Skyfall

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
27. August 2013
Abgelegt unter:
Blu-Ray

Film

(4/6)

Bild

(6/6)

Ton

(6/6)

Extras

(5/6)

Daniel Craig alias James Bond zum Dritten & Sean Connery zum Letzten

Skyfall

Nach dem 2006 mit Casino Royal erfolgten Reset und Neustart der Reihe, verbunden mit der Einführung von Daniel Craig in der Rolle von 007, läutete das aktuelle 23. James-Bond-Abenteuer zugleich das 50-jährige Jubiläum des bislang erfolgreichsten und langlebigsten Franchise der Kinogeschichte ein. Wie gewohnt sind wieder abwechslungsreiche exotische Orte mit von der Partie: Instanbul, Shanghai und Macao sind vertreten, und auch die dort platzierten Actioneinlagen sind wie immer exzellent inszeniert. Das zweifellos sehr unterhaltsame Endergebnis reißt denn auch derart rasant über so manches übergroße Logikloch im Handlungskonstrukt hinweg, dass man selbige unmittelbar kaum registriert. Dieses Mal wird der gesamte MI6 durch ein an die Wikileaks-Affäre erinnerndes Problem, verursacht vom Cyberterroristen Raoul Silva (Javier Bardem) existenziell bedroht. Dabei spielt das komplexe Verhältnis zwischen Bond und seiner persönlich bedrohten Chefin M (Judi Dench) eine entscheidende Rolle.

Die Figuren von 007 und M sind menschlicher und tragischer als üblich angelegt. Dafür bleibt allerdings der Bösewicht eher klischeehaft und weitgehend unglaubwürdig. Problematisch erscheinen mir einige willkürlich erscheinende Brüche mit lieb gewonnenen Bond-Attributen. Da geht ist es nicht nur um die völlig unmotiviert, am Schluss statt zu Beginn eingefügte Gun-Barrel-Sequenz. Auch das Nebeneinander eines schon eher realistisch wirkenden, gebrochenen und damit weitgehend entzauberten Bond, der aber immer noch rasanteste Action-Desaster (etwa die eröffnende Verfolgungsjagd in Istanbul) völlig unverbeult überstehen darf überzeugt nicht so recht. Hierbei stellt sich zumindest die Frage, ob die Reihe nicht langsam Gefahr läuft, das Unverwechselbare zu verlieren und damit immer austauschbarer zu werden mit anderen vergleichbar actionbetonten modernen Thrillerunterhaltungen, etwa den Filmen der Bourne-Reihe. Immerhin erhält das Team des MI6 in der Forschungsabteilung frisches Blut durch Ben Whishaw als köstlichem neuen „Q“. Dieser pfiffige Computer-Spezi katapultiert 007 drollig ins 21. Jahrhundert. Stattet er ihn doch nicht etwa mit schießenden Kugelschreibern aus, sondern mit einer digital geschützten Dienstwaffe, die nur dann schussfähig ist, wenn ihr Besitzer sie bedient.

Die Musik zu Skyfall von Thomas Newman auf Sony Classical

Regisseur Sam Mendes (American Beauty, Road to Perdition, Jarhead) hat seinen Hauskomponisten Thomas Newman (WALL•E, The Good German, Road to Perdition) ins Projekt einbringen dürfen. 2013 wurde die Filmmusik zu Skyfall für den Oscar nominiert. Damit ist es übrigens nach The Spy Who Loved Me (1977) erst die zweite Bondfilmmusik, die überhaupt für diese Auszeichnung vorgeschlagen worden ist.

