Trotz seiner inzwischen mehr als 20 Lenze auf dem Buckel hat diese elegant umgesetzte, charmante Comic-Adaption aus dem Jahr 1991 kaum etwas von ihrem Charme verloren. Die späten 30er Jahre werden hier überaus liebevoll zum Leben erweckt, wobei auch ein augenzwinkernder Blick auf das Showbiz im Allgemeinen und Hollywoods im Speziellen dem Gezeigten zusätzlichen Spaß verleiht. Letzteres besorgt überaus originell Timothy Dalton, der als schmieriger Neville Sinclair eindeutig Errol Flynn karikiert. So gibt’s drollige Eindrücke von Pannen bei den Dreharbeiten zum 1938er The Adventures of Robin Hood Robin Hood, König der Vagabunden.
Die zentrale Rolle im Plot spielt eine Art Raketentriebwerk im Rucksack, das seinen Träger zum durch die Lüfte sausenden Raketen-Supermann macht. In diesem Zusammenhang ist wiederum das Auftreten von Terry O’Quinn als legendärer Luftfahrtpionier und exzentrischer Millionär Howard Hughes, der hier als Entwickler des Raketenrucksacks fungiert, ein ebenso gelungener augenzwinkernder Spaß. Echt sympathisch herüber kommen auch die beiden Protagonisten Bill Campbell als charmanter wie draufgängerischer Cliff Secord, Pilot in einer Flugschau, und die sehr ansehnliche Jennifer Connelly als dessen Freundin Jenny Blake.
Passend zur Ära der Filmhandlung gibt es natürlich böse Nazi-Agenten, die sich zusammen mit US-Gangstern und dem FBI einen Wettlauf um diese Erfindung liefern. Mit eingebunden in den turbulenten, insbesondere an die Indiana-Jones-Filme erinnernden, sehr actionreichen Plot ist ein riesiges deutsches Luftschiff, versehen mit Nazi-Flagge. Auch wenn dies nach dem Lakehurst-Desaster eine reine Erfindung der Drehbuchautoren ist: Egal, dient es hier doch allein dazu, die Voraussetzung für ein rasantes Finale zu schaffen. Überaus witzig sind aber bereits die ersten Flugversuche mit dem Raketenrucksack und überhaupt die comichaft überdrehten, fulminanten Actionsequenzen.
Überhaupt ist die kurzweilige Geschichte auch mit einer kräftigen Prise Selbstironie versehen, etwa wenn die US-Paranoia vor den deutschen Wunderwaffen – wiederum ähnlich wie auch in der Indiana-Jones-Reihe – thematisiert wird, oder wenn sich am Ende selbst die Gangster als wahre Patrioten erweisen. Da bleibt kein Klischee ausgelassen. Dies alles geriet unter Regisseur Joe Johnston zu einer so nostalgischen wie charmanten Filmadaption, die nach wie vor beträchtlichen Spaßfaktor besitzt.
An der guten Gesamtwirkung hat auch die sehr gelungene, sowohl thematisch als auch durch ihren zum Teil unmittelbar auf das Bild bezogenen pointierten Schmiss überzeugende Filmmusik von James Horner – eine der besten Horners seit Brainstorm (1982) – einen wichtigen Anteil.
Rocketeer von Blu-ray in HD
Die HD-Präsentation sieht sehr überzeugend aus. Das Bild im originalen Scope-Format ist praktisch frei von Schäden und Verschmutzungen und zeigt nur leichtes, sehr natürlich wirkendes Korn. Überwiegend wartet es mit frisch erscheinenden Farben sowie gutem Kontrast und solidem Schwarzwert auf. Der gute bis sehr gute Schärfeeindruck arbeitet über weite Strecken viele Details etwa in den Gesichtern wie auch den Sets prima heraus. Allerdings erscheinen insbesondere manche der Nachtszenen und auch solche, in denen massiv getrickst wurde, auch mal merklich softer und/oder deutlich angerauscht. So werden zwar insgesamt keine Spitzenwerte erreicht, aber bis zu einer aufwändigen, teuren Überarbeitung des Materials kann man mit der vorliegenden BD zweifellos viel Spaß haben.
Beim Surround-Ton ist das solide klingende englische 5.1-Original aus heutiger Sicht zwar keineswegs rekordverdächtig, aber doch eine gute Portion dynamischer und voluminöser als das zwar passable, aber in Relation doch blasser und ein wenig betagt anmutende deutsche 2.0-Pendant. Auf Grund der recht leicht verständlichen Dialoge, aber insbesondere wegen der in sehr drolligem Deutsch agierenden Nazis sollte man hier die Originalfassung bevorzugen
Enttäuschend ist der als einziges Bonus-Feature vorhandene, qualitativ schwache und nur im Normalformat präsentierte Kinotrailer. Darüber hinaus ist unbefriedigend, dass der Player nach Unterbrechen der Wiedergabe ausschließlich wieder ganz vorn an den Start gehen mag. Die an sich Disney-übliche, komfortable Memory-Funktion, bei der jeweils gefragt wird, ob die Wiedergabe an der zuvor beendeten Stelle fortgesetzt werden soll, fehlt erstaunlicherweise. Die etwas magere Unterteilung in wählbare Kapitel erschwert das Auffinden interessierender Szenen und lässt somit ebenfalls Wünsche offen.
Fazit: Auch nach mittlerweile rund 23 Jahren seit dem Kinostart vermag Joe Johnstons Comic-Adaption, versehen mit kräftigem Indiana-Jones-Touch, prima zu unterhalten. Trotz gutem, in Teilen auch sehr gutem Bild besitzt die Edition einige unnötige editorische Schwachpunkte und ist zudem für eine Special-Edition (gelinde gesagt) äußerst schlicht ausgestattet. Unterm Strich überwiegen jedoch eindeutig die positiven Aspekte. Diese erste HD-BD-Ausgabe des Films ist ihrem früheren DVD-Pendant eindeutig überlegen: Auch im Kino hat Rocketeer kaum besser ausgesehen und ebensowenig besser geklungen.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.