Zum Film
„Willst du berühmt werden, oder willst du glücklich sein?“, so fragte einst der Regisseur Josef von Sternberg die noch am Beginn ihrer Karriere stehende Schauspielerin: Marlene Dietrich ist in jedem Fall berühmt und wohl auch unsterblich geworden. Josef Vilsmaiers Film beleuchtet sehr frei Stationen im Leben des Stars zwischen 1930 und 1945.
In den deutschen Kinos startete der Film am 9. März 2000; er erhielt überwiegend negative Kritiken. Die bereits in meinem Artikel zum Marlene-Film geäußerten deutlich positiveren Ansichten habe ich auch nach der erneuten Begegnung mit dem Film (von der DVD) weitgehend bestätigt gefunden siehe auch das Marlene-Spezial vom Mai 2000. Für eine europäische und dabei überwiegend deutsche Produktion bietet der Film eine seltene Üppigkeit in Ausstattung, Kostüm, Maske und auch ausgeprägte Detailverliebtheit. Als Beispiel hierfür seien die von Kostümbildnerin Ute Hofinger ausgewählten über 40 Kostüme genannt; und aus Gründen der Authentizität wurde sogar rund drei Wochen lang auf dem altehrwürdigen Gelände der Paramount Studios in Los Angeles gedreht. Vilsmaiers Film liefert sicher keinen wichtigen, geschweige denn intellektuellen Beitrag zu einer fundierten Auseinandersetzung mit dem Mythos um die Dietrich, bietet aber rund zwei Stunden handwerklich gute und auch opulente Kinounterhaltung.
Der Film auf DVD
Die am 26. Oktober von EuroVideo auf den Markt gebrachte DVD präsentiert Marlene in einer ordentlich gemachten Edition, aber leider nicht im korrekten Bild-Seiten-Verhältnis von 1:2,35, sondern nur im 16:9-Fernseh-Breitbildformat, welches einem Seitenverhältnis von 1:1,78 entspricht. Dem Zuschauer gehen in der Video-Präsentation damit immerhin rund 25 % an Bildinformation verloren! Kurioserweise wird der auf der DVD enthaltene Kino-Trailer mit fetteren schwarzen Balken als der Film und damit also ein Stück „breiter“ gezeigt. Hier muss zwar angemerkt werden, dass die Filmbilder nicht derart auffällig beschnitten wirken wie in manch anderen CinemaScope-Filmen – vermutlich weil Marlene als Co-Produktion mit den Fernsehanstalten ZDF und RAI entsprechend fotografiert worden ist , aber als Kinofreund halte ich das gewählte Video-Format nicht für glücklich. Nach meiner Meinung „müssen“ Filme grundsätzlich im Originalformat präsentiert werden. Wen die fetten Scope-Balken stören, der kann mit den meisten modernen Fernsehgeräten selbsttätig ins Bild hinein zoomen. Bei Co-Produktionen mit dem Fernsehen sollte man Filme vielleicht generell mit dem Super-35-Verfahren realisieren, weil man bei der anschließenden Verwertung in Sachen Bild-Format flexibler ist. Da das Filmbild hierbei als Normalbild (mit allen handlungswichtigen Elementen im zentralen Cinemascope-Bild-Ausschnitt) aufgenommen wird, können für den Kinoeinsatz Scope-Kopien angefertigt und auf Video entweder das Normal-Vollbild oder ein Bildausschnitt mit variabler Höhe verwendet werden – ohne seitliche Verluste (!), dafür mit zusätzlichen Informationen am oberen und unteren Bildrand.
Zum Bild gibt es ansonsten überwiegend Positives zu vermelden: Die häufig satten Farben stehen weitgehend ruhig und Kontrast und Bildschärfe können ebenfalls als gut bezeichnet werden. Nur vereinzelt ist leichter Bild-Griesel sichtbar.
Der Ton präsentiert sich nicht im fast schon standardmäßigen AC3-5.1-Format, sondern im soliden Dolby-Surround. Der Ton-Mix ist zwar eher dezent, kommt dabei aber durchaus angemessen herüber.
Die Ausstattung mit zusätzlichem Material ist durchschnittlich. Geboten werden der schon erwähnte Kino-Trailer in guter Qualität, Filmografien zu Regisseur und Stars sowie einige anwählbare arg kurze Interview-Schnipsel, und der „Blick hinter die Kulissen“ der Dreharbeiten währt ebenfalls nur knapp vier Minuten. Erstaunlicherweise wird nicht für die Filmmusik-CD geworben (siehe hierzu ebenfalls das Marlene-Special), aber für ein Marlene-Parfum.
Fazit: EuroVideo präsentiert Vilsmaiers Marlene in einer passablen DVD-Edition. Die Ausstattung mit Zusatzmaterial ist nicht allzu üppig. Bild und Ton des Films hingegen können als gut bezeichnet werden. Ein (kleiner) Wehrmutstropfen der Edition ist allerdings das Scope-Bild, das nur mit abgeschnittenen Ecken im 16:9-Fernseh-Breitbild-Format geboten wird – seitliche Bildverluste machen sich allerdings nicht so deutlich bemerkbar, wie bei anderen Scope-Filmen. Trotz der nicht glücklichen Wahl des Videoformates reicht es für etwas mehr als „nur“ eine kleine Empfehlung.