Die enzyklopädische Reihe „50 Klassiker“ aus dem Gerstenberg Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, aus allen Sparten ein Basiswissen zu den jeweils 50 besonders wichtigen Vertretern eines Begriffs zu vermitteln. Besagte Buchreihe steht aber noch unter einem weiteren Begriff: „Gerstenberg visuell“. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass diese Publikationen entsprechend den besonders von bildlicher Darstellung geprägten Bedürfnissen der nachwachsenden Generationen gestaltet sind. Der Leser bekommt die Textinformationen grafisch modern aufbereitet, in besonders übersichtlicher und auf Anhieb verständlich organisierter Form geboten. Dabei ergänzt eine Fülle gut gewählter Bilder und Abbildungen (zum Großteil in Farbe) das zu Lesende. Diese Bände funktionieren daher sowohl als neugierig machendes Bilderbuch, Nachschlagewerk und natürlich auch als Essayband.
Kürzlich erschienen ist der Band „50 Klassiker: Orchestermusik“. Eingangs gibt die Autorin, Ulrike Timm, eine kleine Einführung, „Vom lustvollen Hören“, in der sie humorvoll die Entwicklung dessen, was wir heutzutage unter dem Begriff Orchester verstehen, erläutert. Natürlich stellt die Zahl 50 zugleich eine nivellierende Begrenzung dar, die viel gleichermaßen Wertvolles zwangsläufig ausschließt. Timm verschweigt dies nicht, stellt die sich aus diesem Zwang resultierenden Probleme vielmehr klar heraus, indem sie sich bei den nicht vertretenen Komponisten und auch allgemein für das Fehlende „entschuldigt“. Damit kann ein Spaziergang mit „Siebenmeilenstiefeln durch die Musikgeschichte“ beginnen, der letztlich eine im Einführungstext zu lesende wichtige Feststellung umgehend nachvollziehbar werden lässt: Etwas über Musik zu wissen, steigert den Genuss.
Auf den „Faktenseiten“ werden die besagten 50 Meilensteine der Musikgeschichte unterhaltsam und humorvoll vorgestellt, im Kontext ihrer Entstehung beleuchtet und damit auch ihre herausragende Bedeutung erläutert. Der Band erweist sich als insgesamt griffige und – obwohl für den Einsteiger gedacht – nicht einfach banale und ebenso wenig trockene Publikation. Vielmehr ist es eine, die nicht ausschließlich für die Zielgruppe „junge Erwachsene“, sondern ebenso für den erfahrenen Klassikhörer leicht auffindbare, gut aufbereitete Informationen zum Auffrischen bereithält.
Durchsetzt sind die detailreichen, aber nicht weitschweifigen Textstücke mit optisch häufig sehr reizvollem Bildmaterial, das dem zu Lesenden eine visuell bereichernde atmosphärische Komponente hinzufügt. An den Seitenrändern finden sich hierzu die Abbildungen erläuternde Legenden sowie gelegentlich eingestreute Zitate des betreffenden Komponisten. In farblich abgesetzten Kästen ist darüber hinaus zusätzlich Wissenswertes und dabei auch Originelles untergebracht, wie ein Salatrezept des Gourmets Giacchino Rossini. Die farblich ebenso eindeutig hervorgehobenen „Faktenseiten“ sind durch einfache grafische Symbole für das Auge besonders übersichtlich gegliedert. Sie warten mit biografischen Infos zum jeweiligen Komponisten auf und bieten darüber hinaus weiterführende Querverweise, zum vertiefenden Hören und Lesen, und auch Ansehenswertes, wie bei Mozart den gleichnamigen Film von Miloš Forman.
So präsentiert sich das Buch insgesamt gelungen, ist eine didaktisch überzeugend geratene, sowohl informative als auch unterhaltsame, spannend zu lesende und zugleich optisch gefällig aufbereitete Lektüre. Eine, bei welcher der Spagat zwischen Anspruch und guter Verständlichkeit durchweg als gelungen bezeichnet werden darf und die wohl auch Nichtklassikhörer zum Blättern und Stöbern und – auf mehr – neugierig zu machen (auf die Musik nämlich) vermag. Das ist „Infotainment“ im besten Sinne. Somit dürften die „50 Klassiker Orchestermusik“ in mancherlei Fällen auch als gelungene Geschenkidee taugen.
Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zum Jahresausklang 2004.