John Williams: The Berlin Concert (Deluxe-Edition)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
6. März 2022
Abgelegt unter:
Blu-Ray, Sehen

„John Williams in Berlin“: Die Konzerte vom 14., 15. und 16. Oktober 2021

Nach seinem Auftritt in Wien im Januar des vergangenen Jahres hat Maestro John Williams nun auch noch wenige Monate vor seinem 90. Geburtstag die Spree-Metropole beehrt und das heißt, dass inzwischen auch die edle Berliner Philharmonie, eine der heiligsten Hallen der Klassik, sich für die Klänge des Films geöffnet hat. Im jovialen Plauderton führt der große Alte Herr der Filmmusik durch das Programm und hat dabei auch so manch wohltuende Bemerkung zum Ort des Ereignisses, der Stadt Berlin und natürlich auch für die Berliner Philharmoniker im Gepäck, die er zum besten Orchester der Welt titulierte. In seinen charmanten Anmoderationen stellte er aber ebenfalls heraus, dass er auch vom Komponieren für das Kino derzeit noch nicht lassen wird, sondern zeitnah definitiv die Vertonung des von Disney mittlerweile für Mitte 2023 angekündigten fünften Indiana-Jones-Kinoabenteuers in Angriff nehmen wird. Darauf werden sich die Freunde seiner Musik zweifellos freuen.

Zwangsläufig ergeben sich zum Wiener-Konzert-Release im Ausgangspunkt und der Einordnung starke Parallelen. Entsprechend erspare ich dem Leser hier die Wiederholung von letztlich für beide Editionen gleichermaßen geltenden Textstücken. Die Unterschiede im Programm zwischen den Wiener Konzerten und denen in Berlin sind größer als zuerst erwartet. Zwar gab’s auch in Berlin wieder ein gerütteltes Maß exakt derselben Williams-Piècen zu hören wie bereits zuvor in Wien: Close Encounters of the Third Kind, Jurassic Park, wie auch zwei Stücke aus dem ersten Indiana-Jones-Abenteuer, der „Raiders March“ sowie „Marion’s Theme“. Gegenüber dem Wien-Event fehlten die Auszüge aus Jaws, The Witches of Eastwick, Cinderella Liberty, Hook, Schindler’s List, The Adventures of Tintin und War Horse. Ausschließlich in Berlin standen auf dem Programm die „Olympic Fanfare“ (entstanden für die Spiele in Los Angeles 1984), der „Superman March“ und daneben die auf einem Seitenthema aus Seven Years in Tibet beruhende, sehr berührende „Elegy for Cello and Orchester“, interpretiert vom hauseigenen Solo-Cellisten Bruno Delepelaire. Darüber hinaus gibt es in Teilen eng Verwandtes, aber eben nicht einfach identisches Material zu hören, aus E.T. – The Extra-Terrestrial, Far and Away oder auch den drei Williams-Vertonungen der Harry-Potter-Filmreihe. Bei den insgesamt fünf aus der StarWars-Reihe gespielten Stücken wird abseits des „Imperial March“ und des zweiten Teils von „Throne Room & Finale“ aus Episode IV Neuland betreten. Besagter „Imperial March“ bildete (wie praktisch immer in Williams-Filmmusik-Konzerten) sowohl in Wien wie auch in Berlin den abschließenden, die Zuhörerschaft unüberhörbar begeistert mitreißenden Rausschmeißer (s. u.). Die gewohnte Konzertpause, dieses Mal ohne das ansonsten übliche Glas Sekt für die Prominenz, folgte auf Jurassic Park.

Dabei wirkt die hier vorgestellte, mit insgesamt vier Datenträgern (2 BDs und 2 CDs) aufwartende, Deluxe-Edition zum Berlin-Konzert mit ihren 2 BDs schon etwas überproportioniert. Immerhin hat es in Wien für’s Geld doch sogar rund 10 Minuten mehr Programm gegeben, das sowohl in der Film- als auch der Pure-Audio-Version zusammen auf einer Blu-ray Platz gefunden hat.

Dieses Mal hat man übrigens bei der in die Deluxe-Edition integrierten Doppel-CD-Ausgabe erfreulicherweise die Anmoderationen und den Applaus belassen, was rund 115 Minuten ergibt. Dafür sind bei der separat erhältlichen Doppel-CD-Ausgabe kurioserweise wieder wie beim Wien-Konzert allein die Musikstücke vertreten, woraus inklusive der drei Zugabestücke gerade mal rund 92 Minuten resultieren. So bewahrheitet sich die bereits im 2016er Artikel „Miklós Rózsa life in Prag“ getroffene Feststellung hier auf’s Neue nämlich, dass Konzertprogramme inzwischen absolut mehrheitlich standardisiert auf doch etwas magere eineinhalb Stunden Musik konzipiert werden.

