BBC-TV-Dokumentarserien, 8. Folge: Unser blauer Planet, Das Leben der Säugetiere, Verborgene Welten
Im Kielwasser der zweiten Staffel von Planet Erde hat Polyband den bereits überaus erfolgreichen Vorgänger, Unser blauer Planet, erneut auf den Markt gebracht. Dabei präsentiert sich „Die Naturgeschichte der Meere“ dieses Mal nicht nur rein äußerlich etwas anders, jetzt als (farblich) „Tiefblau(e) Edition“, sondern ist auch inhaltlich gegenüber der Vorläufer-Ausgabe beim Bonusmaterial um eine DVD auf insgesamt vier DVDs erweitert. Drei weitere jeweils rund 45-minütige Dokumentationen, gezeigt im ZDF in den Jahren 2003 bis 2005, vertiefen das zuvor Gesehene in weiteren Ausflügen in die Welt der Ozeane: in Expedition Tiefsee, Vulkan der Haie und Amazon Abyss.
Es dürfte nicht zu hoch gegriffen sein, in David Attenborough (•1926) den Vater der BBC-Naturdokumentationen zu sehen. Der seit den 1950er Jahren (nicht allein im Dokumentarfilmgeschäft) aktive Veteran wurde im Jahr 1985 zum Ritter geschlagen, 1992 mit der „Goldenen Kamera“ und 2004 mit dem Descartes-Preis der Europäischen Union für außergewöhnliche Leistungen in der Vermittlung von Wissenschaft ausgezeichnet. Der Name Sir David Attenborough steht wie der seines inzwischen ebenfalls renommierten Zöglings Alastair Fothergill letztlich eben auch für die vielen spezialisierten Kamerateams, deren hochqualifizierte Mitglieder sich längst nicht mehr ausschließlich aus Großbritannien rekrutieren.
David Attenborough zeichnet für die beiden im vergangenen Jahr ebenfalls bei Polyband veröffentlichten Serien Das Leben der Säugetiere (The Life of Mammals, 2002) und Verborgene Welten — Das geheime Leben der Insekten (Life in the Undergrowth, 2005) verantwortlich.
In Das Leben der Säugetiere (Deutsche Erstausstrahlung: ab 25.9.2004 auf BR 3) wird die Erfolgsstory der Gattung Säugetier spannend, eindrucksvoll und zugleich unterhaltsam an markanten Beispielen vermittelt. In den insgesamt 10 Folgen der Serie bekommt man über immerhin rund sieben Stunden einen erstklassigen Eindruck von der erstaunlichen Vielschichtigkeit der Evolution der Säugetiere, wobei auch die so genannte „Krönung der Schöpfung — Der Mensch“ kritisch betrachtet wird. Als Bonusmaterial finden sich in „Hinter den Kulissen“ insgesamt sechs kleinere Making-ofs, die, ähnlich wie bei Planet Erde (Bonus bei der DVD-Ausgabe der Staffel 2), etwas über die Schwierigkeiten beim Dreh verraten. Und neben einer Fotogalerie sowie einem Trailer (Video mit Musikclips) gibt’s unter „Soundtracks“ insgesamt rund 15 Minuten reine Filmmusik des Komponisten-Duos Ben Salisbury und David Poore, eingespielt vom Royal Philharmonic Orchestra, zu hören. Das Gebotene steht dem in Planet Erde und Unser blauer Planet recht nahe. Es ist daher sicher kein ultimatives Muss, wäre aber als separates CD-Album schon eine schöne Sache. Leider sind die sieben Musik-Tracks nicht automatisch hintereinander abspielbar. Sie müssen vielmehr etwas umständlich einzeln angewählt werden — die Tracks 1 und 2 enthalten darüber hinaus identische Versionen der kurzen Vorspannmusik.
Bei Verborgene Welten — Das geheime Leben der Insekten (Deutsche Erstausstrahlung: ab 9. 3.2006 auf VOX) dürfte manch einer an Jacques Perrins beeindruckenden Mikrokosmos — Das Volk der Gräser (1996) denken. Attenborough, der hier wie auch in Das Leben der Säugetiere als Moderator auftritt, geht beim Thema Insekten über fünf Folgen mit insgesamt rund 220 Minuten zwangsläufig mehr in die Tiefe und Breite. Die dabei zum Einsatz kommende High-Tech-Fotografie steht qualitativ natürlich dem bei Perrin zu Sehenden nicht nach. Im insgesamt guten bis sehr guten Bild ist allerdings das permanent oben rechts erscheinende Logo „BBC-Exklusiv“ ein schon etwas merkwürdiger, ja, unnötiges Gimmick. Als willkommenen Bonus bekommt der Käufer neben einem rund 30-minütigen informativen Interview zur Serie mit Produzent Mike Salisbury über rund 20 Minuten eine Reihe nicht verwendeter Szenen (Outtakes) zu sehen — in Englisch mit deutschen Untertiteln.
Beide Attenborough-Dokus bieten umfassende Informationen zur jeweiligen Thematik in äußerst geschickt aufbereiteter und zusammengestellter Form, wobei sowohl Humor als auch Poesie nicht auf der Strecke bleiben. Derartig tollen Biologie-Unterricht, quasi „zum Anfassen“, mag man, ja, muss man mehrfach sehen, oder?
Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zu Pfingsten 2007.
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