A Midsummer Night’s Dream

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
12. August 1999
Abgelegt unter:
CD

Score

(5/6)

Devotion, ein Warner-Brothers-Melodram um die Geschwister Brontë, kam 1946 in die US-Kinos. Zu diesem Zeitpunkt begann sich die Hollywood-Karriere Erich Wolfgang Korngolds ihrem Ende zuzuneigen. Begonnen hatte diese 12 Jahre zuvor, als der berühmte Regisseur Max Reinhardt – Begründer der Salzburger Festspiele – seine Hollywood-Bowl-Inszenierung des Shakespearschen Sommernachtstraums für Warner verfilmen sollte. Der verschwenderisch inszenierte Film zeigt neben anderen James Cagney, Mickey Rooney und Olivea de Havilland in ihren besten Zeiten. Im Produktionsteam wirkten viele Große mit wie der Regisseur Wilhelm Dieterle, der sich inzwischen schon „William“ nannte.

Korngold und Reinhardt hatten in Wien erfolgreiche Neubearbeitungen verschiedener Operetten herausgebracht. Reinhardt telexte an Korngold, er solle für „sechs bis acht Wochen“ nach Hollywood kommen, um Mendelssohns Originalmusik für den Film zu adaptieren; daraus wurden dann allerdings rund sechs Monate. Für Korngold war dieses zweifellos eine der komplexesten Arbeiten seiner gesamten filmmusikalischen Karriere, denn eine für einen völlig anderen Zweck komponierte Musik für einen Film passend neu zu arrangieren ist nur scheinbar eine leichte Arbeit. Auf der anderen Seite war es für den Theatermann und Musikdramatiker Korngold aber sicher auch eine faszinierende Aufgabe, für das neue Medium Tonfilm zu arbeiten. Nicht zuletzt hierbei begründete er seinen späteren Kompositionsstil für eigene Filmmusiken, den er selbst ein wenig ironisch als „Opern ohne Worte“ bezeichnete. Dass Korngolds letzte Arbeit für das Kino ebenfalls eine Adaptation ist – hier die Musik Richard Wagners für den Film Magic Fire • Frauen um Richard Wagner (1955) –, hat eine besondere Bedeutung. Zu diesem Zeitpunkt war der Komponist zweifelsohne von den eigenen musikalischen Perspektiven im Nachkriegs-österreich und Deutschland sehr enttäuscht und hat diese letzte Kino-Arbeit nur übernommen, damit nicht irgendein Dilettant die edle Musik Richard Wagners verhunzte.

Für den Sommernachtstraum-Film musste mehr als die vorliegende Mendelssohnsche Originalmusik eingerichtet werden, was der Komponist nicht durch einfaches Wiederholen früheren Materials löste. Korngold formte mit enormem Geschick auf der Basis der Sommernachtstraum-Musik und zusätzlichem Material wie aus der „Schottischen Sinfonie“ und den „Liedern ohne Worte“ ein homogenes symphonisches Ganzes. Diese musikalische Perle ist jetzt dank „cpo“, ein im Bereich musikalischer Raritäten sehr rühriges Label der Firma jpc aus Georgsmarienhütte, der Vergessenheit entrissen.

Konnte Mendelssohns Musik in Originallänge verwendet werden, ließ der Komponist auch die Instrumentation unverändert; wurden allerdings Bearbeitungen erforderlich, zog er neben Schlagzeug und Harfe Saxophone, Klavier, Gitarre und – besonders auffällig – das Vibraphon hinzu. Korngolds schon damals zweifellos exzellenter Klangsinn wurde durch diese Arbeit weiter geschärft. Ein Beleg für Korngolds überaus großes musikalisches Wissen und Verständnis ist eine äußerung, die er gegenüber Hugo Friedhofer einmal gemacht hat: Genau diesen Effekt – den Klang des Vibraphons im Zusammenwirken mit den verdoppelten Streichern – habe Richard Strauss in der Oper „Die Frau ohne Schatten“ erreichen wollen, als er die Glasharmonika einsetzte. In seiner fünften Oper „Die Kathrin“ gehört das Vibraphon daher ebenfalls zum verwendeten Instrumentarium.


Mehrteilige Rezension:

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Erschienen:
1998
Gesamtspielzeit:
69:40 Minuten
Sampler:
cpo
Kennung:
999 449-2

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