King Kong
Nach Merian C. Coopers und Ernest B. Schoedsacks berühmter 1933er Version (Musik: Max Steiner) und dem eher verunglückten Remake von John Guillermin aus dem Jahr 1976 (Musik: John Barry) ist Peter Jacksons Neuverfilmung von King Kong die derzeit dritte Version dieses Klassikers des fantastischen Films.
Dass bei der Produktion hinter den Kulissen nicht immer alles glatt läuft, ist ein Phänomen, das letztlich so alt ist wie das Kino selbst. Dieses Mal ist der Komponist Howard Shore, den viele Fans der Herr-der-Ringe-Filmtrilogie bereits als Hauskomponisten Jacksons wähnten, ein besonders prominentes Opfer geworden. In nur rund fünf Wochen hat der an seiner Stelle eingesprungene James Newton Howard eine neue Musik entworfen und eingespielt. Dass für die erforderlichen insgesamt rund drei Stunden Filmmusik ein ganzes Heer dienstbarer Geister (Arrangeure, Orchestratoren und immerhin drei Dirigenten) mit zu Werke ging, ist für eine derartige Fließband- aber zugleich auch Fleißarbeit fast selbstverständlich. Was unter dem Strich dabei herausgekommen ist, kann über beachtliche rund 75 Minuten auf dem Decca-Album zum Klingen gebracht werden.
Ein wenig knüpft James Newton Howard bei seinem Vorgänger aus Wien an: auch er charakterisiert Kong als König einer urzeitlichen, im Nebel verborgenen, rätselhaften Insel durch ein absteigendes, geheimnisvoll anmutendes Bläsermotiv. Diesem immer wieder (auch in variierter Form) aufscheinenden Basis-Motiv steht das von Klavier und Streichern dominierte und von der Harfe umspielte Liebesthema gegenüber, als Sinnbild für die Romanze zwischen der Schönen und der Bestie. Und gerade die besagte Romanze nimmt dieses Mal besonders breiten Raum ein, was durch die mit Hilfe des Computers vorzüglich gestaltete Mimik des Riesengorillas — „Gollum-Darsteller“Andy Serkis sei dank — seine Wirkung nicht verfehlt. Den Hörer erwartet dazu ein breitorchestrales zeitgemäßes Actionscoring mit gelegentlich synthetischer und vokaler Unterstützung. Im ausladenden, immerhin fünfteiligen Schlussstück des Albums, „Beauty Killed the Beast“, sorgen Knabensolovokalise plus Chor für ein nicht unpathetisches Finale.
Jacksons Film ist in Teilen eine liebevolle Hommage an den 1933er Ur-Kong. So manche Szene und ebenso Vor- und Abspann sind detailliert dem klassischen Vorbild nachgestaltet. Er geht aber auch eigene Wege: So im brillant animierten New York der großen Depression, bei dem Glanz und Elend sichtbar dicht nebeneinander stehen. Letztlich ist der neue King Kong aber (zwangsläufig) ähnlicher Kintopp wie schon die 1933er Version. Infolge seiner zum Teil raffinierten Tricks und auch der liebevollen Zitate gerät der Film zwar nicht zum Meilenstein, vermag jedoch durchaus zu unterhalten. Eine Mischung aus Jurassic Park und den Dino-Serien der BBC von Tim Haines, gewürzt mit jeweils einer Prise Splatter und Disney-Sentiment (Die Schöne und das Biest) gibt’s hier zu sehen. So lässt Jackson, wenn Kong, analog der 1933er Fassung, die Expeditionsteilnehmer vom über einer Schlucht liegenden Baumstamm in eine Schlucht herabstürzen lässt, seinen jugendlichen Horrorfilm-Fantasien augenzwinkernd freien Lauf. Und wenn der Riesenaffe mit der Protagonistin, Ann Darrow, im weihnachtlich geschmückten Central Park auf’s Eis geht, ist der Disney-Kitsch (fast) perfekt.
Howards Musik funktioniert im Film gut, ohne allerdings einen allzu nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Das Höralbum macht besonders in den Action-Partien das (zwangsläufig) Standardisierte in der Ausführung der Komposition eindeutig hörbar. Allerdings steht dies aber nun keinesfalls für „schlecht“. Im Gegenteil: Alles ist zweifellos sehr professionell, solide und robust, ja, in anbetracht der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit sogar recht beachtlich gefertigt. Und besonders nach mehrfachem Hören treten trotz Déjà-vu eine Reihe sehr ansprechender Momente deutlicher hervor, die man auch wiederholt anhören mag. Das Gefühl allerdings, eine besonders inspirierte Musik zu hören, will sich letztlich nicht einstellen. Gerade besagte Actionpassagen dürften abseits der Bilder, in Gänze von CD gehört, so manchen Hörer eher ermüden.
Hier ist also (wieder einmal) Programmieren angesagt: Wobei der großzügige Albumschnitt eben besonders gut dazu taugt, individuell überzeugende (Kurz-)Fassungen mit einigem Unterhaltungswert zu erstellen. Wertungsmäßig erscheinen mir glatte drei Sterne, mit leichter Tendenz zu dreieinhalb, angemessen.
Damit ist die CD zu Jacksons King-Kong-Film nun sicherlich keine, die man unbedingt besitzen muss. Neben ihrem zentralen Zweck, ein klingendes Souvenir zum Film zu sein, funktioniert diese aber, besonders in programmierter Zusammenstellung, doch als ein nettes und darüber hinaus auch sehr gut klingendes Höralbum. Das als „Special Mini-Poster“ gestaltete Begleitheft, ein mit vielen Filmbildern versehenes Faltblatt, unterstreicht dabei charmant den Souvenir-Charakter.