The River Wild

Geschrieben von:
Marko Ikonić
Veröffentlicht am:
25. Mai 2000
Abgelegt unter:
CD

Score

(3.5/6)

Wieder einmal stellt sich heraus, dass der Einsatz eines 80-köpfigen Orchesters fast nie fehlschlagen kann. Jerry Goldsmiths The River Wild, ein Score, der eindeutig im kompositorischen Mittelfeld anzusiedeln ist, erfüllt seine Wirkung im Film hervorragend. Als Album ist Am wilden Fluss auch nicht übel, vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Musik unter nicht unbeträchtlichem Zeitdruck entstanden ist. 3 Wochen sind selbst im heutigen Hollywood-Alltag nicht gerade viel. Curtis Hanson scheint einerseits ein sehr präzises Musikempfinden, andererseits aber ein Faible für sinnlose Geldverschwendung zu haben. Selten hört man nämlich, dass bei einem Film gleich 2 verschiedene, anscheinend bereits aufgenommene Musiken hintereinander abgelehnt wurden. Eines der Opfer war ja bekanntlich Maurice Jarre, der andere Komponist bleibt leider unbekannt.

So machte sich Maestro Goldsmith also als Dritter an die undankbare Arbeit, seine geschätzten Last-Minute-Talente gegen eine unermessliche Kakophonie von reißenden Stromschnellen und tosenden Wasserfällen antreten zu lassen. Die Handlung des 45-Millionen-Dollar-Films ist schnell resümiert: Um die bedrohlich losen Familienbande wieder enger zu schnüren, unternimmt eine Familie eine wilde River-Rafting-Tour. Zum Glück kennt Gale, die Mutter, sich mit dem Sport aus – vor vielen Jahren einmal professionelle Führerin am Fluss, trainiert sie auch jetzt noch regelmäßig. Anfangs scheint sich alles in Richtung versöhnender Familienurlaub zu entwickeln, wären da nicht Wade und Terry, zwei Verbrecher auf der Flucht, die nach einer kurzen Zeit vermutlicher Freundschaft bald ihr wahres Gesicht zeigen und mit einer 357er Magnum sowie dem Wunsch, einen nicht ungefährlichen Abstecher in die eigentlich unbefahrbare Höllenschlucht zu machen, die Familienharmonie ordentlich stören. Viele feucht-fröhliche Actionsequenzen und ein obligatorisches Happy End samt geretteter Ehe und totem Psychopathen sorgen für solide Unterhaltung. Immerhin gab es Golden-Globe-Nominierungen für die stets glaubwürdige Meryl Streep und den notorischen Filmbösewicht Kevin Bacon.

Goldsmiths Score ist sehr transparent und als emotionale Basis für den Film gut nachvollziehbar. Die 2 Hauptbestandteile sind Gale’s Thema, das auf dem Traditional „The Water Is Wide“ basiert, und ein 5-Noten-Allzweckmotiv, das vorwiegend mit Gefahr in Verbindung gebracht wird. „Something secondary which I can do in a zillion different ways“, wie der Komponist solche Tausendsassa-Motive selbst bezeichnet. Der Rest ist akkurate Handwerkskunst – nichts Außergewöhnliches, aber sicher auch nichts Schlechtes. Besonders positiv fiel mir beim ersten Hören der Beginn von „Wade Goes Under“ auf. Eine nette Art, mit Streichern ein schneller werdendes Gewässer nachzuahmen. Die Actioncues, „Vacation’s Over“ u.a., sind auch nicht ohne.

Fazit: Alles in allem liegt bei The River Wild ein klarer und beim vorliegenden Terminplan verständlicher Fall von „Goldsmith goes easy listening“ vor, der aber seine Momente hat und sicher so manchen Fan des Maestro erfreuen wird. Zumindest innerhalb Europas sollte es kein Problem sein, noch ein Exemplar der CD zu finden.

Erschienen:
1994
Gesamtspielzeit:
38:59 Minuten
Sampler:
RCA
Kennung:
66459

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