Giacomo Puccinis Oper „Turandot“ auf DVD und als Living-Stereo-CD-Box
Nicht allein da, wo Opernmusik auch bei der Vertonung von Filmszenen eine wichtige Rolle spielt, berühren sich die Genres Oper und Film. Gigantisches Spektakel in aufwändiger Inszenierung, das sind Attribute, die sowohl auf King Vidors Film Krieg und Frieden als auch auf Giacomo Puccinis letzte Oper „Turandot“ passen — und nicht allein auf diese. Aber ebenso gehört auch Puccinis Musik (generell) zu den Vorbildern, bei denen man sich in Hollywood klar bedient hat. Seine sinnliche Melodik und ebenso die klangschwelgerische Tonsprache waren für berühmte Komponisten wie Korngold, Steiner und Newman einfach unverzichtbar.
Das Aufgebot der erforderlichen Kräfte ist mit einem groß besetzten Orchester (erweitertes Schlagwerk inklusive), Orgel, Kinderchor und großem gemischten Chor noch nicht erschöpft. Darüber hinaus verlangt das Opernwerk erstklassige, ausdrucksstarke Sänger und einen versierten Dirigenten, der jeder Facette der in exotischen Klangfarben schimmernden Partitur gerecht werden kann.
„Turandot“ ist Puccinis kühnstes und auch modernstes Werk geworden, sein Schritt in Richtung musikalische Moderne. (Er reiste im Umfeld der Komposition gar nach Florenz um Schönbergs „Pierrot lunaire“ zu hören.) Die Oper zeigt blühende melodische Inspiration, monumentale Chorszenen und ein prachtvolles exotisches Klangkolorit. Der Komponist trieb hierfür gründliche Studien in chinesischer Musik, die er dann jedoch sehr frei verarbeitete. Ungewöhnliches Schlagwerk und eine raffiniert ausgefeilte Harmonik sorgen für prächtiges exotisches Kolorit. Eine herrliche Musik, die sich kein Filmmusikfreund dauerhaft entgehen lassen sollte.
Puccini konnte sein unter großen Qualen entstehendes letztes Opernwerk nicht zu Ende komponieren. Franco Alfano vollendete aufgrund der Skizzen des Meisters. Um den Alfano-Schluss ranken sich einige Legenden und besonders in jüngerer Zeit ist dieser auch verstärkt kritisiert worden. Luciano Berio hat für die Inszenierung der Oper im Rahmen der Salzburger Festspiele 2002 dazu eine interessante, recht eigenwillige Alternative entworfen. Aber diese ist gewiss nicht der einzige Grund, sich die DVD in dieser Inszenierung zuzulegen. „Turandot“ wird hier visuell in einer Art und Weise glanzvoll und aufwändig in Szene gesetzt, welche die grandiose Musik in einen beeindruckenden optischen Rahmen setzt. Regisseur David Pountneys Inszenierung ist eine von Roboter-ähnlichen Figuren und Maschinenmenschen bevölkerte pittoreske, prallbunte Szenerie. Hier muss man längst nicht alles als gelungen ansehen, mag einiges auch als hart an der Grenze zum Kitsch angesiedelt empfinden. Es handelt sich aber in jedem Fall um eine sehenswerte bildgewaltige Umsetzung, der man durchaus die Bezeichnung „Salzburg meets Hollywood“ verleihen kann. Eine, die für das Medium DVD wie geschaffen erscheint, mit entsprechend brillantem Bild aufwartet und selbstverständlich auch akustisch nicht enttäuscht. Valery Gergiev dirigiert hier die Wiener Philharmoniker. Im rund viertelstündigen Zusatzsegment gibt es ein paar Blicke hinter die Kulissen der Aufführung sowie Gespräche mit dem Regisseur und der Sopranistin Gabriele Schnaut (Interpretin der Turandot).
Mehrteilige Rezension:
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