Auf gleich gutem Niveau liegt Richard Harveys Komposition zu Regisseur John Stephensons (Ein Schweinchen Namens Babe) TV-Film Animal Farm • Aufstand der Tiere nach George Orwells berühmter Parabel. Neben etwas Synthesizer ruht die Musik auf einem gut ausgeformten orchestralen Fundament. Im Gegensatz zur Geschichte um Noah’s Ark geht der Aufstand der Tiere dramatischer und wuchtiger vonstatten. Neben Orchestralem werden der Budapester Radio-Chor und verschiedene Solisten gekonnt eingesetzt, z. B. im reizvollen Revolutionshymnus „Beast of the Worlds“, welcher im weiteren Verlauf auch leitmotivisch verwendet wird. Die vorrevolutionäre Situation der geknechteten Tiere ist durch trostlose, primär rhythmische Synthesizer-gestützte Klangstrukturen im Main Title und in „Dumb Animals“ durch trauriges, auf das Bild komponiertes „Mickey-Mousing“ (speziell der tiefen Holzbläser) ausgedrückt. Unterstützt von Marschrhythmen und vollen Einsätzen des Blechs und Schlagwerks schütteln die Tiere das menschliche Joch ab, doch die pastorale und auch feierliche Stimmung bleibt nicht lange erhalten. Die Machtergreifung der Schweine wird ironisch-sarkastisch untermalt. Bei „Boxer’s Fate“ wird es sehr dramatisch, und die neue Doktrin der Schweine-Diktatur, „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher als andere“, wird durch bittere und traurige Klangfarben stimmungsvoll untermalt. Das hohle Pathos des „Song of the Grateful Duck“ – ein Hymnus auf das machtgierige Oberschwein „Napoleon“ – belegt die bittere Ironie der Situation: Die Tiere waren „niemals“ frei. Wenn sich die Tiere dessen bewusst werden, schließt sich auch musikalisch der Kreis: Erneut erklingen die gleichen trostlosen Klangstrukturen wie am Anfang.
Kurios erscheinen hier die Umstände der Einspielung: In London wurde mit einem Studioorchester, britischen Solisten sowie dem Budapester Radio-Chor (!) gearbeitet. Nun, wie auch immer: Alle, inklusive der Aufnahmetechnik, haben gut zusammengewirkt und diese sehr überzeugende CD vorgelegt.
Mehrteilige Rezension:
Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu: