Warners The Omega Man aus dem Jahr 1971 zeigt eine Reihe interessanter Parallelen zu Beneath the Planet of the Apes. Die Handlung dieser Endzeit-Story spielt in einem ebenfalls menschenleeren New York, dessen Bewohner dieses Mal nicht durch Nuklear-Explosion, sondern durch biologische Kriegsführung hingerafft worden sind. Charlton Heston, in den ersten beiden Affenfilmen der überlebende Raumfahrer, spielt hier einen Wissenschaftler, den Omega-Mann, der sich scheinbar als einziger Mensch immunisieren und überleben konnte. Er muss sich allerdings gegen eine Gruppe fanatischer lichtempfindlicher, vampir-ähnlicher Mutanten zur Wehr setzen, die ihn allnächtlich bedrohen. So deutlich die Parallelen der Filmstories sind, so groß ist der Kontrast bei den eingesetzten Filmmusiken. Für The Omega Man wurde der Brite Ron Grainer verpflichtet, der überwiegend für das Fernsehen gearbeitet hat. Grainer schuf für die harsche Story einen von den Produzenten gewollten musikalischen Kontrapunkt in Form einer tonalen Melodie- und Pop-orientierten Musik. Ausschließlich kommerzielle Gründe dürften für diese Wahl der Produzenten wahrscheinlich weniger entscheidend gewesen sein, denn Grainers Klangschöpfung ist jetzt zum ersten Mal überhaupt auf Tonträger erhältlich. Die Aufnahme der verwendeten Solo-Instrumente und Orchester-Gruppen erfolgte zeittypisch „on mike“, also mit einer Vielzahl direkt platzierter Mikrofone, wobei das endgültige Klangbild am Mischpult entsteht. Der resultierende, eher artifizielle Sound, gibt der Musik eine gewollte Künstlichkeit. In seiner Komposition verschmolz Grainer gekonnt verschiedene Musikstile und kombiniert Poppiges im Stil der Zeit mit ungewöhnlichen Klang- und frühen Synthesizer-Effekten. Das Resultat ist sicher kein Meisterwerk, aber ebenfalls eine interessante Begegnung mit einem typischen Kind seiner Zeit. Manches in dieser weitgehend leichtgewichtigen Musik wirkt heute schon ein wenig antiquiert und in seiner Art auch fernseh-like, analog Grainers Schöpfungen zu Dr. Who und Tales of the Unexpected. Der Titel ist für Fans des Films und Liebhaber der Grainer-Musik wohl ein Muss, für den Sammler sinfonischer Scores dagegen mehr ein interessantes Kuriosum, aber filmhistorisch nicht unbedeutend. Der gute Klang und die gewohnt liebevolle Ausstattung dieser und auch der anderen besprochenen FSM-CDs werten das Ganze zusätzlich auf.
Fazit: Von den drei letzten Film-Score-Monthly-CD-Veröffentlichungen dürfte Goldsmiths meisterhafte, asiatisch inspirierte und sehr gut klingende Original-Musik-Einspielung zum Weltkriegsepos Tora! Tora! Tora! (1969) der Renner sein. Auch wer die im selben Jahr komponierte Musik zu Patton schon hat, sollte sich die FSM-CD mit der Originaleinspielung zusätzlich zulegen. Bei den veröffentlichten Ausgaben der alten LP-Fassung handelt es sich nämlich um eine in Teilen deutlich geglättete Nachspielung. Wem das als Argument nicht ausreicht, der sollte allein wegen der raren „Zugabe“ zugreifen, der sehr schönen und unmittelbar ansprechenden Musik von Frank de Vol zu The Flight of the Phoenix. Leonard Rosenmans Beneath the Planet of the Apes und Ron Grainers The Omega Man sind auch filmhistorisch wichtige und interessante Filmmusik-Veröffentlichungen.
Dass die schon verschiedentlich gerühmten FSM-Editionen immer gleich gut gemacht sind, kann ich auch hier nur nochmals unterstreichen – dies erhöht auch den Wert des jeweiligen Titels über den reinen filmmusikalischen Wert hinaus deutlich. Bestmöglicher Klang der CDs wird ergänzt durch Booklets, die neben sehr informativen Texten häufig auch seltene Fotos enthalten. Hier zeichnet sich Tora! Tora! Tora! durch ein zusätzliches Schmankerl aus: Nimmt man den Silberling heraus, sieht man das große „Planschbecken“ mit den Schiffsmodellen und davor die das Set betreuenden Taucher – das ist mit einem Wort: Klasse!
Auch Varèses Planet of the Apes braucht sich nicht zu verstecken. Erstklassiger Klang und – wie (leider nur) bei den speziellen Editionen des Labels üblich – ein ordentlich ausgestattetes Booklet runden auch hier den überaus positiven Eindruck ab.
Mehrteilige Rezension:
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