Small Soldiers (Blu-ray)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
25. April 2014
Abgelegt unter:
Blu-Ray

Film

(4.5/6)

Bild

(5/6)

Ton

(4.5/6)

Extras

(3.5/6)

Kleine Soldaten, großer Krieg

Anstelle von Horden aggressiv-gefräßiger Gremlins, wie im gleichnamigen Film aus dem Jahr 1984, präsentierte Regisseur Joe Dante 14 Jahre später vielleicht gar seine sarkastische Abrechnung mit den liebevollen Spielzeugen aus der Pixar-Küche in Toy Story (1995). Wie auch immer, in Small Soldiers tummelt sich bedrohliches Kriegsspielzeug im Kinderzimmer der US-Kleinstadtidylle. Der 13-jährige Alan Abernathy (Gregory Smith), der die schleppenden Umsätze  im verschlafenen Spielzeugladen seiner Eltern, gelegen im beschaulichen texanischen New Braunfels, ankurbeln will, ahnt nicht, was er anrichtet, als er sich illegal ein paar Kisten der neuen, vor der Markteinführung stehenden Actionfiguren der „Commando Elite“ und der „Gorgonites“ organisiert. Diese sind nämlich mit intelligenten, lernfähigen Computerchips des Rüstungskonzerns Globotech bestückt und entwickeln rasch ein gefährliches Eigenleben. Zwar wirken die Gorgonites, etwas monströs aussehende Fantasywesen, zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber im Gegensatz zu den aggressiven Mini-Soldaten der Commando Elite sind sie friedfertig und vergleichbar liebenswert wie die Spielzeuge aus Toy Story.

Da ist es wenig verwunderlich, dass die Small Soldiers der Commando Elite gegen die Gorgonites zu Felde ziehen. Das tun sie erstaunlich einfallsreich und mit im Verhältnis zu ihrer geringen Größe sogar gewaltiger Zerstörungskraft. Als sich Alan für die Gorgonites in die Bresche wirft, dehnt die Commando Elite ihren Vernichtungskrieg kurzentschlossen auch auf die Bewohner der Kleinstadtidylle aus. Dabei geht es wahrlich so schwarzhumorig wie deftig und originell zugleich zur Sache, wobei gerade der fast durchweg treffsichere sarkastische Blick auf American Way of Life und US-Militarismus den Spaßfaktor bestimmt.

Im zum Film zu Lesenden wird für meinen Geschmack häufiger der „erhobene moralische Zeigefinger“ doch arg überstrapaziert. Man sollte es mit der Kaffeesatzleserei besser nicht übertreiben, sondern vielmehr im Joe-Dante-Film das m. E. unübersehbar vorherrschende Anarchische, ähnlich wie in den Cartoons eines Tex Avery, nicht übersehen und alles somit denn doch nicht allzu bierernst nehmen. Dafür plädieren nicht nur diverse drollige Verweise und Anspielungen auf andere Filme: etwa die Schöpfungsszene auf Frankensteins Braut (1935), die Rede vom Chef der Commando Elite, Major Chip Hazard, vor der überdimensionierten US-Flagge auf Patton (1970), der Hubschrauberangriff mit Walkürenritt auf Apocalypse Now (1979) oder gar auf die Gremlins, mit „Gizmo“ als Password zum Computernetzwerk von Globotech. Nicht nur in der englischen Originalfassung sind außerdem die Sprecher, ihr übliches Image drollig persiflierend, besonders sorgfältig auf die einzelnen Charaktere abgestimmt. Auch die deutsche Fassung bewahrt dies weitgehend, z.B. wenn Thomas Danneberg den Part von Major Chip Hazard (im Original Tommy Lee Jones) spricht und Michael Chevalier dem Anführers der Gorgonites, Archer (im Original Frank Langella), seine Stimme leiht. Wobei Major Chip Hazard ja schon merklich Arnold Schwarzenegger ähnelt, dessen Stammsynchronsprecher wiederum Thomas Danneberg ist. Damit ist denn auch die Verballhornung der Helden der US-Ballerspektakel von Terminator, Rambo und Co. perfekt.

