Die im kürzlich erschienenen Artikel zur 3D- Blu-ray von Disneys Eine Weihnachtsgeschichte getroffene Feststellung des feinen Appetizers für die neue Technik gilt auch für die beiden hier vorgestellten IMAX-Titel, die im letzten halben Jahr bei EuroVideo erschienen sind. Und exakt das ist es, was das derzeit noch kleine Marktsegment im Moment dringend benötigt. Dafür bietet die mit hochwertigem 70-mm-Filmmaterial arbeitende IMAX-Kinotechnik, als eine Weiterentwicklung der in den 1950er Jahren erprobten Filmprojektionen auf Großleinwänden, Cinerama und Todd-AO, optimale Voraussetzungen. Und ebenso ist hier gewährleistet, dass das zu sehende Bildmaterial von vornherein in 3D, also mit einer entsprechenden 3D-Kamera, binokular produziert und nicht etwa nur nachträglich in 3D konvertiert worden ist.
Der jüngste des Duos, der erst kürzlich, am 11.11.2010 und damit zu Beginn der fünften Jahreszeit erschienene Wild Ocean, ist keineswegs nur ein Karnevalsbrüller, sondern hat zum Teil geradezu atemberaubende Naturaufnahmen zu bieten. Das Hauptaugenmerk richtet sich auf ein interessantes Naturphänomen: die wilde Jagd tropischer Meeresräuber (wie Basstölpel, Robben, Delfine und Haie) im Winter vor der ostafrikanischen Küste auf gigantische, bis zu 16 km lange Sardinenschwärme.
Zwar sind die naturwissenschaftlichen Hintergrundinfos in TV-Dokumentationen wie der BBC-Serie Unser blauer Planet insgesamt überzeugender ausgeleuchtet, aber hier ist es die Macht der wirklich beeindruckenden dreidimensionalen Bilder, die dominiert und einzelne inhaltliche Schwächen weitgehend überdeckt.
Und vergleichbar sieht es auch in Grand Canyon Adventure aus. Gerade die majestätischen Landschaftspanoramen des in Arizona gelegenen Grand- Canyon- Nationalparks, inklusive der Blicke in abgrundtiefe Schluchten, wie auch eine Wildwasserfahrt auf dem Colorado River, geben fantastische 3D-Bilder ab. Das macht Eindruck und dürfte so manchem Besitzer eines nagelneuen 3D-fähigen Heim-Equipments auch für Demonstrationszwecke gerade recht kommen. Hier beginnt das 3D-Vergnügen übrigens unmittelbar zu Beginn, wo sich aus scheinbar aus dem Bild herausspritzenden Wassertropfen nacheinander einzelne animierte Tropfen ganz nach vorn zum Zuschauer bewegen, in denen sich drollig der Rollentitel spiegelt.
Beide 3D-Blu-ray-Titel enthalten den jeweiligen Dokumentarfilm auch in der üblichen 2D-HD-Fassung. Der Bildeindruck ist überwiegend sehr gut. Entsprechend sind Schärfe, Farbe, Kontrast und Detailliertheit auf sehr hohem Niveau angesiedelt. Auch in 2D ist das Gezeigte ansehnlich und erscheint bereits sehr plastisch. In der 3D-Version kommt fast durchweg erstklassige Räumlichkeit hinzu, und wer auch nette Effekte geboten bekommen möchte, wird ebenfalls nicht enttäuscht. Beide Dokus haben gerade visuell ihre Meriten und sind daher auch zu mehrfacher Verwendung geeignet.
Hin und wieder sind bei der insgesamt sehr guten 3D-Präsentation leichte Doppelkonturen (Ghosting) zu erkennen. Als gravierend und damit als den Spaß nennenswert bremsend kann man dies jedoch nicht bezeichnen. Das ist übrigens keine systembedingte Schwäche der 3D-Blu-ray-Technik, sondern hat Ursachen, die wohl im Herstellungsprozess begründet sind. Derartige Doppelkonturen habe ich nämlich gerade bei IMAX-3D im normalen Kino auch schon beobachtet.
Wer bis hierher gelesen hat und immer noch zweifelt, für den ist der nachfolgende Hinweis gemacht: Für eventuelle Skeptiker sind beide IMAX-Dokumentarfilme übrigens auch auf DVD und ebenso als 2D-Standard-Blu-ray erhältlich.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.
Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2010.
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