Iwan der Schreckliche

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
8. Juli 2004
Abgelegt unter:
CD

Score

(5.5/6)

Iwan der Schreckliche

Die Chandos-Einspielung der Filmmusik zu Eisensteins Iwan der Schreckliche mit dem Russian State Symphony Orchestra unter Valeri Polyansky ist mit der bereits vorgestellten des Tschaikowsky-Sinfonie-Orchesters unter Vladimir Fedoseyev (auf NIMBUS) annähernd gleichwertig. Ein eingehender Hörvergleich zeigte, abgesehen von kleineren Interpretationsunterschieden in Tempo und Dynamik, kleineren Umstellungen in der Abfolge und einer doppelt auftretenden Fanfare, nichts, was es rechtfertigen würde, eine der beiden Einspielungen entscheidend besser zu stellen. Auch die vorliegende Chandos-Version kann vorzügliche Klangqualität für sich ins Feld führen, aber sie nimmt sich ebenso gegenüber der Filmversion in den Tempi einige wenig überzeugende Freizügigkeiten heraus, die den grundsätzlich sehr positiven Gesamteindruck letztlich doch ein wenig beeinträchtigen.

So bleibt als für manch einen vielleicht entscheidender Pluspunkt die als Zugabe vertretene, im Februar 1944 uraufgeführte rund 20-minütige patriotische (Kriegs-)Kantate „Ballade vom unbekannt gebliebenen Knaben“. Dieses Musikstück des real existierenden Sozialismus verherrlicht ein auf die deutschen Besatzer verübtes Attentat, ausgeführt von einem namentlich ungenannt bleibenden Jungen, dessen Eltern zuvor von den Nazis ermordet wurden. Auch wenn Prokofjew anlässlich der einzigen Aufführung des Werkes zu seinen Lebzeiten feststellte: „So leid es mir tut: Der Knabe ist niedergetrampelt worden.“ — hier ist dieses praktisch vergessene, das Prokofjew-Repertoire erweiternde Werk sicherlich angemessen interpretiert zu hören.

So bleibt als Fazit ein Hauch von „Enttäuschung“, wobei hier zweifellos auf qualitativ sehr hohem Niveau und damit sicherlich nicht für jeden Leser gleichermaßen überzeugend „geklagt“ wird. Hier geht es aber auch nicht um simples Abwerten. Allerdings, eine in der Interpretation auf die Filmversion klar abgestimmte und damit bildsynchrone Einspielung der Filmmusik (wie oben bei Alexander Newski) wäre in meinen Ohren doch deutlich überzeugender gewesen als die vorliegende Dublette; zumal mit einem dritten (vielleicht endgültigen) Anlauf auf absehbare Zeit kaum zu rechnen sein dürfte.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Prokofjew, Sergej

Erschienen:
2003
Gesamtspielzeit:
Iwan - 97:31, Ballad - 20:28 Minuten
Sampler:
Chandos
Kennung:
10153(2) (2 CDs)

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