Die so Newman-typische hypnotisch-ätherische Wirkung der nachträglich im Studio subtil und raffiniert zugleich zusammenmontierten Klangebenen bleibt auch in der neuen Bond-Musik erhalten. Interessanterweise ist dabei aber auch das berühmte Bondthema Monty Normans äußerst vielfältig eingebunden. Immer wieder tritt es kurzzeitig, häufiger sehr dezent, mitunter auch mal prominenter auf den Plan. Auch M erhält eine Tonfolge zugewiesen, die von den Hörnern in „Voluntary Retirement“ und „Mother“ weihevoll vorgetragen wird. In den, wie immer, rasanten Actioneinlagen blieb offenbar auch Newman nichts großartig anderes übrig, als sich in die geläufigen Regionen zeitgemäßer, stark rhythmisierter, pulsierender Actionstandards zu begeben, wie man sie auch von David Arnolds Bond-Scores kennt. Trotzdem bleibt aber auch hier das individuelle im Ansatz erkennbar. Lyrisch-träumerische Momente sind dagegen selten und außerdem eher kurz gehalten, etwa im Thema für die undurchsichtige Sévérine (Bérénice Marlohe), das in „Sévérine“ und späterhin nochmals in „Modigliani“ zusammen mit einer delikaten Piano-Melodie als flüchtiges Love-Theme erklingt. Insbesondere das Fehlen des von der Sängerin Adele stammenden Titelsongs ist ein kräftiger Lapsus – allerdings sowohl der CD-, wie auch der um einen Track verlängerten Download-Edition. Immerhin wird das Thema in „Komodo Dragon“ und besonders in „Skyfall“ eingehend zitiert. Eher unglücklich platziert, nämlich ins Leere führend, erscheint außerdem der das Album beschließende Action-Track „Adrenaline“.

Unterm Strich dürfte bereits der Albumschnitt mit knapp 78 Minuten in der Praxis vielen denn doch etwas sehr lang erscheinen. Sich zuerst etwas eingewöhnen und anschließend gezielt „Rosinen picken“ verhilft zu individuell tragfähigen Kurzfassungen. Die Gesamtbilanz einer CD ist natürlich immer Geschmacksache, aber ich denke schon, dass man Thomas Newmans Musik attestieren darf, weniger Längen zu besitzen als etwa David Arnolds gerade durch ihre in Teilen ausgeprägten Barry-Bond-Anklänge ebenfalls sehr ansprechende Komposition zu Casino Royale. Insgesamt betont Newmans Musik allerdings stärker in Klänge ausformulierte Stimmungen und wirkt daher weniger aggressiv als die David Arnolds. Thematisch sind die neuen Beiträge von Arnold und Newman allerdings eindeutig weniger prägnant als die „klassischen“ Bondmusiken von John Barry.

Sag niemals nie

Da dieser 1983 uraufgeführte Film nicht vom Team um Albert R. Broccoli und EON Productions stammt, ist er kein offizieller Vertreter der Bond-Reihe. Und das hört und sieht man auch. Nicht nur die so unverwechselbaren musikalischen Signaturen für James Bond von Monty Norman und John Barry fehlen. Überhaupt ist der Stil von Michel Legrands Filmmusik völlig Bond-untypisch. Ebenso sticht der Streifen, der ein Remake von Feuerball (1965) ist, durch das Fehlen der typischen Logos und insbesondere der ein so unverwechselbares Markenzeichen bildenden Gun-Barrel-Sequenz“ von den offiziellen Vertretern der Bond-Serie deutlich ab.

Doch das alles schadet letztlich nur wenig. Sean Connery, der Ur-Bond ist zwar sichtlich ein wenig in die Jahre gekommen, aber seine Leinwandpräsenz ist nach wie vor erstklassig – hat sich sowieso im Laufe der Jahre nur weiter gesteigert. Hinzu kommt der kräftige Schuss Selbstironie, welche die Figur des legendären Geheimagenten hier umgibt. Connery (jetzt mit Toupet) kämpft derart wacker und zugleich augenzwinkernd mit den Konsequenzen des Älterwerdens, dass es eine Freude ist, ihm dabei zuzusehen. Nicht allein die ihm häufiger in den Actioneinlagen unterlaufenen Missgeschicke, sondern ebenso manch pfiffige Dialogzeile sorgt beim Zuschauer für häufiges Schmunzeln.

