Bei The Peacemaker • Project: Peacemaker nahm erstmals Mimi Leder, bis dahin vor allem durch die Fernsehserie Emergency Room bekannt, auf dem Regiestuhl Platz. Der Film stellt gleichzeitig das Erstlingswerk der damals von Spielberg, Geffen und Katzenberg frisch gegründeten Produktionsfirma Dreamworks dar und darf trotz seiner dynamischen Actionsequenzen, aufwändigen pyrotechnischen Effekte und der an sich qualifizierten Schauspielerriege (u. a. George Clooney, Nicole Kidman und Armin Müller-Stahl) als eher misslungen gelten; zu klischeebehaftet und unglaubwürdig ist die Handlung konstruiert, ein Problem, das auch späteren Filmen der Regisseurin (z. B. Deep Impact) innewohnt.
Im Auftrag eines von Rachegelüsten getriebenen bosnischen Politikers hat ein russischer General ein paar zur Entsorgung vorgesehene Atomwaffen gestohlen. Die Weltpolizei USA schickt US-General Devoe (Clooney) und die Geheimdienstspezialistin Kelly (Kidman) gen Osten, um Übles zu verhindern. Die gewöhnlichen Feindbilder müssen herhalten, die Komplexität, die im gesamten Balkan-Konflikt liegt, wird nicht vertieft.
Das Fazit zieht Clooney-Devoe bereits am Anfang, als er seine Partnerin über die Mission aufklärt: „Die guten Jungs – das sind wir – jagen die bösen Jungs“.
Als Leiter der filmmusikalischen Abteilung von Dreamworks hatte Hans Zimmer die zweifelhafte Ehre, das platte Spektakel zu vertonen. Dabei gilt für den Score zu The Peacemaker in weiten Teilen das Gleiche, was auch schon in meiner Rezension zu The Rock/Crimson Tide zu lesen ist, denn zweifellos sind jene Scores nach den gleichen musikalischen Strickmustern aufgebaut.
Insofern kommt beim ersten Hören von The Peacemaker ob des Mangels an neuen, originellen Einfällen erst mal eine gewisse Enttäuschung auf. Das Klanggewand entspricht dem gewohnten Bild zimmerresker Actionmusik: elektronisch verstärktes großes Orchester, vor allem viel Blech (laut Booklet wurden 32 Musiker allein in diesem Bereich „verschlissen“), Schlagwerk und natürlich der obligatorische, für den slawischen Charakter zuständige Männerchor, der hier anders als bei der Musik zu The Rock aber auch aus dem Hintergrund hervortritt und längere ausschließlich vokale Passagen übernimmt (z. B. in Titel 1 „Train“ oder zu Beginn von Titel 5). Im Gegenzug verzichtet Zimmer gänzlich auf den Einsatz von E-Gitarren.
Die Musik ist mit wenigen Ausnahmen sehr wuchtig und pompös-militaristisch angelegt, an einigen Stellen muss man auch eher wieder schlicht von Lärm sprechen, insbesondere Cue 2 „Devoe’s Revenge“ kann hierzu als unrühmliches Beispiel dienen.
Im direkten Vergleich zu bis dato ähnlich gelagerten Action-Musiken von Zimmer ist der Score zu The Peacemaker noch eine Spur düsterer, an einigen Stellen auch mal überraschend dissonant und gespickt mit schrillen Einwürfen. Parallelen hierzu finden sich beispielsweise auch in der Germanen-Schlacht-Sequenz aus Gladiator.
Aber es gibt auch einige beeindruckende und mitreißende Passagen, hier ist vor allem Titel 4 „Chase“ zu nennen, der trotz seiner Länge (etwas über 17 Min.) sehr fließend komponiert ist und daher keine Langeweile oder Überdruss aufkommen lässt. Gleichzeitig wird hier sämtliches motivisches Material präsentiert, was teilweise frappierende ähnlichkeiten zum Hauptthema von The Rock aufweist und man sich schon beinahe fragen muss, ob dem Komponisten hier schlichtweg nichts Besseres oder Anderes eingefallen ist.
In diesem Zusammenhang muss auch noch mal erwähnt werden, dass die Schnittfassung der Musik auf der CD nicht der des Film entspricht. Wie bei fast allen Scores von Zimmer liegt auch hier ein speziell für die CD-Veröffentlichung abgemischtes Höralbum vor, dessen Konzeption deutlich mehr überzeugen kann als frühere Publikationen (vgl. Rezension zu Crimson Tide).
Track 3 „Sarajevo“ gibt der Musik mit den melancholischen Vokalisen von Mamak Khadem ein sehr stimmungsvolles, ethnisch geprägtes Kolorit, ein wohltuender Kontrast zu dem Klang-Bombast anderer Passagen.
Die oben erläuterten Schwachpunkte der Musik sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hans Zimmer auch mit dem Score zu The Peacemaker eine sehr dynamische, teilweise furiose Actionmusik gelungen ist, die das Filmgeschehen gekonnt untermalt.
Als Höralbum bleibt aber eher ein zwiespältiger Eindruck zurück, insbesondere bietet die Musik im Vergleich zu früheren Werken von Zimmer nichts Neues, sondern bedient sich der bekannt-bewährten Formel, die an sich nicht schlecht ist, aber zumindest beim Zeitpunkt des Erscheinens dieses Scores (1997), einer Weiterentwicklung bedurfte.
Daher ist The Peacemaker für Zimmer-Freunde bestimmt kein Fehlgriff, wer aber schon The Rock oder auch Crimson Tide sein eigen nennen kann, braucht hier nicht zuzuschlagen – übrigens gilt dies auch im Umkehrschluss, denn im direkten Vergleich der Musiken kann man hier nicht von „besser“ oder „schlechter“ sprechen, womit sich logischerweise die unten aufgeführte finale Bewertung ergibt.