Titanic 3D (3D-Blu-ray)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
20. Oktober 2012
Abgelegt unter:
3D

Film

(4/6)

Bild

(6/6)

Ton

(6/6)

Extras

(6/6)

James Camerons Titanic: erstmalig im Glanz von HD inklusive 3D

Rechtzeitig zum 100. Jahrestag des Untergangs der Titanic, am 15. April 1912, hat Regisseur James Cameron die in 3D konvertierte Version seines 1997er Erfolgshits auf die Kinoleinwände gebracht. Mit seinem seinerzeit phänomenalen Einspielergebnis von rund 1,84 Milliarden Dollar und infolge unzähliger Kommentare in sämtlichen Medien ist der Film derart geläufig, dass sich wohl kaum einer findet, der gar nichts davon weiß. Titanic ist zwar weder ein Meisterwerk noch ein den Intellekt herausforderndes Kino-Event, aber dieser Anspruch wird auch nirgends erhoben. Hier steht vielmehr opulentes, nostalgisches Gefühlskino auf der Agenda. Und das funktioniert in meinen Augen durchaus. Die in das sehr realistisch und weitgehend korrekt in Szene gesetzte Katastrophenspektakel integrierte Figurenkonstellation sowie die große Love-Story besetzen zwar auch verschiedene Klischees, und eine Portion Kitsch der angenehmen Sorte kommt zweifellos auch noch hinzu.

5467Dabei ist in meinen Augen die keineswegs überdrehte, sondern solide Liebesgeschichte geschickt in ein hochdramatisches Katastrophenszenario integriert und ebenso mit der jetztzeitigen Rahmenhandlung durch gekonnte Regieeinfälle wiederum elegant verknüpft. Und auch das damalige Teenie-Traumpaar Leonardo Di Caprio und Kate Winslet schlägt sich durchweg sehr ansehnlich. Da hat wohl jeder, sowohl im Kino als auch im TV, schon deutlich liebloser und weniger pfiffig Gemachtes und auch Gespieltes der Gattung Soap-Opera gesehen.

An diversen Ähnlichkeiten lässt sich ausmachen, dass Cameron (und sein Team) die drei wichtigsten filmischen Vorläufer sorgfältig studiert haben. Neben der eher antiquiert anmutenden US-Verfilmung Titanic • Der Untergang der Titanic (1953, Musik: Sol Kaplan) waren wohl in ganz besonderem Maße die beiden folgenden Produktionen von Bedeutung: der beachtliche britische A Night To Remember • Die letzte Nacht der Titanic (1958, Musik: William Alwyn) wie auch die interessante deutsche Verfilmung, der zwar unter NS-Ägide mit Propaganda-Auftrag versehene Titanic (1943, Musik: Werner Eisbrenner), der allerdings mit für seine Zeit beachtlichen Katastrophen-Momenten aufwartet.

Um Camerons Titanic nun in 3D zu konvertieren, ist das noch auf klassischem Filmmaterial aufgenommene Negativ in 4K in die Welt der digitalen HD-Bilder transferiert worden. Anschließend wurden eine Reihe von eklatanteren Fehlern in Hintergründen etc. behutsam korrigiert — siehe dazu schnittberichte.com. Dabei handelt es sich allerdings nicht, wie häufiger zu lesen, um eine „Restauration“, sondern um eine teilweise Nachbearbeitung. Es ging dabei um Verbesserungen in Details, was man nicht leichtfertig mit dem Etikett „Verfälschung“ versehen sollte.

