Zu The Flim-Flam Man • Der tolle Mr. Flim Flam (1967), eine in den 30er Jahren in den Südstaaten spielende charmante Gaunerkomödie, komponierte Goldsmith eine erfrischende und einfallsreiche Musik im amerikanischen Volksidiom: Der resultierende durchsichtig gehaltene „Americana-Score“ verwendet ein kleines Orchester ohne schweres Blech, dafür Soli von Oboe, Englischhorn, Mundharmonika, Banjo, Gitarre, Akkordeon und ein elektronisch verfremdetes Klavier. Daneben werden Marimba und kleines Schlagwerk (Triangel, Holzblock und kleine Trommel) für ausgefeilte rhythmische Effekte und raffinierte Klangkombinationen eingesetzt. So gelingt es dem Komponisten geschickt, eine Palette von Stimmungen musikalisch einzufangen: Slapstickhaft untermalte Verfolgungsjagden und folkloristisch geprägte, romantische Panoramamusiken stehen gefühlvollen, zum Teil melancholischen Passagen gegenüber, in denen den Empfindungen der handelnden Personen subtil Ausdruck verliehen wird. Eine durchgehend liebenswerte und delikate Schöpfung und besonders in der jetzt vorliegenden, erstmalig vollständigen Version eine echte Repertoirebereicherung! Der für diese Edition völlig neu erstellte Stereo-Tonmix ist hervorragend gelungen und lässt keine Wünsche offen. Dies ist die erste reguläre Veröffentlichung des (hier sogar kompletten) Scores zu einem vertretbaren Preis.
A Girl Named Sooner • Ein Mädchen, ein Muli und Omas Whisky ist die Musik zu einem im Jahr 1975 von Regisseur Delbert Mann für das Fernsehen inszenierten Film, der in Deutschland erst im Jahr 1992 auf Pro7 gezeigt worden ist. Stilistisch ist die Musik durchaus mit The Flim-Flam Man verwandt: Der ebenfalls durchsichtige und kammermusikalisch schlanke Orchestersatz bevorzugt Streicher, Holzbläser, Harfe und Mundharmonika. Für die Geschichte um ein verwahrlostes Mädchen, das von einem Ehepaar adoptiert wird, um die eigene, kinderlose Beziehung zu retten, wählte der Komponist eine sehr intime und einfühlsame Tonsprache: Die A-Girl-Named-Sooner-Musik weist einen vergleichbaren Americana-Ansatz auf, entbehrt aber der komödiantischen Einlagen der Flim-Flam-Man-Partitur und gewinnt dadurch noch ein Stück mehr an Tiefe im dramatischem Ausdruck. Goldsmith komponierte ein eingängiges, einem Kinderlied verwandtes schlichtes Hauptthema, das in geschickten Variationen die kindlichen Gefühle vielfältig spiegelt. Auch hier liegt die vollständige Musik in durchweg sehr sauberem Mono-Klang vor. Offenbar hat hier das Bandmaterial etwas gelitten, denn vereinzelt sind einige leichte Verzerrungen hörbar. Insgesamt ist der Eindruck aber ebenfalls sehr positiv: Auch diese Musik ist ein Gewinn für das Repertoire.
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