Planet of the Apes

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
16. August 2001
Abgelegt unter:
CD

Score

(4.5/6)

Regisseur Tim Burtons Neuverfilmung des Science-Fiction-Klassikers Planet of the Apes startet am 30. August 2001 in den deutschen Kinos. Sowohl der Film als auch Danny Elfmans Musik haben mit dem über 30 Jahre alten Vorbild kaum etwas gemeinsam. Elfman arbeitet sowohl mit Synthesizern als auch mit großem Orchester, das über starkes und vielfältiges Schlagwerk sowie über eine gigantische Sektion schweren Blechs verfügt. Wobei die Elektronik ausgefeilte Klang-Effekte und zusätzliche, komplex strukturierte Rhythmus-Elemente beisteuert. Vokalisierende Chöre werden ebenfalls eingesetzt, spielen aber nur eine untergeordnete Rolle.

Der Score klingt düster, archaisch kraftvoll, ist sehr rhythmisch, mitunter wild pulsierend und in den wuchtigen Klangausbrüchen sehr brachial mit Tendenz zur Klang-Collage. Ein Hauch von „Mars“ (aus „Die Planeten“ von Gustav Holst) bleibt spürbar, ist aber nur noch ferner Ursprung der Inspiration. Elfman arbeitet feinmotivisch, wobei in der Machart der orchestralen Teile Ähnlichkeiten mit Sleepy Hollow spürbar sind. Besonders in den synthetischen Parts – aber auch in der Kombination von natürlichen und elektronischen Sounds – gibt es Parallelen zu Proof of Life. Mit Synthetischem wird zwar in Planet of the Apes nicht gegeizt, aber das Verhältnis zum Orchestralen ist ausgewogener, die Konzeption wirkt durchdachter, die einzelnen musikalischen Ebenen sind hier deutlich überzeugender miteinander verwoben. Elektronische Sounds wirken häufig wie mit Krampf eingesetzt, hier sind sie organischer Teil eines wohlüberlegten künstlerischen Gesamt-Konzepts. Danny Elfman erzeugt komplexe musikalische „Schichtungen“ und damit raffiniert und packend klingende Klangstrukturen. Orchestrales und Synthetisches gehen ähnlich bruchlos ineinander über, sind vergleichbar gekonnt miteinander verschmolzen wie in James Newton-Howards – ansonsten völlig anders gelagerter – Musik zu Snow Falling on Cedars.

Im düster-romantischen Horror-Märchen Sleepy Hollow gestatten die Ruhepunkte melodisch-lyrisches Verweilen; im insgesamt rabenschwarzen Score zu Planet of the Apes hingegen sind diese zwar ebenfalls vorhanden, fallen allerdings erheblich kühler aus. Ein einprägsames Thema fehlt, was die Hörqualität abseits vom Film (zumindest in Gänze gehört) für viele Hörer schon ein wenig beeinträchtigen dürfte. Wobei Elfman allerdings in Planet of the Apes mit einem (Basis-)Motiv vergleichbar geschickt und ähnlich vielseitig arbeitet wie mit der (ebenfalls als Basis fungierenden) Melodie in Sleepy Hollow.

Alles in allem handelt es sich bei Planet of the Apes um eine edle Filmmusik auf handwerklich tadellosem Niveau: Der Käufer erhält ein modernes, intelligent gemachtes, mitreißendes und sorgfältig ausbalanciertes Action-Scoring, das Klasse besitzt, bei dem in rund 55 Minuten (Score-Anteil) kaum Langeweile aufkommt. Das schon in der Rezension zu Sleepy Hollow Angeführte kann hier nur unterstrichen werden. Der Komponist hat seine persönliche Tonsprache, seinen Stil gefunden und beträchtlich verfeinert: Nicht allein Elfman-Fans können (sollten) hier beruhigt zugreifen.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Elfman, Danny

Erschienen:
2001
Gesamtspielzeit:
58:27 Minuten
Sampler:
Sony|
Kennung:
CD 89666

Weitere interessante Beiträge:

The Interpreter

The Interpreter

The Mechanic

The Mechanic

Rodrigo: Concierto di Aranjuez / Concierto Andaluz

Rodrigo: Concierto di Aranjuez / Concierto Andaluz

Mondän, Vol. 1

Mondän, Vol. 1

Cinemusic.de