Im Anschluss erfolgte die 3D-Aufbereitung. Im Gegensatz zur eher simplen Echtzeitkonversion, die 3D-TV-Geräte auf Knopfdruck — mit kaum überzeugendem Ergebnis — vornehmen, hat Cameron hier nicht gepfuscht, sondern gepowert, hat sich ausreichend Zeit gelassen und viel Geld in die Hand genommen. Ein Team von 300 Mitarbeitern hat letztlich (in viel Handarbeit!) jedes Einzelbild nachbearbeitet und das 3D-Resultat schrittweise optimiert. Dabei werden Bildinhalte verrückt, was Lücken aufwirft, die am Computer wieder gefüllt werden müssen. Auch wenn der recht hohe CGI-Anteil das Unternehmen wohl begünstigte, war eine Heidenarbeit zu bewältigen. Über ein Jahr und rund 18 Mio. Dollar später, seit dem 6. April 2012, ist das Ergebnis im Kino und seit dem 24. September nun auch daheim zu begutachten. Fox Home Entertainment präsentiert den erfolgreichsten Blockbuster der 1990er dazu in einem opulenten, mit vier BD-Discs angemessen bestückten 3D-BD-Set.

Titanic im 3D-BD-Set

5468Auch wenn selbst eine derartige High-Tech-3D-Konvertierung eines in 2D konzipierten Films nicht zum selben Ergebnis führt, wie in 3D konzipiert und in nativem 3D gedreht, also zwangsläufig ein Kompromiss bleiben muss: Titanic kann sich mit der nachträglich sorgfältig hinzugefügten dritten Dimension durchaus sehen lassen. Viele Einstellungen wirken erstaunlich gut, obwohl das letzte, für mich allerdings entscheidende Quantum Natürlichkeit, in Form von gefühlter Nähe zum Objekt, in den entsprechenden Momenten dennoch fehlt, die unsichtbare Wand zwischen Zuschauer und Gezeigtem eben doch nicht derart verschwindet, wie in sehr guten nativen 3D-Produktionen. Man schaut hier eher in einen großen Behälter mit zum Teil beträchtlicher Raumtiefe. Jedoch selbst in den packendsten Momenten stellt sich nie das Gefühl ein, dass die in die Titanic strömenden Wassermassen auch in die häusliche Umgebung schwappen könnten.

Ansonsten ist der Gesamteindruck beim Bild sowohl in 3D als auch (auf der dritten BD) in 2D fast durchweg tadellos. Abgesehen von nur einzelnen etwas weniger perfekt fokussierten Einstellungen sind Schärfe, Details, Kontrast, Farben und Schwarzwert vorzüglich. Da kommt beim Sehen ganz schnell beträchtliche Freude auf. Auch beim Ton gibt es nichts zu mäkeln, und das gilt, obwohl die deutsche Tonfassung nicht in HD, sondern „nur“ in DTS-5.1 zur Verfügung steht: Gerade beim Ton sollte man, anstatt zu sehr auf Bitraten zu schauen, besser seinen Ohren trauen. Was hier, insbesondere in den Katastrophen-Momenten, an im Surround-Klangfeld weiträumig verteilten, druckvoll bassbetonten Geräuscheffekten im Angebot ist, dürfte kaum noch zu toppen sein. Dass selbst in den geräuschvollsten Momenten die Dialoge gut verständlich bleiben, ist ebenfalls ein klares Indiz für die Qualität der Abmischung.

