World War Z 3D

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
31. Dezember 2013
Abgelegt unter:
3D

Film

(3.5/6)

Bild

(3.5/6)

Ton

(5.5/6)

Extras

(3.5/6)

Ein Mainstream-Zombie-Thriller der Marke: more intelligent than trash

Man kann zum (in dieser Form) von George A. Romero mit Die Nacht der lebenden Toten (1968) begründeten Zombie-Genre stehen wie man will. Aus dem in diesem an sich subversiven Genre üblichen, eher rein abgefahrenen Splatter-Trash sticht World War Z klar hervor. Der Film ist nicht nur erheblich intelligenter sondern zugleich eine Novität. Zwar hatten die Zombies es ja bereits zuvor, seit Herbst 2010, in den USA ins Fernsehen geschafft, in Form der zwischenzeitlich bereits am Ende der vierten Staffel angelangten TV-Serie The Walking Dead. Aber Marc Foster und sein Team greifen das Thema jetzt jedoch erstmalig in Form eines aufwändig produzierten mainstreamtauglichen Blockbusters auf.

Das Resultat kann sich durchaus sehen lassen. Es ist zwar mit einigen kräftigen Logiklöchern gespickt, aber in jedem Fall ist ein geschickt gemachter und sehr spannender Thriller gelungen. Dieser wartet mit spektakulären wie rasanten Actioneinlagen auf und weiß darüber hinaus seine überaus beängstigende, mitunter klaustrophobische Atmosphäre und damit einen funktionierenden Spannungsbogen auch in den ruhigeren Momenten wirkungsvoll zu gestalten und zu halten.

Nicht etwa harmlos, aber doch deutlich weniger eklig in Szene gesetzt als üblich ist World War Z – FSK 16 hierzulande, in den USA sogar PG 13 (!), das spricht für sich. Der Film von Marc Forster basiert auf dem 2006 erschienenen Bestseller von Max Brooks, „World War Z: An Oral History of the Zombie War“. Die Taschenbuchausgabe von „World War Z“ erschien hierzulande erstmalig 2010 unter dem augenzwinkernden Titel „Operation Zombie: Wer länger lebt, ist später tot“. 2013 ist das Buch im Kielwasser des Films unter „Operation Zombie“ und versehen mit einem an das Filmplakatmotiv angenäherten Cover nochmals aufgelegt worden. Brooks, offenbar ein Verehrer von George Romero, den er als das „Genie des Schreckens“ bezeichnet, hatte sich übrigens beim Thema bereits im Jahr 2003 mit seinem originell-ironischen „Zombie Survival Guide“ etabliert.

Buchvorlage und Film

Brooks Buch und der Film von Marc Forster (Monster’s Ball) haben allerdings nur die Grundkonstellation miteinander gemein, wobei der Film darüber hinaus aus dem Buch nur einzelne Ideen übernimmt. Das Buch ist nämlich kein Roman im herkömmlichen Sinne. Es gibt sich wie ein „ernsthafter“ Tatsachenbericht zu vor rund einer Dekade stattgefundenen Ereignissen. Die Weltbevölkerung stand damals am Abgrund: Eine Massenpandemie machte aus Infizierten hypergefährliche Untote, die ihre vormaligen, lebendigen Artgenossen äußerst aggressiv attackieren und diese dann ebenfalls in rasende Zombies verwandeln. Aus Berichten eines UN-Mitarbeiters, Interviews mit Augenzeugen und daraus gezogenen Schlussfolgerungen entsteht das collagehafte Bild einer apokalyptischen Katastrophe und den von staatlichen wie privaten Institutionen und Personen begangenen Fehlern. Dabei wird nicht simpel idealisiert, sondern intelligent konstruiert. Nicht ausgespart bleibt auch der Blick auf das Zwischenmenschliche im Zeichen einer großen Katastrophe, auf das mitunter heldenhafte aber eben auch abgrundtief rücksichtslose, schlechte Verhalten der menschlichen Spezies. Auch an der Zombie-Apokalypse haben nämlich einige Leute viel verdient.

