schuss vom frühen Elfman und einer guten Portion Williams enthält es ein paar gut platzierte avantgardistische Streichereffekte und wird mit einer Prise Herrmann wohlschmeckend abgerundet. Dazu gibt es vereinzelt Flatterzungenhaftes — wie in den guten alten Tagen der billigen Leinwandmonster üblich —, und mitunter klingt es gar ein wenig wie in den klassischen Hammer-Horror-Scores eines James Bernard, wobei in allem augenzwinkernde Ironie spürbar ist.
Im schlichten Booklet (allein die übliche Doppel-Seite) gibt es zwar keinerlei Infos zur Musik, aber immerhin vermittelt eine Besetzungsliste des Hollywood Studio Symphony Orchestra einen willkommenen Eindruck der für die Einspielung aufgewendeten Kräfte. Nicht allein, dass Ottman diese recht fantasievoll zu nutzen versteht und dank guter Instrumentierung manche überraschende Klangkombination aus dem Hut zaubert, er führt auch das wohl nahezu vollständig aufgefahrene Orchester-Instrumentarium aus der Gruppe der Schlag- und Effektinstrumente eindrucksvoll vor.
Abgesehen von einigen kurzen sanften Americana-Einschüben gibt es erst in der Abspannmusik etwas Zeit zum lyrischen Verweilen und auch ein Gitarrist (wohl der einzige bis dahin untätig gebliebene Musiker) kommt zum Einsatz. Allerdings, eine moderne Horrorfilm-Komödie kommt wohl kaum ohne finale Pointe aus. Hierzu präsentiert Ottman das eine Thema nochmals in Form eines sehr originellen hard-rockigen Stücks. Eine fetzige Heavy-Metal-Music zum „Abhotten“ — „Achtbeiner bevorzugt“.
Wer jetzt immer noch zögert, muss wohl doch zuerst die Spinnen-Attacke im Kino durchstehen. Alle anderen sollten sich aber diesen mittleren Geheimtipp für ein „köstliches Hörvergnügen auf der ganzen Linie“ schon jetzt nicht entgehen lassen und besser ganz fix zugreifen — bevor ihnen vielleicht überlebende „Eight Legged Freaks“ zuvorkommen.