Dass beide Digipack-Deluxe-Sets, wenn (naheliegenderweise) direkt nebeneinander im Regal platziert, wegen des Höhenunterschieds von plus ca. 2 mm, nicht optimal passen, dürfte so manchen Ästheten stören. Das 3D-Soundformat Dolby Atmos oder auch das hochauflösende „Pure Audio“ liefern in Zeiten, wo man beim Thema eindeutiger klanglicher Verbesserungen längst am oberen Anschlag angekommen ist, den für die Werbung Zuständigen offenbar immer noch zur Vermarktung taugliche Argumente. Wobei insbesondere die Surroundwiedergabe auch den Spieltrieb mancher Zeitgenossen beflügeln dürfte. Dass es weder beim Ton noch beim Bild nennenswerte Reklamationen gibt, ist bei derartigen Neuproduktionen mittlerweile eigentlich selbstverständlich und sei darum nur der Vollständigkeit halber angemerkt. Entsprechend werden die vielen Fans alles in allem auf sehr hohem technischen Niveau bedient und daher sicher auch zufrieden gestellt. Bereits „nur“ von CD gehört ist das Ganze zweifellos ein feines Souvenir, aber m. E. besitzt das Konzert in der Film-Version ganz besonderen Reiz.

Analog zum Wiener Event sind auch vom Berlin-Konzert wieder parallele Ausgaben sowohl auf physischen als auch digitalen Medien erschienen, wobei auch wiederum die Anhänger des LP-Formats bedacht worden sind. Nicht erfasst sind dabei die in Details offenbar marginal voneinander abweichenden internationalen Versionen der hier vorgestellten Deluxe-Version. Glaubt man dazu den Feststellungen auf JW-Fan, gibt es deren mindestens acht …

Etwas schade bleibt, dass Anne-Sophie Mutter nicht auch in Berlin mit von der Partie gewesen ist. Wie geradezu ideal hätte man dabei auch die Gelegenheit nutzen können, durch vielleicht zwei oder drei zusätzliche, neue Konzertarrangements Williams’scher Themen ein Vol. 2 des feinen Kompilationsalbums „Across the Stars“ in Aussicht zu stellen. Allerdings wird bereits am 12./13. März Williams zusammen mit Mutter erneut zu zwei Konzerten im Goldenen Saal zu Wien erwartet, wobei die europäische Erstaufführung seines 2. Violinkonzerts auf dem Programm steht. Und im April wird er in der New Yorker Carnegie Hall das Philadelphia Orchestra unter dem sinnigen Titel „Across the Stars“ dirigieren.

„John Williams in Vienna“ wurde von GfK Entertainment übrigens zum erfolgreichsten Klassik-Album des Jahres 2021 gekürt. Das Neujahrskonzert unter Riccardo Muti liegt derzeit hinter Lang Langs „Goldberg-Variationen“ und Igor Levits „Beethoven-Sonaten“ auf Platz 4. Schauen wir also Mal, wie „The Berlin Concert“ da wird mithalten können.

 

Das Programm:

Applaus
Olympia-Fanfare (Olympische Sommerspiele 1984 in Los Angeles)
Suite aus Unheimliche Begegnung der dritten Art
Moderation von John Williams
Suite aus In einem fernen Land
Moderation von John Williams
Hedwig’s Thema aus Harry Potter und der Stein der Weisen
Nimbus 2000 aus Harry Potter und der Stein der Weisen
Harry’s Wondrous World aus Harry Potter und der Stein der Weisen
Thema aus Jurassic Park
Superman March
Moderation von John Williams
Scherzo für Motorrad und Orchester aus Indiana Jones und der letzte Kreuzzug
Marions Thema aus Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes
Raiders Marsch aus Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes
Moderation von John Williams
Elegy für Cello und Orchester (mit Bruno Delepelaire Violoncello)
Moderation von John Williams
The Adventures of Han aus Solo – A Star Wars Story
Yoda’s Thema aus Star Wars (Episode V) – Das Imperium schlägt zurück
Throne Room & Finale aus Star Wars (Episode IV): Eine neue Hoffnung
Zugaben:
Moderation von John Williams
Prinzessin Leias Thema aus Star Wars (Episode IV): Eine neue Hoffnung
Flying Theme aus E.T. – Der Außerirdische
The Imperial March (Darth Vaders Thema) aus Star Wars (Episode V) – Das Imperium schlägt zurück

© aller Logos und Abbildungen bei Universal Music. (All pictures, trademarks and logos are protected by Universal Music.)

Erschienen:
2020-02
Gesamtspielzeit:
115 Minuten
Vertrieb:
Universal Music
Kennung:
DG 00028948617104
Zusatzinformationen:
Berliner Philharmoniker, Dirigent: John Williams

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