Das Film-Drehbuch hat dagegen aus der für Fans des Zombie-Horrors und für das Fantastische Aufgeschlossene interessanten Vorlage eine völlig eigenständige Geschichte gemacht. Interessant ist dazu die in einem Interview gemachte Äußerung des Regisseurs, sein Film sei ein „interessanter, aufregender Sommerblockbuster“ gewesen, der „nur zufällig denselben Titel wie das Buch trug“ – siehe dazu den Link im Anhang.

Produziert von Brad Pitts Produktionsfirma „Plan B Entertainment“ übernahm Pitt höchstselbst die Rolle des Ex-UN-Mitarbeiters Gerry Lane, der versucht dem Ursprung der Seuche auf die Spur zu kommen, um so eine Schwachstelle, ein Gegenmittel zu finden, welches die Menschheit in die Lage versetzt, gegen die Zombies zurückzuschlagen.

Bei Marc Forster sind diese denn auch (ähnlich wie in Resident Evil – Retribution) in ganz besonderem Maße flink, kräftig und, wenn Sie (wie hier eigentlich immer) in Massen auftreten, dabei ein Gruppenverhalten an den Tag legen, wie es im Tierreich von Ameisen oder Termiten geläufig ist, gefährlich wie nie zuvor gesehen: Dabei sind Sie auch in der Lage, sich in die Höhe windende Trauben zu bilden, so dass weder hohe Mauern noch Helikopter vor ihnen sicher sind. Der Film gibt sich zwar einige Mühe, den Zombies einen pseudo-wissenschaftlichen Unterbau zu verpassen, aber besonders darüber nachdenken sollte man besser nicht. Letztlich bleibt das rasanter inszenierte Zombie-Phänomen im Film genauso trashig wie im Buch, wo diese zwar weitgehend in der geläufigen, etwas schwerfällig-langsamen Romero-Art auftreten, allerdings trotzdem sie langsam komplett verfaulen unbegrenzt gefährlich bleiben.

Der Film setzt gegenüber dem (natürlich auch zwangsläufig) erheblich mehr ins Detail gehenden und damit den Zombiekrieg letztlich auch erheblich subtiler ausleuchtenden Buch sehr auf Action und visuelles Spektakel. Das Team um Regisseur Marc Forster hat sich von unvermutet hereinbrechenden Katastrophen, wie den Anschlägen vom 11. September 2001, inspirieren lassen. Vergleichbaren Schrecken erlebt direkt zu Beginn Philadelphia – im Film wurde dazu Glasgow umfunktioniert –, wo ein fulminanter Zombie-Ausbruch zuerst eine Massenpanik auslöst und anschließend die gesamte Region in Anarchie stürzt.

Noch während der so pannenreichen wie aufwändigen Dreharbeiten – Der Spiegel attestierte gar „Debakel-Dreh“ – sind nicht nur Teile der Handlung verändert, sondern auch bedeutende Mengen bereits gedrehten Materials verworfen worden. Besonders viel wurde am Finale herum gewerkelt. Der bereits abgedrehte, ursprünglich in Moskau spielende Schluss wurde nach Previews komplett rausgeworfen und nach mehreren Reshoots schließlich ersetzt durch das, in einer in Wales befindlichen Forschungseinrichtung der WHO eher kammerspielartig in Szene gesetzte Thriller-Finale. Hier setzt der Film raffiniert auf Kontrast zur kaum noch zu toppenden, furios-spektakulären Jerusalem-Sequenz, das von Zombies überrannt wird. Das Finale ist demgegenüber zwar geradezu ruhig gehalten. Es ist aber keinesfalls langweilig, sondern wird vielmehr von geschickt aufgebauter Höchstspannung getragen.

