Nach der ersten im Jahr 2007 erschienenen Pixars kompletten Kurzfilm Collection (53 Minuten) brachte das zu Ende gehende Jahr 2012 nun den Nachschlag. Das Volume 2 knüpft nahtlos an den Vorgänger an und präsentiert 12 weitere Kurzfilme des berühmten Animationsstudios aus den Jahren 2007 bis 2012, die entweder im Kino-Vorprogramm gezeigt oder als Bonusmaterial für die Video-Disc-Veröffentlichungen produziert worden sind (75 Minuten).
Vertreten sind: Dein Freund die Ratte (2007), Presto (2008), Burn-E (2008), Teilweise wolkig (2009), Dugs Sondereinsatz (2009), George & A.J. (2009), Day & Night (2010), Urlaub auf Hawaii (2011), Hook hebt ab (2011), Kleine Portion (2001), Hooks Zeitreise (2012) und schließlich La Luna – Mondlicht (2012), der Vorfilm zum derzeit aktuellen Merida — Legende der Highlands. Bei letzterem handelt es sich um eine reizende Gute-Nacht-Geschichte für die kleinen Pixar-Fans in Form eines von kindlicher Fantasie beherrschten träumerischen Ausflugs auf den Mond.
Die allermeisten der Kurzfilme dürfte der Pixar-Freund wohl bereits haben, allerdings verstreut auf diverse DVD- bzw. Blu-ray-Veröffentlichungen. Weniger bekannt dürften jedoch die drei bislang nicht anderweitig auf Disc veröffentlichten Shorts sein: George & AJ, Kleine Portion und Hooks Zeitreise. Von den anderen setzt sich der am wenigsten geläufige George & AJ bereits durch seinen schlichten und in den Bewegungen holprig wirkenden Zeichentrick-Stil ein Stück ab. Hier geht es darum, wie die zwei Pfleger, die den alten Carl Fredricksen aus [url id=3205]Up — Oben[/url] (2009) ins Altenheim verbringen sollen, den Schock verkraften, als Carl sich ihrem Zugriff entzieht, indem er mitsamt seinem an Tausenden bunter Luftballons schwebenden Häuschen im wahrsten Wortsinn abhebt. Nun ja, im Gegensatz zu den zumindest sehr ansprechend unterhaltenden Vertretern der Gattung (wie Dein Freund die Ratte oder Dugs Sondereinsatz) und erst recht zu den superben Pixar-Shorts (etwa Presto, Teilweise wolkig oder Day & Night) wirkt der nicht nur technisch blasse, sondern auch inhaltlich wenig originell geratene Oben-Abklatsch recht flau.
Diesen kleineren Schwachpunkt macht jedoch die Boni-Sektion mehr als nur wieder wett. Hier finden sich nämlich sieben weitere Shorts, welche die derzeit maßgebenden Pixar-Macher, John Lasseter, Pete Docter und Andrew Stanton, während ihrer Studienzeit am California Institute of the Arts (CalArts) noch in reiner Handarbeit angefertigt haben. Diese seinerzeit bereits mit Erfolg auf kleineren Animationsfilm-Festivals gezeigten „Fingerübungen“ der heutigen Pixar-Regisseur-Starriege sind ein besonderes Sahnehäubchen und damit ein besonderer Pluspunkt der vorliegenden Kurzfilmedition. Dabei handelt es sich nämlich um echte Raritäten, da diese Shorts bislang nahezu unbekannt waren. Von John Lasseter, einem der Pixar-Gründerväter, stammen Nitemare und Lady And The Lamp, von Andrew Stanton Somewhere In The Arctic und A Story, und von Pete Docter sind Winter, Palm Springs und Next Door zu sehen.
Davon besonders erwähnenswert: Nitemare, der zum Ausgangspunkt für Monster AG (2001) geworden sein könnte. Lady And The Lamp lässt bereits ein wenig die späterhin zum berühmten Markenzeichen gewordene Schreibtischlampe erahnen und verweist damit auch auf den allerersten Pixar-Kurzfilm Luxo Jr.• Die kleine Lampe (1986). Und wenn in Next Door ein alter Griesgram mit quadratischem Kopf auftritt, dann erscheint das wie ein früher Entwurf zu Up — Oben. Lustig anzuschauen ist darüber hinaus Pete Doctors Reflexion auf die besonders kalten wie schneereichen Winter im heimatlichen Minnesota, indem er in Winter das „Schicksal“ allzu dick in wärmende Kleidung eingemummter Knirpse drollig veranschaulicht. Dabei ist es im Rahmen der zum jeweiligen Film wählbaren Einführung zudem interessant zu sehen, wie sich Menschen über die Zeit verändern: wenn die heutigen Macher auftreten und ebenso auf Bildern aus Studententagen zu sehen sind.
Pixars komplette Kurzfilm Collection 2 auf Blu-ray
In der HD-Präsentation hat Disney wiederum ganze Arbeit geleistet. Auch die zweite hochauflösende Sammlung mit Pixar-Shorts hinterlässt insbesondere bei der Bildqualität einen sehr guten bis erstklassigen Eindruck. Dafür stehen, neben fast durchgehend exzellenter Schärfe, ein sehr ausgewogenes Kontrastverhältnis nebst gutem bis sattem Schwarzwert und eine ebenso überzeugende Wiedergabe der meist leuchtkräftigen Farben. Das gilt mit kleinen Abstrichen übrigens auch für die offensichtlich in bestmöglicher Qualität präsentierten Fingerübungen aus der College-Zeit. Beim Betrachten auf die informativen Einführungen bzw. Audiokommentare zuzugreifen, ist besonders zu empfehlen.
Beim Ton ist das Resultat zwangsläufig etwas uneinheitlich. Wie zu erwarten haben die professionellen Pixar-Kurzfilme auch akustisch erheblich mehr an Feinheiten und Details zu bieten als die Produkte aus der Studienzeit. Gut gemacht ist unter „Spracheinstellungen“ (Set Up) auch das Feature „Optimiere das Heimkino“, mit dessen Hilfe man die Einstellungen für Bild und Ton einfach überprüfen kann.
Fazit: Pixars komplette Kurzfilm Collection 2 bietet dem Liebhaber nicht allein die überwiegend bereits auf diversen Blu-ray-/DVD-Veröffentlichungen mit enthaltenen Pixar-Shorts. Aufschlussreich und besonders wertvoll sind darüber hinaus die als Boni präsentierten sieben Kurzfilme aus den Studententagen der gegenwärtigen Pixar-Elite.
So schön es ist, die meist pfiffigen Pixar-Kurzfilme nicht nur auf diversen DVDs und/oder Blu-rays in der Sammlung verstreut, sondern auch auf einer bzw. zwei Discs vereint zu haben, so bedauerlich ist es allerdings, dass man die in 3D produzierten Shorts ausschließlich in 2D anschauen kann.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.
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