Ottfried Fischer als Pfarrer Brown. Das ist nicht nur ebenso wie die beiden im deutschen Sprachraum sehr bekannten und beliebten Heinz-Rühmann-Verfilmungen der frühen 1960er, Das schwarze Schaf (Regie: Helmut Ashley) und Er kann’s nicht lassen (Regie: Axel von Ambesser), eine sehr freie Interpretation des titelgebenden Charakters der Father-Brown-Stories von Gilbert Keith Chesterton. Die Konstellation der Serie ist darüber hinaus den genannten Rühmann-Verfilmungen in vielem ähnlich, u. a. in der Figur des nicht nur miesepetrigen, sondern auch etwas intriganten Sekretärs des Bischofs: Anselm Mühlich (Gilbert von Sohlern). Siehe auch den Artikel zu den aktuellen HD-Blu-ray-Veröffentlichungen des Rühmann-Pater-Brown-Duos.
Über rund 11 Jahre, von 2003 bis 2014 war Ottfried Fischer in insgesamt 22 Episoden der TV-Serie zu sehen. Aufgrund seiner fortschreitenden Parkinson-Erkrankung hat sich der bekannte TV-Schauspieler (Der Bulle von Tölz) und Kabarettist aus „Ottis Schlachthof“ im März 2014 mit der bereits ein Jahr zuvor produzierten Folge, Brauns Heimkehr, nun definitiv von seinem Mattscheibenpublikum verabschiedet.
All Score Media hat dies zum Anlass genommen und mit dem Album „Pfarrer Braun“ erstmalig eine besonders umfangreiche Kompilation der von Martin Böttcher für die Serie beigesteuerten Musik vorgelegt. Das bereits im Jahr 2003 bei Colosseum (CST 8092.2) erschienene Album „Pfarrer Braun und andere“ enthält daraus nur etwa 13 Minuten, das aktuelle All-Score-Media-Album hingegen wartet jetzt mit immerhin 50 Minuten Serienmusik auf.
Den bereits seinerzeit zu Colosseums Martin-Böttcher-Sampler gemachten Feststellungen ist auch in der jetzt zugänglichen Langversion nichts grundlegend Neues hinzuzufügen. Das wohl überzeugendste Qualitätsmerkmal der Böttcher’schen Filmmusiken kommt immer dann ins Spiel, wenn dieser mit einer seiner typischen, unmittelbar eingängigen, zudem recht klangsüffig dargebotenen Melodien aufwarten kann. In deren besten Momenten werden dann Erinnerungen wach an seine besonders gelungenen Karl-May-Themen der 1960er und eben auch an das so markante Pater-Brown-Thema des schwarzweißen Heinz-Rühmann-Filmduos. Abgesehen von gelegentlichen kleineren Hängern, gerade in einigen der besonders kurzen Albumtracks ist All-Score-Medias „Pfarrer Brown“ ein für Freunde der TV-Serie wie auch der Musik Martin Böttchers sicher willkommenes klingendes Souvenir. Ausgestattet ist es mit einem mit diversen Bildern der Serie sowie einem Serienguide versehenen Begleitheft. Wobei mir beim Hören, wie bereits 2003, auch dieses Mal direkt in den Sinn kam, dass im Bonusanhang zusätzlich eine nette Suite aus den beiden Böttcher’schen Pater-Brown-Musiken und damit zum Rühmann-Film-Duo der 1960er, eine das Ganze besonders gelungen abrundende und noch dazu betont nostalgische Sache gewesen wäre.