Den Spitzenplatz belegt die Musik zu Alice in Wonderland • Alice im Wunderland von Richard Hartley. Die Komposition ist eine wahre Perle: Sie präsentiert sich voll orchestral und ist handwerklich hervorragend ausgearbeitet, und Elektronik wurde wenn überhaupt, nur für einige wenige Klangeffekte verwendet. Zum Teil erinnert die Musik an Danny Elfmann (speziell Edward Scissorhands und auch Black Beauty. Wenn Alice das Wunderland betritt, stimmen gut platzierte Glissandi elegant auf die Fantasy-Atmosphäre ein. Anschließend wird über weite Strecken die Celesta äußerst liebevoll und virtuos eingesetzt: Damit bekommt die insgesamt überaus leichtfüßig daherkommende Musik einen nachhaltigen Tschaikowskyschen „Nussknacker-Touch“ und überhaupt etwas Feenhaftes. Neben typisch britischen Klängen gibt es aber auch einen Hauch irischer Folklore, eine pompös-groteske Fanfare für den Hof der Spielkartenkönigin und sogar ein gekonnt freches Dixiland-Stück. Weitere Kostproben seiner Vielseitigkeit präsentiert Richard Hartley in den äußerst sorgfältig auskomponierten Songs, die auf hervorragendem Musical-Niveau angesiedelt sind und von professionellen Kräften liebevoll vorgetragen werden. Neben gekonnt Witzigem und Skurrilem hat das „Lied der Suppenschildkröte“ echte Tiefe und ist in Intonation und Ausdruck nahe verwandt mit dem gefühlvoll-melancholischen „Tauben-Lied“ aus Mary Poppins. An Interpretation und Klangtechnik gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln, und auch mit seiner Spieldauer von rund 71 Minuten belegt dieser Titel den Spitzenplatz.
Fazit: Auch die hier vorliegenden Fernsehmusiken sind (bis auf die entbehrliche Journey to the Center of the Earth) ein weiterer Beleg für die sich in vielem immer stärker verwischenden Grenzen zwischen Kino und Fernsehen: Für TV-Produktionen erstellte Musiken stehen ihren Kino-Pendants im Positiven wie Negativen kaum noch nach und sind bis auf Ausnahmen eine vollwertige Bereicherung für die Filmmusik-Kollektion. Wermutströpfchen sind bei den vorliegenden Titeln die allzu sparsam ausgestatteten Booklets, die leider weder Informationen über die weitgehend unbekannten Komponisten noch die Kompositionen enthalten.
Mehrteilige Rezension:
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