Jean-Michel Cousteau ist der älteste Sohn des vielen der reiferen Leser sicher noch geläufigen, 1997 verstorbenen Meeresforschungspioniers Jacques Cousteau. Dessen außergewöhnliche Unterwasseraufnahmen begeisterten in der Natur-Doku-Reihe Geheimnisse des Meeres (seit Oktober 1969 im Programm der ARD ausgestrahlt) für rund 13 Jahre – nicht nur – das deutsche TV-Publikum.
Seit Oktober 2021 ist Wonders of the Sea 3D in hiesigen Kinos gezeigt worden. Wirklich neu ist diese von „3D Entertainment Films“ produzierte Dokumentation allerdings nicht. Sie wurde vielmehr bereits im Jahr 2017 fertiggestellt und uraufgeführt. Und soweit ein Blick auf die Homepage verrät, schaut es dort eher nach Agonie aus. Die aktuellste dort gelistete Produktion stammt nämlich bereits aus dem Jahr 2015. Anschließend scheint nicht mehr aktualisiert worden zu sein. Wonders of the Sea ist dort jedenfalls überraschenderweise überhaupt nicht zu finden. Das passt allerdings durchaus ins derzeitige den 3D-Film betreffende traurige Bild. Mit diesem geht es ja seit etwa 2015 langsam aber stetig nur noch bergab, und in nicht allzu ferner Zukunft dürfte 3D im Kino wieder einmal an ein zumindest vorläufiges Ende gekommen sein.
Natürlich bekommt man auch hier diverse bereits von anderen Unterwasserdokus geläufige Dinge wie Stachelrochen, Tintenfische oder Muränen zu sehen. Darüber hinaus wird der Blick aber auch ausgeprägt auf diverse nur winzige Meeresbewohner gerichtet. Und so verfügt der Film über eine Reihe sich bereits durch besonders drollige, exotische Namen auszeichnende Attraktionen wie das „Weinglas der Meerjungfrau“ den „Weihnachtsbaumwurm“ oder den „Seestern mit der Dornenkrone“. Vieles des hier Gebotenen sieht durch die exzellent abgestufte außergewöhnliche Farbvielfalt in weiten Teilen besonders brillant aus. Diese Aussage betrifft auch die gezeigten Octopusse, deren Haut sich zwecks Tarnung im Aussehen und damit auch Farbenspiel geradezu rasend schnell der sich fortwährend ändernden Umgebung anpasst. Dass auch eine Riesenmuschel besonders schön aussieht, wenn sie ihr Maul aufreißt, bekommt man hier ebenso faszinierend gezeigt. Aber auch die Schattenseiten, etwa die Trostlosigkeit zerstörter Korallenriffe werden sichtbar. Wobei Jean-Michel Cousteau hierzu dem Zuschauer immerhin tröstlich in Aussicht stellt, dass die in Teilen bereits stark geschädigten Teile der Weltmeere sich zu regenerieren vermögen.
Bild und Ton
Eine Einzel-BD, sowohl die 2D- als auch die 3D-Version enthaltend, ist in einer leichtgewichtigen weißen Amaray-Box im Öko-Style enthalten.
Das HD-Bild der 2D-Version ist 16:9-TV-Format füllend, das der 3D-Version entsprechend der Kinopräsentation im bereiteren Scope-Format vertreten. Hierfür ist das 16:9-Bild am oberen und unteren Bildrand abgedeckt worden. Das ist formattechnisch unbedenklich, weil von vornherein so aufgenommen worden ist, dass auch bei Wahl des breitesten Bildausschnitts, also für eine Scope-Kinopräsentation, keine wichtigen Inhalte im Beschnitt verloren gehen. Das Vorgehen entspricht dem des auch vom Super-35-Verfahren Geläufigen – siehe dazu auch Titanic 3D. Entsprechend flexibel ist man heutzutage in der Lage, das Bildformat praktisch beliebig anzupassen, ohne dabei die Bildkomposition zu zerstören. Dass im vorliegenden Fall für die 3D-Version für zu Hause die mit Balken versehene Scope-Präsentation gewählt wurde ist aber dennoch ein Wermutströpfchen. Ohne Balken (insbesondere am oberen und unteren Bildrand) funktioniert ein entsprechend höheres und auch größeres 3D-Bild daheim eben doch noch ein deutliches Stückchen besser.
Ansonsten ist insbesondere das Bild der 2D-Version qualitativ hochwertig: Fast durchgehend beeindruckt es durch gute Schärfe und Detailfreudigkeit sowie eine äußerst breit gefächerte und bemerkenswert vielfältige Farbwiedergabe. Dafür sind auch das sehr gute Kontrastverhältnis und ebenso der gute Schwarzwert mitentscheidend. Da hätte ich schon echt gern mit der 4K-UHD-Version vergleichen mögen. Für sich genommen wirkt bereits der „nur“ HD-Master der 2D-Version bestechend und damit äußerst sorgfältig produziert.
Problematischer ist allerdings die 3D-Version: Nicht bloß Arnold Schwarzenegger ist in seinem kurzen Prologauftritt, kaum überzeugend, nämlich kaum dreidimensional. Auch ansonsten ist der 3D-Eindruck leider nicht konsistent, sondern er schwankt qualitativ vielmehr deutlich, mitunter von Szene zu Szene. Zwar gibt es diverse beeindruckende Passagen, geprägt von hervorstechender Raumwirkung und mitreißender Schönheit. Leider beeinträchtigen aber die eben nicht nur ganz vereinzelt auftretenden blassen 3D-Teile eben doch merklich die Gesamtwirkung.
Eher unspektakulär ist der unterlegte Ton, ein etwas schlichter Mix aus Musik und den (im Original) überwiegend von Mitgliedern des Cousteau-Clans eingesprochenen Kommentaren. Dass Arnie, der bereits die etwas lobhudlerische Eröffnung mit einer Art Terminator-Grinsen bestreitet, hierbei wiederum mit von der Partie ist, lässt Schmunzeln oder vielleicht auch ein wenig die Nase rümpfen. Egal!
Extras
Hier bekommt der Käufer dieses Mal eher unterdurchschnittlichen Koch-Media Standard mitgeliefert: Zwei kürzere Interviewausschnitte mit Jean-Michel Cousteau und Arnold Schwarzenegger. Das ist schon fast alles, denn hinzu kommt allein noch ein so genanntes „Promo-Reel“, das weitgehend mit dem Schwarzenegger-Interview-Schnipsel identisch ist, aber neben dem dort gesprochenen Text auch noch mit Szenen aus dem Film garniert ist.
Fazit: Wonders of the Sea ist in seinem Appell zur Rettung der Meere unseres Heimatplaneten zwar nur ein weiteres Beispiel für schon viele Naturdokumentationen zuvor. Aber gerade durch die hier teilweise in außergewöhnlicher Farbvielfalt schimmernden, in besonderer Weise ins Bild gerückten auch kleineren Meeresbewohner zeichnet sich diese eben schon aus. Die Gesamtwirkung der 3D-Version wird durch eine Reihe beim Tiefeneindruck arg schwächelnder Einstellungen in meinen Augen allerdings merklich beeinträchtigt: Inwieweit die 3D-Fassung dank einiger zweifellos gelungener Eye-Catcher-Momente insgesamt doch eindrucksvoller abschneidet als die zweifellos bereits beachtlich aussehende 2-D-Version, liegt im Auge des jeweiligen Betrachters.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.
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