The Big Sky • Der weite Himmel (1952) ist hierzulande jetzt erstmalig als Doppel-DVD-Set in einer zwar recht liebevoll editierten, technisch jedoch leider (!) recht unzulänglichen Form erschienen. Die Ausstattung ist dabei mehr als nur ordentlich. Den Film gibt es in zwei Versionen zu sehen: in der ungekürzten Original-Premierenfassung und in der (gekürzten) Wiederaufführungs-Version. (Infos zum Film und den hierzulande besonders kuriosen Schnittfassungen sowie zu Dimitri Tiomkins herrlicher Filmmusik finden sich hier.) Neben einem Kino-Trailer gibts einen Ausschnitt aus einem Interview mit Regisseur Howard Hawks sowie ein — etwas irreführend als „Kommentar von Filmhistoriker Tag Gallagher“ bezeichnetes — Segment, das aufschlussreiche Informationen zur Entstehung des Films und auch zu den Kürzungen enthält. Und schließlich kann man sich noch die kurz nach der Uraufführung geschnittenen Szenen anschauen.
Bei der Wiederaufführungsversion handelt es sich wohl um die erstmalig 1971 in der ARD gezeigte, komplett neu synchronisierte Fassung. Im Gegensatz zu vielen von Fernsehanstalten nachträglich erstellten Synchronfassungen ist hier erfreulicherweise fast durchweg die Original-Filmmusik erhalten geblieben.
Nun zum entscheidenden Wermutstropfen der vorliegenden DVD-Edition: der bescheidenen Bildqualität. So bietet das Bild der (gekürzten) Wiederaufführungs-Version bei merklich übertriebener Helligkeit zwar ordentliche Schärfe und ebenso ein recht gut detailliertes Bild. So richtig zu befriedigen vermag es allerdings trotzdem nicht. Ein richtig knackiges, überzeugend fein abgestuftes Schwarz-Weiß bekommt man hier nicht geboten und auch der Hintergrund ist immer mehr oder weniger deutlich vergrieselt. Hinzu kommt: man hat wohl (mit Hilfe eines Programms?) versucht, den alten Video-Transfer aufzupeppen und dabei ist offensichtlich zu viel des Guten passiert. Insbesondere die Konturen wirken fast permanent überspitzt (übersteuert). Oft erscheinen sie geradezu wie künstlich illuminiert. Dementsprechend wirken beispielsweise Äste und Blätterwerk der Bäume (etwa in der Eröffnungssequenz) sehr unnatürlich. In Schwenks geraten diese Kanten dann mitunter quasi „in Bewegung“, was zu störenden Bild-Artefakten führt.
Alles in allem ist der Bildeindruck bei der Wiederaufführungs-Version aber trotz der genannten Einschränkungen noch passabel. Dies gilt besonders im Vergleich zu der auf DVD 2 untergebrachten ungeschnittenen Langfassung. Hierfür dürfte die im Begleitheft zur Filmmusik-CD von SAE erwähnte, wieder aufgefundene vollständige 16-mm-Kopie transferiert worden sein. Offenbar ist aber der Zustand dieser Kopie weitab von neuwertig. Entsprechend kann man die Qualität des Videotransfers selbst mit äußerstem Wohlwollen nur als „knapp ausreichend“ bezeichnen. Bescheidene Werte für Kontrast und Schärfe sorgen für ein Bild, das nicht allein viel zu dunkel, sondern außerdem detailschwach und insgesamt recht matschig ist. Entsprechend sind feinere Details, wie das Glitzern des nächtlichen St. Louis in den Fluten des Missouri, in der Wiederaufführungs-Version noch zu sehen, in der 16-mm-Komplettfassung aber kaum noch zu erahnen. Außerdem trüben eine Fülle von massiven Bildschäden, wie kräftige Laufstreifen, den bescheidenen Eindruck zusätzlich.
Grundsätzlich ist es sehr zu begrüßen, dass Der weite Himmel nun auf DVD vorliegt, handelt es sich doch um einen ausgezeichneten Vertreter des Western-Genres, der im Vergleich zu anderen großen Filmen wie Red River oder Gunfight at the O.K. Corral deutlich weniger geläufig ist. Insofern sollen die kritischen Anmerkungen nicht dazu beitragen, den Wert der Edition unnötig herabzusetzen. Nein! Allerdings sind im Zeitalter von Hightech-Video auf DVD die Ansprüche an die Bildqualität entsprechend gewachsen. So dürfte mancher Käufer in diesem Punkt nicht allein enttäuscht, sondern sich möglicherweise sogar getäuscht fühlen und verärgert sein. Immerhin wirbt die Edition zwar (zu Recht) mit dem Hinweis auf eine ungekürzte Fassung: ein Hinweis auf die Mängel des zur Verfügung gestandenen Materials fehlt jedoch.
Alles in allem ist die vorliegende Kinowelt-DVD-Edition aber trotz Einschränkungen zu empfehlen. Immerhin bekommt der Filmfreund hier einen auch im TV bislang nur äußerst selten gezeigten erstklassigen Western zu sehen und erhält außerdem erstmalig die Gelegenheit, die bislang nahezu unbekannten geschnittenen Szenen zu begutachten. Es bleibt zu hoffen, dass auch die vorliegende technisch unbefriedigende Fassung hilft, das Interesse an diesem raren Film nachhaltig zu stärken. Mögen dementsprechend mittelfristig die Archivlage und gegebenenfalls die Möglichkeiten einer Restauration geprüft werden. Es lohnt sich: Bei The Big Sky handelt es sich um einen der schönsten Kinowestern überhaupt.
Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zu Pfingsten 2004.