Am 17. Februar 2000 startete Neil Jordans Film The End of the Affair • Das Ende einer Affäre in den deutschen Kinos. Basierend auf dem weitgehend autobiografischen Roman von Graham Greene schildert der Film die Geschichte einer tragischen Liebesaffäre. Ralph Fiennes (Der englische Patient, Ein Hauch von Sonnenschein) spielt den Schriftsteller Maurice Bendrix, der, im Nachkriegs-London des Jahres 1946, durch die zufällige Begegnung mit seinem alten Bekannten Henry Miles (Stephen Rea) und dessen Frau Sarah (Julianne Moore) in ein Gefühlschaos gestürzt wird. Bendrix hatte mit Sarah seit einer Party in Miles Haus im Herbst 1939 eine fast fünfjährige, leidenschaftliche Affäre, die Sarah plötzlich, ohne Gründe zu nennen, abbrach. Nach der Wiederbegegnung ist er von tiefer Eifersucht gequält und beschließt, Sarah durch einen Privatdetektiv überwachen zu lassen, um Aufschluss darüber zu erhalten, ob seine ehemalige Geliebte andere Affären hat. Der etwas naive, aber herzensgute Miles, der nie vom Betrug seiner Frau geahnt hatte, sieht seine Ehe zwischenzeitlich aus anderen Gründen gefährdet. Er wird kurze Zeit später von seinem „alten Bekannten“ mit der bitteren Wahrheit konfrontiert und ist völlig bestürzt. Bendrix gelangt mit Hilfe des Privatdetektivs an Sarahs Tagebuch und durchlebt beim Lesen ihrer Erinnerungen die Geschehnisse der Vergangenheit aufs Neue: Er erfährt hierdurch auch von Sarahs Schwur, als diese ihn nach einem Bombentreffer bewusstlos fand und in einem Stoßgebet versprochen hatte, falls er überlebe, würde Sie ihre Liebe zu ihm für immer aufgeben. Er ist daraufhin entschlossen, alles auf eine Karte zu setzen und will Sarah jetzt endgültig gewinnen, was anfangs auch zu gelingen scheint …
Jordans Film ist in vielem eine Love-Story, in der sich der Zuschauer selbst wiederfinden kann. Er wurde in Studio B der Shepperton Studios am Stadtrand Londons inszeniert. Um ein den Kriegsjahren möglichst realistisch angenähertes London-Bild zu vermitteln wurde der Produktionsdesigner Anthony Pratt hinzugezogen, der zuvor bereits für seine realistischen Designs zu John Boormans melancholisch-ironischem Film Hope and Glory (TV-Titel: Der Krieg der Kinder) (1986) eine Oscar-Nominierung erhalten hatte. Entstanden ist eine Art tief erotische Ghoststory, inszeniert in schwelgerisch überladener Atmosphäre, in der die Frage aufgeworfen wird, wie weit Liebe zwischen zwei Menschen gehen darf. Kameramann Roger Pratt (Batman, The Avengers) hat die Filmstory in beeindruckende Bilder umgesetzt, die überwiegend in gedämpften, kühlen Farben gehalten sind, aber auch Momente tiefer Romantik und nostalgischer Schönheit widerspiegeln.
Das musikalische Gewand hierzu lieferte der 1944 in England geborene Michael Nyman, der neben dem Komponisten-Dasein als anerkannter Musikwissenschaftler den Begriff des musikalischen „Minimalismus“ begründete. Seine typischen Kompositionen zu The Draughtsman’s Contract • Der Kontrakt des Zeichners (1982) und weiteren Filmen von Peter Greenaway machten Nyman und seine „Band“ weltweit bekannt. In der Komposition zu Jane Campions The Piano • Das Piano (1993) lockerte der Komponist seinen, aus kleinen Musikelementen zusammengesetzten, Stil auf, indem er schottische Volksweisen implantierte und so auch traditionelle Melodie einbezog.
Auch die Musik zu Das Ende einer Affäre ist im Stile eines „gemäßigtem Minimalismus“ komponiert und lässt einigen Raum für Melodie im klassischen Sinne. Der Score wird von romantisch-warmen, sehr elegisch-melancholischen Streicherklängen dominiert, die gelegentlich vom Klavier unterstützt werden. Bei mir hat die Musik einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen: Überwiegend melodisch geprägte, sehr angenehme Passagen stehen solchen gegenüber, welche mehr den typischen, minimalistischen Klangstrukturen Nymans verpflichtet bleiben: Und immer dann hat die Musik in meinem Empfinden zumindest ansatzweise ein Gefühl von Langeweile hervorgerufen – den gleichen „Effekt“ (nur verstärkt) kenne ich bereits von anderen Nyman-Schöpfungen. Insgesamt halte ich die Komposition aber nicht für misslungen. Mit den vergebenen 3 ½ Sternen resultiert daher eine in jedem Fall deutlich oberhalb des Durchschnitts angesiedelte Bewertung.
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