Visuelle Opulenz als nostalgischer Rückblick auf überwiegend zuckersüße Kinounterhaltung (vielfach) in Agfacolor. So präsentiert sich auch Michael Petzels neuer Bildband aus dem Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag „Romy Schneider, Das grosse Album“. Im auf annähernd DIN A3 vergrößerten Format hat man sich dieses Mal die beiden Bände von „Das große Album der Karl-May-Filme“ zum Vorbild genommen. Wiederum findet sich eine Vielzahl von Bildern aus den Filmen des Stars, sowie aus Romys Privatleben, wenn auch speziell für Printmedien im Stile so genannter „Homestories“ inszeniert. Auch dieser Band ist also in ganz besonderem Maße darauf angelegt, die Augen zu verwöhnen. Das Lesen des gegenüber der Bilderflut im Umfang nur geringen Textanteils nimmt gegenüber dem „Normal-Buch“ eine eindeutig zurückgenommene Funktion ein. Hier geht es in erster Linie darum, die Blockweise präsentierten Bilderserien durch ergänzende Anmerkungen in einen stimmigen Kontext zu setzen.
Petzels neuer, wiederum „bildgewaltiger“ Romy-Schneider-Exkurs beschränkt sich auf den gleichen Zeitraum, wie der erste (im Jahre 2002 erschienene) Romy-Bildband, „Die junge Romy — Reifezeit eines Stars“. Beim etwas eingehenderen Hinsehen entpuppt sich „Romy Schneider — Das große Album“ dabei in manchem als ein getreues „Remake“ der Vorläufer-Publikation. So sind im Vorwort des Herausgebers, „Reifezeit eines Stars“, ganze Abschnitte wörtlich aus dem Vorwort zum Romy-Band aus 2002 übernommen. Und Billy Kocians Text „Die junge Romy“ findet sich sogar komplett, eins zu eins, wieder. Allein der Hinweis auf die „überarbeitete Fassung eines Artikels aus dem Jahr 1963“ fehlt im neuen Buch. Dass sich dabei die Gliederung der Texte in Abschnitte (Layout) in beiden Publikationen auffällig voneinander unterscheidet, erweckt schon ein wenig den Eindruck, dass man versucht hat, das Abkupfern zu tarnen. Dafür sind die jeweiligen Texte dieses Mal allerdings viersprachig gehalten: Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch. Und auch die gut gemachte, detaillierte Filmografie des 2002er Bandes findet sich hier nochmals, grafisch allerdings etwas anders gestaltet. (Warum die Verlagswerbung nicht von vornherein eindeutig beide Romy-Bildbände einander an die Seite stellt, die neue Publikation klar als eine stärker auf einen internationalen Markt abgestellte Ergänzung zu „Die junge Romy — Reifezeit eines Stars“ präsentiert, erscheint mir denn doch etwas unglücklich.)
Eine Reihe von Bildern ist ebenfalls dupliziert worden. Das gilt beispielsweise für eines der Pariser-Fotos, im 2002er auf Seite 350, im 2004er auf Seite 254/255; für das Schönbrunn-Foto, 2002: Seite 306/307 und 2004: Seite 80/81 und ebenso für das aus Die Deutschmeister, 2002: Seite 36/37 und 2004: Seite 42/43. Dabei ist mitunter nicht allein der Bildausschnitt merklich verändert, auch die Farbeindrücke differieren keineswegs nur geringfügig.
Leichte Schwankungen in der Farbwiedergabe sind drucktechnisch nur schwer zu vermeiden. Und mir ist auch klar, dass es mitunter sehr aufwändig ist, farbliche Verfälschungen der Bildvorlagen annähernd korrekt zu restaurieren. Es ist daher gewiss nicht meine Absicht, die vorliegende Publikation allzu sehr ins Zwielicht zu rücken, aber einige der farblichen Differenzen sind schon recht heftig: man vergleiche hierzu allein das o. g. Schönbrunn-Bild, das im aus 2002 stammenden Band recht überzeugendes Himmelsblau, dafür aber einen etwas merkwürdig gelbstichigen Rasen um die Blumenbeete und leichten Rosastich auf dem breiten Gehweg zeigt. In der neuen Version (im 2004er Band) wiederum ist das Grün des Rasens deutlich natürlicher, der breite Gehweg ohne Farbstich, dafür erscheint der Himmel allerdings zumindest partiell etwas grünlich An dieser Stelle müssen also immerhin Zweifel daran erlaubt sein, in wieweit man bei den in sämtlichen Vergleichsfällen überdeutlichen Differenzen in der Farbwiedergabe, überhaupt noch generell von originalgetreuer farblicher Reproduktion der übrigen Vorlagen ausgehen kann. Eine Reihe der Farbfotoreproduktionen zeigt dazu — allerdings eher dezent! — den für die Zersetzung von Mehrschichtfarbfilmen charakteristischen Rotstich. Wie auch immer, mehr als 90 % der präsentierten Fotografien sind eindeutig neu. Es gibt also nicht allein von den Schneeballschlachten Romys mit Hotte Buchholz mehr zu sehen. Die Farbfotos zeigen außerdem oftmals Farbenpracht und erscheinen dabei auch überwiegend stimmig. Ebenso wenig zu verachten sind die enthaltenen schwarz-weißen Fotoserien, welche die Qualitäten dieser heutzutage schnell als etwas abwertend betrachteten klassischen Technik des Fotografierens überzeugend belegen.
Von den in beiden Bänden identischen Fotos sind ein paar widersprüchlich zugeordnet worden. Das betrifft beispielsweise die in beiden Bänden auf einer Doppelseite abgebildeten Porträtfotos, die im 2004er Band (S. 156/157) zum Film Die Halbzarte (1959) und im 2002er (S. 164/165) allerdings zu Montpi (1957) gehören sollen. Und zumindest etwas merkwürdig erscheinen die Dinge bei den beiden bis auf den Hintergrund identischen Fotos, von denen das im 2002er auf Seite 280 als zugehörig zu Die Halbzarte, im 2004er auf Seite 25 jedoch einzig als „Portrait – 1958“ bezeichnet ist.
Alles in allem bleibt für den aktuellen, betont internationalisierten Romy-Schneider-Bildband aus dem Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag als Gesamturteil ein „gut“. Der im Großformat im Schmuckschuber gelieferte Band macht schon etwas her, obwohl ein Schönheitsfehler mitgeliefert wird: das Buch passt nicht bündig in den Schuber, ragt um einige Millimeter heraus.
Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zu Ostern 2005.