Neben seinen treffsicheren, schwarzhumorigen wie augenzwinkernden Insiderwitzen wird der Zuschauer bereits direkt zu Anfang des Films trefflich sarkastisch auf das Kommende eingestimmt, wenn der Rüstungskonzern Globotech in einem TV-Werbespot verkünden lässt, sein neues Betätigungsfeld sei die Einführung hoch entwickelter Militärtechnik für die gesamte Familie. Und wie im realen Leben regiert denn auch im stark deutschstämmigen texanischen New Braunfels – wo eingangs entsprechend ein Transparent auf „Octoberfest“ verweist – das Geld die Welt. Der skrupellose Globotech-Konzernchef Gil Mars (Denis Leary) beschließt, das offensichtlich gefährliche Spielzeug zukünftig nur noch (natürlich gegen kräftigen Preisaufschlag) in Krisengebiete, etwa an Rebellen in Südamerika, zu liefern. Und die quasi ausgebombten Bürger lassen sich ihre Schäden wie auch ihr Schweigen zu den bemerkenswerten Vorfällen mit dicken Schecks abgelten.

Leicht melodramatisch und versöhnlich zugleich ist das Finale: Alan hat infolge der Ereignisse eine ansehnliche neue Freundin ergattert – Kirsten Dunst, die im Jahr 2002 wiederum die Freundin des Titelhelden in Sam Raimis Comicverfilmung Spider-Man verkörperte. Er nimmt Abschied von den in einem Wikingerschiff auf die Suche nach ihrer verlorenen Heimat Gorgon aufbrechenden Gorgonites, wobei einer sagt: „Ich hoffe, wir rammen keinen Eisberg.“ Da wird die eingangs getroffene Feststellung der Abrechnung Joe Dantes mit Toy Story denn doch eher zur Sympathieerklärung an selbige, oder?

Die Small Soldiers auf BD

Abgesehen von einzelnen kleineren Fehlern in der transferierten Vorlage und hin und wieder dezenten  leichten Schwankungen in der Bildqualität liefern die kleinen Krieger dank knackiger Schärfe, satten Farben, meist sehr gutem Kontrast im Einklang mit einem guten bis sehr guten Schwarzwert überwiegend eine visuell sehr überzeugende Show. Auch das dezente Filmkorn erscheint wenig gefiltert. Freude kommt dann auch beim recht effektvollen, sogar ins Format DTS-HD-MA 5.1 übertragenen Tonmix auf. Auch die deutsche Tonkulisse klingt recht frisch und ist durch diverse auf die Surroundkanäle gelegte Effekte ansprechend verräumlicht. Ganz besonderen Spaß bereitet zudem der kraftvolle Score von Jerry Goldsmith, von dem übrigens eine Komplettausgabe auf CD längst überfällig ist.

Die nur in SD-Qualität vorhandene kleine Boni-Kollektion ist von der früheren DVD-Ausgabe entliehen. Am bemerkenswertesten ist hier das rund 12-minütige Interview mit Regisseur Joe Dante, welches einige interessante Hintergrundinfos zur Produktion vermittelt. Blasser hingegen schneidet das allzu promomäßig daherkommende und mit gerade mal 11 Minuten auch recht kurze Making-of ab. Immerhin sind darin ein paar nette Impressionen von der Arbeit des Effektspezialisten Stan Winston (1946–2008) und der Effektschmiede des Georges Lucas, Industrial Light and Magic (ILM), enthalten.

Fazit:

Joe Dantes sarkastisch groteskes Märchen über einen von High-Tech-Kriegsspielzeug in der US-Kleinstadtidylle ausgetragenen brachialen Mini-Krieg gibt’s erfreulicherweise nun auch in HD. Auch 16 Jahre nach seiner Uraufführung ist das schwarzhumorige Spektakel insgesamt ein großer Spaß. Allerdings ist der Film nicht für kleinere Kinder geeignet, wobei die FSK-12-Freigabe m.E. sogar noch etwas zu tief greift. Dafür ist diese militaristische Farce im Verhältnis denn doch zu heftig und mitunter auch relativ brutal in Szene gesetzt. Davon einmal abgesehen wirken die seinerzeit viel gelobten Spezialeffekte, eine Kombination aus klassischer Animatronic und früher CGI-Technologie, auch heute noch überaus ansehnlich. Koch Medias qualitativ feine Blu-ray-Ausgabe zum Film stellt dies prima unter Beweis.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.

Regisseur:
Dante, Joe

Erschienen:
2013
Vertrieb:
Koch Media

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