Der berühmte italienische (Film-)Komponist Ennio Morricone, der in diesem Jahr seinen 86. Geburtstag feiern wird, begibt sich erneut auf Konzerttournee. Dabei wird der Altmeister der modernen italienischen Kinosinfonik im Rahmen seiner „50 Years of Music Tour“ nicht nur erstmalig in der Schweiz (im Zürcher Hallenstadion) live zu hören sein, auch die Bundesrepublik wird erneut beehrt: Auf dem Besuchsprogramm stehen Berlin, München und Köln. Das Berliner Konzert (11. Februar 2014) ist zwar bereits Vergangenheit. Im April wird Morricone aber noch mit einem insgesamt 160-köpfigen Ensemble, bestehend aus 85 Orchester- und 75 Chormitgliedern, in München und Köln zu erleben sein.
Das ist natürlich eine gute Gelegenheit, einen weiteren Morricone-Sampler auf den Markt zu werfen. Universal hat dazu auf dem DG-Label rund 130 Minuten Morricone in einem Doppel-CD-Set untergebracht. Aus den Tiefen des dank Universal besonders weiträumigen Archivs wurden neben einer Handvoll Original-Tracks (Der Clan der Sizilianer, Mein Name ist Nobody, Moses, Der Profi sowie Die Unbestechlichen) durchweg sehr solide Cover-Versionen zusammengetragen.
Teil der Hitparade sind natürlich die berühmten Italowesternmelodien zu den Filmen Sergio Leones wie Spiel mir das Lied vom Tod oder der Dollar-Western-Trilogie: Für eine Handvoll Dollar, Für ein paar Dollar mehr sowie Zwei glorreiche Halunken. Dass aus Letztgenanntem neben dem so unverwechselbaren Main-Title auch das wichtige „The Ecstasy of Gold“ vertreten ist, ist ebenso erfreulich, wie die Anwesenheit von Henri Verneuils San Sebastian, was zugleich ein Beleg ist für die recht sorgfältige Konzeption dieser Zusammenstellung. Insgesamt sind Musikauszüge aus Filmen vertreten, die zwischen 1964 (Für eine handvoll Dollar) und 2004 (Guardiani delle Nuvole) entstanden.
Im Sammelsurium des Wiederveröffentlichten befindet sich übrigens rund 50 % Material aus dem Archiv des Silva-Labels, eingespielt mit den Prager Philharmonikern. Darunter sind die dem 2004 Morricone gewidmeten Doppel-CD-Album der Reihe „Essential Film Music Collection“ entstammenden Stücke die qualitativ hochwertigsten. Ein besonders gelungenes Beispiel bildet etwa die rund 13-minütige Suite aus Die Mission, welche die wesentlichsten Teile dieser Filmkomposition besonders überzeugend und klangschön interpretiert zusammenfasst. Ebenso finden sich entliehene Stücke aus dem Album „Paradiso“ der aus Neuseeland stammenden Sopranistin Hayley Westenra, etwa das speziell komponierte Lied „The Edge of Love“. Desweiteren aus „The Guardians of the Clouds“, dem Morricone-Album des Bandoneonspielers Carel Kraayenhof, und ebenso aus „Virtuoso“, einem Crossover-Album des deutschen Geigers David Garrett. Das Liebesthema aus Die Legende vom Ozeanpianisten als Piano-Solo-Version, vorgetragen von Ingolf Wunder, ist dabei möglicherweise für manchen Hörer denn doch ein wenig enttäuschend, so er den süffigen Klang des mit Orchesterunterstützung vorgetragenen Originals schon einmal gehört hat.
Das immer wieder gehörte Argument, eingefleischte Morriconeaner zögen doch immer die Originale vor, zieht hier nicht so recht. Zum einen wenden sich derartige Kompilationen nicht an besagte Zielgruppe, sondern vielmehr an Gelegenheitskäufer, und zum anderen bekommt auch der Besucher der filmharmonischen Konzerte des Maestros „nur“ recht freie Arrangements von dessen berühmten Filmthemen zu hören.
Alles in allem gibt es somit wenig zu bemängeln, wenn man berücksichtigt, dass eine mit nur 2 CDs bestückte Zusammenstellung im vielfältigen Œuvre des Italieners eben nur sehr bedingt essentiell zu sein vermag. Innerhalb der Dutzendware vergleichbarer Morricone-Kompilationen gehört die aktuelle unter dem Gelblabel „Deutsche Grammophon“ firmierende zu den soliden, sie besitzt freilich nur geringen Repertoirewert.