Die 3D-Version ist sinnigerweise auf zwei BDs verteilt, was eine hohe Bitrate und damit exzellente Bildqualität erst ermöglicht und so zugleich den qualitativen Anspruch des Heimkino-Produktes unterstreicht. Darüber hinaus wartet dieses aber noch mit einem weiteren Pluspunkt auf. Dazu ein kleiner Exkurs in die Aufnahmetechnik: Titanic wurde mit dem Super-35-Verfahren aufgenommen. Hierbei handelt es sich um einen Nachfolger des bereits in den 50er Jahren erprobten Super-Scope-Verfahrens, das späterhin durch Techniscope verdrängt worden ist. Das Ziel ist ein breites Scope-Bild (Format 1 : 2,35). Zum Einsatz kommt der übliche 35-mm-Film in üblichen Kameras jedoch ohne die normalerweise erforderliche, das Bild komprimierende Scope-Optik. Es wird vielmehr ein ungestauchtes Vollbild im Normalformat (1 : 1,37) erzeugt. Um für den späteren Kinoeinsatz ein passendes Cinemascope-Bild zu erhalten, wird bei der Aufnahme mit einem über das Bild im Sucher gelegten Rahmen (Maske) gearbeitet, die den späteren Scope-Ausschnitt (Format 1: 2,35) in der Mitte des Filmvollbildes festlegt. Regie und Kamera arbeiten entsprechend, so dass in diesem Teilbereich sämtliche für die Bildkomposition essentiellen Elemente enthalten sind. Was auf dem Kameranegativ darüber oder darunter liegt, ist im Kino später ja nicht zu sehen. Für den Kinoeinsatz wird der betreffende Bild-Ausschnitt über eine zwischengeschaltete Scope-Optik komprimiert und dieses auf der Kino-Kopie als gestauchtes Vollbild abgebildet. Im Kino wird es durch den nun umgekehrt arbeitenden Scope-Projektionsvorsatz wieder entzerrt und so das für die Scope-Leinwand erforderliche Breitbild (im Format 1 : 2,35) erzeugt. In dieser Kinoformat-Version ist der Film in 2D übrigens auf der dritten BD im Set vertreten. Dahinter steckt eine ähnliche Philosophie wie beim alten Vista-Vision-Prozess — siehe dazu Die 10 Gebote (1956). Vergleichbar mit Vista-Vision erfordern auch die Dreharbeiten bei Super 35 keine teure, schwere Scope-Optik und ebenso vergleichbar spielt sich das Anschließende ausschließlich im Kopierwerk ab.

5469Für die 3D-Heimkinoversion hat man nun die Möglichkeit genutzt — wiederum analog zu Vista-Vision —, dass Super 35 verschiedene Projektionsformate (Bildausschnitte) ermöglicht, ohne dabei die ursprüngliche Scope-Bildkomposition zu beeinträchtigen. Das Bild muss nämlich nicht etwa wie ehedem beim Trimmen von Scope- auf Normal-TV-Bild an den Seiten beschnitten werden. Vielmehr wird vom zur Verfügung stehenden Normalformatbild einfach ein gewünschter Ausschnitt gewählt. Und da der ursprüngliche, schmale (!) Scope-Ausschnitt in der heutigen Kinotechnik das breiteste Format darstellt, werden bei allen übrigen zur Wahl stehenden am oberen und unteren Bildrand Bildteile hinzugefügt.

Auf einem klassischen TV-Gerät (Format 1 : 1,33) könnte man das Vollbild des Kameranegativs (Format 1 : 1,37) sogar komplett nutzen. Auf den modernen Breitbild-TV-Geräten (Format 1: 1,78) würde dieses vollständig, aber zwangsläufig mit schwarzen Balken am rechten und linken Bildrand abgebildet werden. Natürlich will man im Heimkino schwarze Balken vermeiden. Also hat man für die 3D-Version den entsprechenden 16:9-TV-Bildausschnitt (Format 1 : 1,78) gewählt und dafür das Original-Vollbild in der Breite unverändert gelassen (!) und am oberen und unteren Bildrand zwar ein Stück beschnitten, jedoch deutlich weniger als für die Scope-Kinokopien. Entsprechend bekommt man in der Heimkino-3D-Version jetzt auch mehr an Bildinformation zu sehen als zuvor im Kino und der im Blu-ray-Set ebenfalls vertretenen Scope-Kinoversion. Das komplette Ausfüllen des TV-Bildes macht sich gerade im Heimkino besonders gut, zumal es hier ja auch vorbehaltlos vertretbar ist.

Bleibt abschließend noch der Blick auf die Boni. Auch hier vermag die Edition in Gänze zu überzeugen. Ausgehend von den bereits beachtlichen Zugaben der 2005er Deluxe-DVD-Ausgabe sind zur 2D-Fassung auf BD 3 die drei bereits bekannten Audiokommentare wählbar. Auf BD 4 ist dann die eigentliche, sehr umfangreiche Boni-Kollektion versammelt. Neu hinzugekommen sind zwei HD-Dokumentationen: „Rückblick auf die Filmproduktion“ (60 Min.), wo Regisseur Cameron im Alleingang sein Leinwandopus aus heutiger Sicht analysiert, und „Die letzten Geheimnisse der Titanic“ (90 Min.) von National Geographic, welche sich gut aufbereitet mit den Fakten der Katastrophe auseinandersetzt.

