The Lion in Winter
Der TV-Mehrteiler von Hallmark Entertainment wurde von Andrei Konchalovsky unter Mitwirkung von Glenn Close und Patrick Stewart inszeniert. Es handelt sich um ein Remake der bekannten 1968er Verfilmung des gleichen Stoffes, nach dem Bühnenstück von James Goldman. Goldman verarbeitet die Ereignisse um die Erbfolge von Heinrich II. von England im Rahmen eines modernen allegorischen Familiendramas, in dem die Abgründe der von der Gier nach Macht getriebenen menschlichen Seele psychologisch ausgeleuchtet werden. Im Jahr 1968 agierten Peter O’Toole als König Heinrich II. und Katharine Hepburn als seine Gemahlin Königin Eleonore von Aquitanin. Und John Barry steuerte hierfür eine seiner stärksten Filmvertonungen bei – siehe hier.
Für die Neuverfilmung zeichnet ein Routinier der Film- und TV-Komposition, Richard Hartley (Alice in Wonderland, Don Quixote), verantwortlich. Unwillkürlich drängt sich hier ein Vergleich zu John Barrys überaus reizvoller Komposition auf. Hartleys Musik setzt insgesamt deutlich stärker traditionell romantisierende Akzente. In einigen Teilen zielt seine vielfach von klanglichen Färbungen der Gregorianik geprägte, nicht übermäßig komplizierte Musik durch eingesetztes Instrumentarium Alter Musik, wie Drehleier, Laute, diverse Flöten und spezielles Schlagwerk, gelungen auf mittelalterlich-höfische Stimmung. Und auch gregorianisch geprägte Chorsätze spielen dabei eine wichtige Rolle. Reizend ist hier „Santa Nicolaus“, in dem ein mittelalterliches Ensemble einen Knabenchor begleitet. Für den festlichen Glanz in „The Banquet“ sorgen im üblichen romantischen Orchesterklang eingebettete Fanfaren. Die stellenweise sehr schön eingearbeiteten Soli der Holzbläser und auch der Harfe erinnern mitunter etwas an Entsprechendes von Georges Delerue. Unterm Strich präsentiert diese TV-Vertonung fast durchweg eine eher ruhig und dezent getragen wirkende Klangwelt. Eine, die durchaus das Zeug zum feinen unmittelbar sehr ansprechenden Höralbum besitzt.
Das Slowakische Radio Symphonie Orchester Bratislava agiert mit seinem Chor unter der Leitung von Allan Wilson. Die Tontechnik präsentiert ein sehr sattes, rundes Klangbild, das keinen Grund zur Beanstandung liefert. Wertungsmäßig habe ich bis zuletzt zwischen dreieinhalb und vier Sternen geschwankt. Sei es drum, möge die mit vollen vier Sternen eindeutig ausgesprochene Empfehlung dem gut fließenden Höralbum ruhig einen kleinen Schub verleihen.
Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zum Jahresausklang 2004.
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