Blasmusik vom Feinsten: Royal Air Force – 100th Anniversary
Dieses Chandos-Kompilationsalbum ist eine Zusammenstellung aus diversen früheren CD-Veröffentlichungen des Labels. Sie vereint rund zwei Stunden Programm auf zwei CDs zum Preis von einer. Die hier zum Zuge kommenden diverse Bands des Royal Air Force Music Services (etwa The Central Band of the Royal Air Force, The Band of the Royal Air Force College oder auch The Royal Air Force Swing Wing) spielen auf unüberhörbar hohem Niveau. Dabei sind diese auch live, etwa in den britischen Militärmusikschauen, erlebbaren Programme heutzutage sehr vielseitig und reichen über klassische britische Militärmärsche weit hinaus. Nicht zuletzt aus dem Bereich Filmmusik ist hier einiges vertreten: Dabei zählen etwa das berühmte „Spitfire Prelude“ von William Walton und der Marsch aus The Dambusters von Eric Coates noch zum eher klassischen Repertoire. Aber selbst hier und erst recht bei Ron Goodwins Marschkompositionen, dem modernen zu 633 Squadron und dem ironisierenden zu Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten kommt wohl kaum militaristische Stimmung auf. Spätestens wenn ein Medly aus Hits der Rockband Queen gespielt wird oder es eindeutig swingt (z. B. in Louis Primas „Sing, Sing, Sing“ in der Benny-Goodman-Version oder „South Rampart Street“ von Ray Bauduc und Bob Haggart), dann ist man in den Gefilden eines Easy Listening angekommen, welches hier für eingängige, niveauvolle Unterhaltungsmusik im besten Sinne steht. Im ebenfalls vertretenen Frank-Sinatra-Hit „Come Fly with Me“ präsentiert sich Squadron Leader Matthew Little dann sogar als überzeugender Sänger. Ein ebenfalls sehr hübsches Segment ist das volkstümliche Medly „Songs of the Early Airmen“, wo bekannte Traditionals wie „When Johnny comes marching Home“ angespielt werden.
Doch nochmals zurück zum Segment Filmmusik, welches hier recht üppig vertreten ist. Bemerkenswert sind hier noch die gebotenen Auszüge aus Battle of Britain (1968), für den schließlich Ron Goodwins Kompositionen verwendet wurden, der ursprünglich allerdings von William Walton vertont worden ist. Hier steht dem zünftigen Titelmarsch Goodwins noch eine knapp sieben-minütige Suite aus der Musik Waltons als Bläserarrangement zur Seite. Dazu setzt der Auszug aus Nigel Hess’ Ladies in Lavender (2004) durch den an dieser Stelle freilich ungewöhnlichen solistischen Einsatz einer Harfe (neben Querflöte) einen besonders markanten Kontrast.
Alles in allem erhält der den Freuden der Blasmusik Geneigte eine sehr abwechslungsreiche musikalische Zusammenstellung, die sowohl tadellos gespielt als auch aufnahmetechnisch superb betreut worden ist. Hinzu kommt ein recht umfangreiches Begleitheft, welches allerdings leider keine eingehenderen Infos zu den einzelnen Stücken enthält, dafür betont die verschiedenen Air-Force-Bands charakterisiert. Ein weiterer kleiner Einwand betrifft die mit rund zwei Stunden zwar durchaus solide, aber angesichts von pro CD 20 Minuten und damit insgesamt 40 Minuten verschenkten Platzes, doch etwas unbefriedigend genutzte Albumkapazität. Hier hätte man also ruhig noch mehr an passenden Musikstücken recyceln können. Angesichts des günstigen Preises für das Doppel-CD-Set macht es aber auch so eine sehr respektable Figur.
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