Im Buch allerdings findet ein derartiges Fanal in der Stadt der drei Welt-Religionen – was einigen Journalisten offenbar Anlass für bedeutungsschwangere Interpretationen lieferte – überhaupt nicht statt. Hier wird vielmehr (wie auch zu Begebenheiten in anderen Erdregionen) überzeugend dargelegt, wie und warum Israel als erster Staat die sich hinter den anfänglich fantastisch übertrieben und widersprüchlich erscheinenden Berichten über erste, noch kleine Ausbrüche der Zombie-Pandemie verbergende apokalytische Bedrohung der Menschheit erkannte und vor der UN eine einseitige Quarantäne erklärte. Aus der Sicht eines jungen Palästinensers wird deutlich, wie klug und überlegt die Israelis vorgingen, indem Sie die geläufige dogmatische Siedlungs- und Besatzungspolitik über Bord warfen, sogar mit den Palästinensern einen Schulterschluss vollführten, die Grenzen auf verteidigbares Territorium zurückverlegten und als Bollwerk besagte große Mauer errichteten. Dabei dürfen auch alle Bewohner der angrenzenden Regionen grundsätzlich in die Schutzzone eines „Vereinten Palästina“ hinein. Sie müssen aber zuvor einen Korridor von Käfigen mit wilden Hunden passieren. Diese sind nämlich in der Lage zu riechen ob jemand bereits infiziert ist und ausgesondert werden muss. Das klingt fast zu schön um überhaupt wahr sein zu können, oder? Brooks fantasiert aber eben nicht einfach nur munter drauflos, er entwickelt vielmehr durchdachte, intelligente Szenarien. So arbeitet er im Falle des „Vereinten Palästina“ auch heraus, dass dieser gewaltige Kraftakt innenpolitisch nicht einfach so funktionierte, sondern dass ultraorthodoxe Juden dagegen putschten und die Region kurzzeitig in einen begrenzten Bürgerkrieg stürzten.

Weitere raffinierte, da mit ähnlichem geopolitischem Gespür und Bewusstsein entwickelte Szenarien präsentiert das Brooks-Buch in Serie. Vergleichbar faszinierend entwickelt Brooks etwa, wie sich die Seuche zuerst schleichend und unbemerkt verbreiten konnte, u.a. durch den illegalen Organhandel.

Der Film deutet ihn übrigens nur durch einen in der Ferne aufsteigenden Atompilz an, den im Buch innerhalb einer Episode von Major Farahnakian von der Iranischen Revolutionsgarde überzeugend erläuterten, begrenzten nuklearen Schlagabtausch zwischen Pakistan und dem Iran.

Ebenso ist zu lesen, woher der späterhin, um der Krise Herr zu werden, in sämtlichen infizierten Regionen in modifizierter Form zur Anwendung gekommene, rücksichtslose, aber konsequent logische und effiziente „Redeker Plan (Orange Vierundachtzig)“ letztlich stammt: nämlich aus dem Arsenal des Apartheids-Regimes in Südafrika, wo er gegen massive innere Unruhen entwickelt worden war. Dazu heißt es: „Redeker glaubte, dass der Versuch, jeden zu retten, die Ressourcen des Regimes an die Grenzen der Belastbarkeit bringen könnte, was das Ende der gesamten Bevölkerung bedeuten würde. Er verglich die Lage mit der auf einem sinkenden Schiff, auf dem Überlebende ein Rettungsboot haben, das schlicht und einfach nicht jedem Platz bietet.“ […] „Das erste Opfer des Konfliktes muss unsere eigene Sentimentalität sein, denn wenn sie überlebt, müssen wir sterben.“

Und exakt derartig intelligent entwickelte Szenarien sind es, die das Buch nicht nur als Ergänzung zum Film unbedingt lesenswert machen. Brooks’ Buch hinterlässt so insgesamt einen, gegenüber dem schon beachtlichen Filmszenario, noch deutlich stärkeren und damit überlegenen Gesamteindruck.

Schon früh wurden in Romeros Zombie-Filme gesellschaftskritische Bezüge hineininterpretiert, in meinen Augen um den Trash krampfhaft zu veredeln. Wenn man in einem Zombie-Szenario überhaupt einigermaßen sinnvoll entsprechende Parallelen und Bezüge ausfindig machen möchte, dann bitte im intelligent-pfiffigen Buch von Max Brooks.

