Philipp Fahrbach: Waltzes • Marches • Polkas

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
25. Juli 2021
Abgelegt unter:
Klassik

Der Dirigent Christian Simonis (*1956) ist Wiener und hat das exakte Empfinden für die Tanz- und Unterhaltungsmusik seiner Heimatstadt wohl bereits mit der Muttermilch aufgenommen. Hans Swarowsky, einer seiner Lehrer, bezeichnete ihn als „wienerische Urbegabung“, was auch die vorliegende aktuelle Kompilation wieder sehr schön unterstreicht. Für das Osnabrücker cpo-Label hat er dies bereits zuvor bestens unter Beweis gestellt, wobei folgerichtig auch über den heimischen Tellerand hinausgeblickt wird. So eröffnete im Jahr 2008 das dem schlesischen Komponisten Benjamin Bilse gewidmete Kompilationsalbum, eingespielt mit dem WDR Rundfunkorchester Köln, den Reigen der mittlerweile auf fünf Titel angewachsenen sehr beachtlichen Reihe. Simonis ist seit 2015 Vorstandsmitglied der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ und seit 2020 auch Ehrenmitglied der „Johann Strauss Society of Great Britain“.

Dieses Mal hat er sich wieder der Tanz- und Unterhaltungsmusik seiner Heimat gewidmet. Dabei ist er im Umfeld der Strauss-Dynastie fündig geworden mit Vater und Sohn der seinerzeit ebenfalls sehr erfolgreichen und prominenten Familie Fahrbach. Es handelt es sich dabei um die in Wien geborenen hochmusikalischen direkten Nachfahren eines aus dem Württembergischen eingewanderten Schumacherehepaares. Die Anzahl der Musik praktizierenden Familienmitglieder bei den Fahrbachs übertrifft bemerkenswerterweise sogar die der Sträusse deutlich. Werke von Philipp Fahrbach senior und junior stehen auf dem rund 65 Minuten umfassenden überaus charmanten Programm. Dabei war Philipp Fahrbach der Ältere (1815–1885) Schüler von Joseph Lanner und Johann Strauss (Vater) und hat 17-jährig bereits in der Strauss-Kapelle als Flötist mitgewirkt. 1835 gründete er seine eigene Kapelle, welche sein Sohn Philipp Fahrbach der Jüngere (1843–1894) im Jahr 1855 übernahm. Beide zusammen haben ein riesiges Gesamt-Œuvre von mehr als 1200 Kompositionen hinterlassen.

Und wie das vorzüglich informative Begleitheft des Weiteren dazu verrät, ist es nicht zu hoch gegriffen, bei der Entwicklung der unterhaltenden Musik in ganz Österreich der heutzutage praktisch vergessenen Fahrbachdynastie eine ähnlich hohe Bedeutung zu bescheinigen wie der berühmten Strauss-Dynastie. Nicht nur dies rechtfertigt bereits, das Schaffen der Fahrbachs den Musikfreunden zukünftig noch eingehender vorzustellen, sondern auch die hier von Christian Simonis und den Nürnberger Symphonikern in schmissigem Wohlklang, mit gehörig Elan und Temperament interpretierte Zusammenstellung lässt dies mit ihrem unüberhörbarem Charme bereits erahnen. Verschiedenes lädt geradezu zum Mitsummen ein und hübsch-witzige Einfälle, wie das vor sich hin zwitschernde Schwarzblattl (eine Mönchsgrasmücke) im Walzer „Schwarzblattl aus’n Weanerwald“ gibt es ebenso. Zwar handelt es sich bei den hier vorgetragenen galanten Walzerkompositionen schon eindeutiger um Tanzmusik und weniger um Konzertwalzer wie einige der besonders kunstvollen Vertreter von Johann II oder seines Bruders Joseph. Aber das tut dem Hörspaß an diesem insgesamt so erfrischenden CD-Album keinerlei Abbruch. Die auch vorzüglich klingenden Einspielungen entstanden als prima klingende Koproduktion mit dem BR-Klassik.

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Komponist:
Fahrbach, Philipp

Erschienen:
2021
Gesamtspielzeit:
64:55 Minuten
Sampler:
cpo
Kennung:
555 179-2
Zusatzinformationen:
Nürnberger Symphoniker; Dirigent: Christian Simonis

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