5470Teile der bereits von der Deluxe-DVD-Ausgabe geläufigen Features gibt es jetzt erstmalig in HD zu sehen: so die 30 entfallenen Szenen. Daneben warten in diversen Bildergalerien neben dem kompletten Drehbuch rund 700 HD-Fotos auf den interessierten Betrachter. Hinzu kommen diverse wiederum von den DVD-Boni stammende Segmente in SD, wie „Making-of-Clips“, das schmachtende Celine-Dion-Musikvideo, etwas über die bahnbrechenden visuellen Effekte, verschiedene Trailer & TV Spots und für den, der immer noch nicht genug bekommen kann, finden sich auch „Titanic-Parodien“. Sich da komplett hindurch zu arbeiten, das beansprucht seine Zeit. Eine besondere Überraschung rundet dieses feine Boni-Füllhorn gelungen ab: Die im Archiv unter „weitere 3D Filme“ untergebrachte, knapp sieben minütige Drachenzähm- und Drachenflugsequenz aus Avatar — Aufbruch nach Pandora kann man hier als vielversprechenden Appetizer bereits vorab und sogar in 3D anschauen.

Anzumerken bleibt noch, dass die Menüs insgesamt sehr übersichtlich gehalten und einfach zu navigieren sind. Zu sämtlichen der ausschließlich englischsprachigen Boni-Features sind zudem erfreulicherweise deutsche Untertitel wählbar. Ebenso vorbildlich ist die feingliedrige Unterteilung der Spielfilmpräsentationen in viele Einzelkapitel, was das Auffinden gewünschter Szenen ungemein erleichtert.

Titanic in 3D hatte bereits innerhalb von knapp zwei Wochen nach dem Kinostart, insbesondere durch den großen chinesischen Hype auf den Film, weltweit bereits rund 200 Mio. Dollar eingespielt und damit die Zwei-Milliarden-Dollar-Marke durchbrochen. Da dürfte nun auch durch den Heimkinomarkt noch ein beträchtliches Sümmchen hinzukommen.

Fazit: Nun ist auch James Camerons Titanic in der 3D-Ära und damit zugleich in der HD-Ära angelangt. Der Film kann sich im nachträglich erzeugten 3D-Look trotz gewisser Grenzen (s. o.) durchaus sehen lassen, ist das derzeit wohl überzeugendste Produkt seiner Art, welches das Licht der großen Kinoleinwand erblickt hat. Dank Super 35 konnte die 3D-Version dem modernen TV-Breitbildformat angepasst werden, ohne dass dabei Bildinhalte verloren gehen. Man bekommt dabei vielmehr am oberen und unteren Bildrand zusätzlich etwas zu sehen. Und das wirkt selbst auf kleineren Breitbild-TV-Geräten als ein zusätzlicher Pluspunkt. Wer den Film schätzt und ebenso der dritten Dimension im Kino etwas abgewinnen kann, der dürfte mit dem auch in Sachen interessanter Boni üppig ausgestatteten 3D-Blu-ray-Set sehr zufrieden sein.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.

© aller Logos und Abbildungen bei 20th Century Fox Home Entertainment. (All pictures, trademarks and logos are protected.)

Regisseur:
Cameron, James

Erschienen:
2012
Vertrieb:
20th Century Fox Home Entertainment
Zusatzinformationen:
1997, (4-BD-Set: 2 x 3D-BD, 2 x 2D-BD)

Weitere interessante Beiträge:

Das Ding

Das Ding

Masada

Masada

Aliens der Meere

Aliens der Meere

Yellowstone – Legendäre Wildnis

Yellowstone – Legendäre Wildnis

Cinemusic.de