Gegenüber dem zweiten inoffiziellen Bond-Film, der völlig unoriginellen, verkracht-klamaukigen 1967er-Version von Casino Royale mit David Niven als 007, ist Sag niemals nie eine prickelnde wie nostalgische Champagner-Perle, die in keiner Bondfilm-Kollektion fehlen sollte.

Skyfall & Sag niemals nie auf BD

Skyfall ist bei Bild und Ton geradezu erstklassig. In beiden Disziplinen werden in die Kategorie Referenzklasse gehörende Werte erreicht. Das gestochen scharfe und dank seines exzellenten Kontrastverhältnisses sowie optimalen Schwarzwerts äußerst detailreiche Bild wirkt unmittelbar bestechend, wobei die vielfältige Farbpalette natürlich und markant zugleich wiedergegeben wird. Körnigkeit bleibt selbst in dunklen Szenen ein Fremdwort. Derartige Brillanz, herrührend von einem rein elektronisch erzeugten Bild (Kameramann Roger Deakins), sollte in der Lage sein, auch die hartnäckigsten Zweifler von der filmlosen digitalen Kameratechnik zu überzeugen. Der zugehörige (deutsche) Ton ist ein auf druckvollem Bassfundament in den Effektsequenzen aufbauender, insgesamt ebenso vorzüglicher Mix, der im weiträumigen akustischen Panorama auch sehr feine akustische Details subtil und präzise abbildet. Unter den Boni befinden sich zwei Audiokommentare (leider nicht untertitelbar): zum einen von Regisseur Mendes und zum anderen von den Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson zusammen mit Szenenbildner Dennis Gassner. Besonders erwähnenswert ist das in 14 Kapitel unterteilte, mit rund einer Stunde breit angelegte „Making of“ in HD, das neben einer akzeptablen Portion Eigenwerbung mit sehr vielen wertvollen Infos zur Produktion des Films aufwartet und mit deutschen Untertiteln versehen werden kann.

Da kann Sag niemals nie nicht mithalten. Der Bildeindruck ist zwar durchweg deutlich besser als von den alten DVD-Ausgaben – was man bereits anhand der in den SD-Boni enthaltenen Ausschnitte sehen kann. Allerdings kommt die Bildqualität selbst in den besten Momenten nicht in die Nähe der Referenzmarke. Insbesondere Schärfe und Detailvielfalt unterliegen, zum Teil von Szene zu Szene, deutlich erkennbaren Schwankungen und mitunter sorgt Filmkorn für merklich vergrieselte Bilder. Insgesamt ist der Gesamteindruck zwar respektabel, aber mit einem nur knappen „Gut“ eben längst nicht hitverdächtig. Ebenfalls nicht voll befriedigend erscheint die zwar klar und sauber aus den Boxen strömende, jedoch nur monorale deutsche Tonfassung. Anders ist der Film allerdings damals hierzulande auch nicht im Kino gezeigt worden. Dagegen besitzt die rund 30 Jahre alte Englische Surround-Tonfassung zwar auch nicht den heutzutage gewohnten akustischen Biss, aber sie präsentiert sich insgesamt solide. Als Boni gibt es einen leider nicht untertitelten Audiokommentar von Regisseur Irvin Kershner und Filmhistoriker Steven Jay Rubin. Auf Wunsch mit deutschen Untertiteln sind eine 16-minütige Doku über die Filmentstehung sowie ein rund 8 Minuten umfassendes Feature über Sean Connery enthalten, und schließlich sind noch rund 10 Minuten den Bond-Girls gewidmet. Dieses nur in ordentlicher SD enthaltene Material entstammt, wie auch der Trailer, zurückliegenden DVD-Veröffentlichungen.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Regisseur:
Mendes, Sam

Erschienen:
2013
Vertrieb:
20th Century Fox Home Entertainment
Kennung:
Einzel BD
Zusatzinformationen:
USA 2012

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