World War Z in HD auf Blu-ray und 3D-Bluray im Blu-ray-3D-Superset

Neben der nachträglich in 3D konvertierten Kinofassung enthält das Amaray-Box-Set auf der zweiten BD-Disc die 2D-Version des Films in Form des um rund sieben Minuten längeren Director’s Cut. Was es wo, mitunter nur eine handvoll Bilder umfassend, mehr an Zombie-Beisserei, Blut und sonstiger Gewalt zu sehen gibt, das kann der Interessierte ausführlich bei Schnittberichte nachlesen. Dabei handelt es sich nicht bloß um Erweiterungen von Szenen. Mitunter wurden offenbar auch Bildelemente nur (weg-)retuschiert, die Schnittfolge leicht verändert oder aber Material aus einer anderen Einstellung zur entsprechenden Szene eingeschnitten.

Das 3D ist nur passabel. Es wirkt nämlich nicht besonders ausgefuchst und erst Recht nicht spektakulär. Dass es die zusätzlichen Szenen des Director’s Cut nur in 2D, aber nicht in 3D gibt, spricht da m. E. schon für sich.

Die mitunter merklich verfremdete Farbgebung ist eher Geschmacksache, die Schärfe ist gut. Auffällig ist allerdings der erstaunlich inkonsistente, fast durchweg erheblich zu helle Schwarzwert. Das geht zu Lasten des Kontrastumfanges, was wiederum in erheblichem Maße den visuellen Gesamteindruck beeinträchtigt. Dem häufig etwas matt, ja verwaschen erscheinenden Bild geht einfach die für ein HD-Bild der Ober- und Topklasse erforderliche Brillanz ab. Dafür muss der fast durchweg auf sämtlichen Kanälen sehr aktive, dabei aber erfreulicherweise auch sehr ausgewogene Surroundtonmix kaum Kritik einstecken. Hier kommen nämlich nicht bloß die krachenden Action-, sondern ebenso die akustisch subtil ausgeleuchteten Spannungsmomente genauso zu ihrem Recht.

Durchaus ordentlich, wenn auch nicht allzu üppig ausgefallen sind die auf der 2D-BD vertretenen Boni. Am interessantesten ist davon „WWZ: Die Produktion“, ein rund 26 minütiges Making-of, dass allerdings ausschließlich die Action-Sequenzen etwas eingehender beleuchtet. Etwas schade ist, dass das Russlandfinale nicht zum Vergleich enthalten ist – auch wenn selbiges (lt. Der Spiegel) wohl in eine Fortsetzung eingebaut werden soll.

Fazit: World War Z: Das ist durchaus intelligent, spannend und zugleich aufwändig umgesetzter Zombie-Horror: eine mit FSK-16-Etikett versehene und somit offiziell auch Teenager- und mainstreamtaugliche Blockbusterunterhaltung. Die um knapp sieben Minuten verlängerte Uncut-Version ist im Blu-ray-3D-Superset auf der zweiten BD in 2D vertreten. Die nachträglich konvertierte 3D-Version (nur die Kinofassung!) ist passabel, aber weit davon entfernt mitzureißen. Die Bildqualität ist insgesamt leider nur passabel, für eine HD-Produktion allerdings schon eine dezente Enttäuschung, die nicht mehr als noch (!) knappe vier Sterne verdient.

Wer den apokalyptischen Zombie-Szenarien etwas abgewinnen kann, dem sei unabhängig vom Film das die Katastrophe erheblich vielschichtiger betrachtende, insgesamt aber ebenso spannende und auch sehr flüssig geschriebene Buch von Max Brooks, „Operation Zombie“, ganz besonders empfohlen.

Weiterführender Link:

Interview mit Regisseur Marc Foster: „World War Z author shares inspiration of zombie world“

© aller Logos und Abbildungen bei Paramount Pictures. (All pictures, trademarks and logos are protected by Paramount Pictures.)

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Regisseur:
Forster, Marc

Erschienen:
2013
Vertrieb:
Paramount Home Entertainment
Kennung:
3Disc-Set (3D-BD + BD + DVD) P425236
Zusatzinformationen:
USA 2013

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